Riesenslalom in Alta Badia Odermatt triumphiert erneut - Kritik an Piste
Ski-Dominator Marco Odermatt hat seinen vierten Saisonsieg gefeiert, weil er im Riesenslalom von Alta Badia dank seiner "Brutalität" noch aufholen konnte. Der Deutsche Anton Grammel überraschte am Sonntag (22.12.2024).
Die Gran Risa in Alta Badia zeigte sich wieder einmal von ihrer schwierigen Seite. Der Riesenslalom in den Dolomiten gilt ohnehin als einer der längsten und anspruchsvollsten - und dann waren auch noch die Bedingungen an der Grenze des Machbaren, wie es Sportschau-Experte Felix Neureuther formulierte. Etwas heftiger kommentierte sie so mancher Fahrer.
Am Ende war es trotzdem wie immer: Die Athleten mussten mit dieser ruppigen - oder "knollligen", wie Henrik Kristoffersen nach seinem ersten Durchgang sagte - Piste klarkommen. Und Odermatt stand wie so oft ganz oben.
Odermatt bleibt trotz der Verhältnisse cool
Er kam einfach wieder einmal am besten mit den Bedingungen zurecht und feierte seinen vierten Saisonsieg - nachdem er erst am Samstag in der so schweren Abfahrt von Gröden triumphiert hatte. Der Ski-Dominator gewann vor Leo Anguenot aus Frankreich (+0,85 Sekunden), der es erstmals aufs Podest schaffte, und Alexander Steen Olsen aus Norwegen (+0,88). Er ist mit nun 41 Siegen der Schweizer mit den meisten Erfolgen im alpinen Weltcup.
Vom dritten Zwischenrang aus legte Odermatt im zweiten Durchgang trotz der mühseligen Piste und bei etwas Schneefall sogar die schnellste Zeit vor - und fing seine Konkurrenten damit noch ab. Schon vor einem Jahr hatte Odermatt auf der Gran Risa, damals vor Filip Zubcic, der nach Zwischenführung Vierter wurde, gewonnen. Steen Olsen war Zweiter nach Lauf eins.
Grammel schafft überraschendes Top-Ergebnis
"Brutalität" forderte der Sportschau-Experte Felix Neureuther von den Skirennfahrern schon am Morgen. "Sauberes Skifahren hilft dir hier nicht weiter", erklärte er. Und keiner hat diese Vorgabe über beide Durchgänge so sehr beherzigt wie Odermatt.
Der Deutsche Anton Grammel wurde im Schatten der Ski-Alpin-Stars völlig überraschend Elfter - und schaffte damit bereits die halbe WM-Norm für die Titelkämpfe in Saalbach-Hinterglemm im Februar. Gerade in Abwesenheit des erst kürzlich mit einem Kreuzbandriss ausgefallenen Alexander Schmid ist das durchaus eine gute Nachricht für den Deutschen Skiverband (DSV).
Zubcic und Kristoffersen üben heftige Kritik
In Erinnerung wird nach diesem Riesenslalom aber auch die Kritik an der Strecke bleiben. Bereits am Morgen hatten die Topfahrer die Vorbereitungen der Veranstalter kritisiert. "Die Strecke war sehr herausfordernd heute. Es gab sogar Diskussionen, ob wir überhaupt hier fahren bei diesen Bedingungen", sagte der zu diesem Zeitpunkt noch Führende Zubcic nach Lauf eins im Sportschau-Interview.
Schon bei den vergangenen Rennen sollen diese laut Zubcic nicht zufriedenstellend gewesen sein. "Selbst unsere Trainer machen bessere Läufe fürs Training." Die Piste breche an gewissen Stellen, stimmte ihm auch Kristoffersen zu, dann werde der Schnee knollig: "Dann rutscht dir der Außenski weg. Und dann wird es schwierig." Und so steigt eben auch die Verletzungsgefahr. Odermatts Teamkollege Justin Murisier sprach gar von einem "absoluten Skandal. Die FIS spielt mit der Gesundheit von uns Athleten." Diese Kritik dürfte sitzen bei den Veranstaltern.
DSV-Fahrer Grammel über Bedingungen: erst skeptisch, dann machbar
Auch Neureuther sah die Strecke unruhig - aber eben an der Grenze des Machbaren. "Die Trainer werden für mich zu wenig miteinbezogen. Man könnte so sehr von ihnen profitieren und dann wird hier eine Piste gemacht, die nicht optimal ist", sagte der Sportschau-Experte.
Und Grammel? Der musste mit Startnummer 54 ohnehin deutlich später starten als die Top-Athleten, kennt schlechte Strecken zur Genüge und fand deshalb: "Ich war auch sehr skeptisch nach der Besichtigung vorm ersten Durchgang, aber es hat sich doch noch relativ gut entwickelt. Und ich würde sagen, im zweiten Durchgang war es relativ ähnlich. Den Umständen entsprechend ist es doch noch ein relativ faires Rennen."
Restliche deutsche Skirennfahrer scheiden aus
Neben Grammel waren aus dem deutschen Team noch Jonas Stockinger, Stefan Luitz und Fabian Gratz am Start. Sie schieden jedoch alle nach dem ersten Durchgang aus. "Es hat leider nicht ganz so funktioniert, wie ich es mir vorgestellt habe. Mit dieser harten Piste ist es aktuell brutal schwierig für mich", sagte Stockinger im Ziel.
Und weiter: "An vielen Stellen ist es gebrochen. Und wenn du nicht hundertprozentig draufstehst, erwischst du jeden Schlag. Gerade bei mir mit Rückenproblemen macht es das nicht gerade leichter. Dann fahre ich die letzten Tore gefühlt wie ein steifer Bock." Zuvor hatte der Bayerwäldler in allen Riesenslaloms des Winters Punkte gesammelt. Nun sprang eben Anton Grammel in die Bresche.