Emma Aicher

Sieg in Kvitfjell Erster Weltcup-Sieg: Die "Rakete" Emma Aicher ist gezündet

Stand: 01.03.2025 18:13 Uhr

Jahrelang wurde die Skirennfahrerin Emma Aicher als ein Jahrhunderttalent gehandelt. Jetzt ging der jungen Athletin der Knopf auf. Am Samstag holte sie sich den ersten Weltcupsieg bei der Abfahrt in Kvitfjell und ließ sich von der Konkurrenz feiern.

Von Mona Marko

Die Zuschauer kannten Emma Aicher bisher schulterzuckend, "Joah" sagend, abgebrüht und stoisch. Emma Aicher ist so ein bisschen der Kimi Raikkönen des Ski-Weltcups. Am Samstag aber da zeigte sich die 21-Jährige den Ski-Fans von einer ganz anderen Seite: Sie jubelte, sie winkte in die Kamera und freute sich über ihren allerersten Weltcupsieg. Dabei konnte die Athletin vom SC Mahlstetten erstmal gar nicht glauben, dass da die grüne Eins aufleuchtete, als sie ins Ziel fuhr.

Und auch im Interview sagte sie später, sie sei "sehr überrascht". Am Freitag hatte sie noch ihr erstes Weltcup-Podium eingefahren: "Es hat sich nicht so gut angefühlt wie gestern." Die Stellen, an denen man Geschwindigkeit mitnehmen könne, habe sie aber offenbar gut getroffen. Sie freue sich "mega".

Cheftrainer Puelacher: "Sie ist eine Rakete"

Der deutsche Cheftrainer Andreas Puelacher hatte den endgültigen Durchbruch schon vor den Rennen in Norwegen hervorgesehen. Er hatte zuletzt angekündigt: "Ich behaupte, Emma wird eine Rakete."

Große Erwartungen kulminierten am Samstag im heiß-ersehnten ersten Triumph, in der Explosion dieser Rakete. Lange wurde Aicher als das Jahrhunderttalent gehandelt - doch der absolute Durchbruch ließ auf sich warten. Die Deutsch-Schwedin etablierte sich früh im Weltcup: 2021 startete sie das erste Mal in der Top-Liga des Skirennsports. Eben, weil sie so früh zum Fixpunkt im Weltcup-Zirkus wurde, schien es lange zu dauern, bis sie dann auch wirklich mal vom Podest lächelte. Aicher fiel eher mit Ausfällen und wortkargen Interviews auf. Doch mit 21 Jahren den ersten Weltcupsieg im Speed zu gewinnen, das ist früh.

Emma Aicher: wortkarg in Interviews, beliebt im Weltcup-Zirkus

Was die Erfolge in Norwegen auch zeigen: Emma Aicher ist beliebt im Weltcup-Zirkus - das sieht man auch daran, wie viele ihrer Konkurrentinnen sie in den Sozialen Medien aktuell abfeiern. Athletinnen und Athleten aus verschiedensten Nationen freuten sich mit Fotos und kurzen Botschaften mit der 21-Jährigen.

Am herzigsten aber fieberte ihre Teamkollegin Kira Weidle-Winkelmann mit ihr mit: Am Freitag sprintete sie in den Zielbereich, um Aicher zu umarmen, sie schüttelte ihre Kollegin und jubelte. Nach Aichers Sieg am Sonntag sagte sie: "Unglaublich. Ich gönne es ihr von Herzen". Die Starnbergerin selbst war gestürzt und ausgeschieden. Sie trug ein paar leichte Prellungen, aber wohl keine größeren Blessuren davon. Man könne sich von Aicher "inspirieren lassen", sagte die WM-Zweite von 2021.

Aicher schrammte in Saalbach knapp an Medaille vorbei

In den vergangenen Jahren baute der Deutsche Skiverband (DSV) Aicher als Allzweckwaffe auf - als Allrounderin. Heutzutage kommt das selten vor - der dicht getaktete Rennkalender erlaubt es kaum, alle Disziplinen auf hohem Niveau zu fahren. Deshalb stieß die Entscheidung, Aicher solle zur Allrounderin ausgebildet werden, lange auf Kritik.

Die Kritik dürfte jedoch nach ihren Schwüngen in Saalbach und Kvitjfell erstmals verstummen. Die vergangenen Wochen liefen für Aicher wie am Schnürchen. Schon bei der Ski-WM in Saalbach-Hinterglemm glitt sie wie auf Schienen über die Pisten unter dem Zwölferkogel - im Super-G und in der Abfahrt wurde sie jeweils Sechste. Am Freitag setzte sie mit ihrem ersten Podestplatz einen Erfolg drauf, am Samstag krönte sie ihre Top-Form mit dem Sieg. Nichts scheint Aicher aktuell aus der Bahn zu werfen.

Befreiungsschlag für DSV - erster Abfahrtssieg seit 2020

Doch es war nicht nur ein Befreiungsschlag für Emma Aicher persönlich - sondern auch für den DSV, der sich am Samstag über den ersten Abfahrtssieg seit den Erfolgen der inzwischen zurückgetreteten Thomas Dreßen und Viktoria Rebensburg im Februar 2020 freuen konnte.

Außer Aicher ist in dieser Saison bislang nur Lena Dürr im Slalom dreimal auf ein Weltcup-Podest gefahren. Bei der WM hatte Linus Straßer am letzten Tag noch Slalom-Bronze geholt und damit die drohende deutsche Nullnummer verhindert.

Im Video: Aicher siegt in Kvitfjell, Geiger holt WM-Bronze

Ski-Weltcup in Kvitfjell

Quelle: Blickpunkt Sport 01.03.2025 - 17:15 Uhr