Kevin Volland jubelt

TSV 1860 München Liebe kennt keine Liga: Vollblut-Löwe Volland zurück zu Hause

Stand: 21.04.2025 17:10 Uhr

Kevin Volland ist zurück bei seiner alten Liebe. Der 15-malige Nationalspieler löste seinen Bundesliga-Vertrag auf, um in die 3. Liga zu 1860 München zu wechseln. Die Beweggründe liegen nahe, die Entscheidung überrascht dennoch.

Von Hannes Nebelung

Sein spitzbübisches Grinsen überstrahlte ganz Giesing. Mit Charme und Witz und vor allem "extremem Kribbeln" hat Kevin Volland am Ostermontag beim TSV 1860 München unterschrieben. Dabei wäre das gar nicht nötig gewesen. Noch bevor die Tinte richtig trocken war, hatte sich die Nachricht über die Rückkehr des verlorenen Sohnes in ganz Fußball-Deutschland verbreitet.

"Gänsehautmoment" an der Grünwalder Straße

"Es ist eine Ehre, wieder zurückzukehren. Alleine heute bei der Unterschrift wieder an der Grünwalder Straße zu sein und die alten Räumlichkeiten zu sehen, das ist ein Gänsehautmoment für mich gewesen", erklärte der 15-malige Nationalspieler.

Mit 32 Jahren ist er zurück bei seinem "Heimatklub". 477 Spiele, 129 Tore und 100 Vorlagen lagen zwischen seinem letzten Löwen-Auftritt im Mai 2012 und seiner Unterschrift am Ostermontag. Nach einer glorreichen Karriere im internationalen Scheinwerferlicht heißt es nun: Candidplatz statt Côte d'Azur, Rote Erde statt satter grüner Rasen und Landespokal statt Champions League.

"Die einfachsten Vertragsgespräche meiner Laufbahn"

Kein Problem für den Mittelstürmer mit dem markanten schwarzen Seitenscheitel. "Wir hatten schon früh Kontakt und es waren die einfachsten Vertragsgespräche meiner Laufbahn", erklärte Sport-Geschäftsführer Christian Werner freudestrahlend: "Weil es nie um finanzielle Dinge ging. Es ist toll, in solchen Gesprächen auch mal wirklich jemanden zu haben, der sagt, es geht nur darum, zu den Löwen zurückzukehren."

Volland wäre auch in die Regionalliga gewechselt

Schon bei den ersten Gesprächen im Winter, als die Löwen tief im Abstiegskampf der 3. Liga steckten, habe Volland versichert, dass er selbst bei einem Abstieg in die Regionalliga Bayern zu 1860 kommen möchte. Dieses "Wahnsinns-Commitment" habe Werner tief beeindruckt, nun hofft der Sportchef auf "eine Aufbruchsstimmung", die sich auch durch den jüngsten Siegeslauf der Profis eingestellt hatte.

Volland unterschreibt für zwei Jahre und erhält seine geliebte Rückennummer 31 zurück. Als Sohn eines ehemaligen Eishockey-Nationalspielers wuchs er im Ostallgäu auf. 2007, im Alter von 14 Jahren, kam er ins Löwen-Internat, um drei Jahre später unter Trainer Reiner Maurer gegen den FC Augsburg in der 2. Bundesliga zu debütieren. Vollands Talent war so augenscheinlich, dass er nach nur wenigen Kurzeinsätzen das Interesse der TSG Hoffenheim auf sich zog.

Im Video: 1860-Boss Werner schwärmt von Rückkehrer Volland

Benjamin Lauth (l.) und Kevin Volland jubeln

2012: Als Volland gemeinsam mit Laut stürmte

Die finanziell stark angeschlagenen Löwen sahen sich damals nach nur einem halben Jahr im Profibereich dazu gezwungen, ihren Rohdiamanten für 700.000 Euro an den Bundesligisten zu verkaufen. Die dringend benötigte Finanzspritze sicherte die Liquidität des Klubs, zudem wurde Volland direkt für eineinhalb Jahre zurück an 1860 ausgeliehen. Ab diesem Zeitpunkt war Volland im Sturm neben Klubikone Benjamin Lauth gesetzt und überzeugte in der Saison 2011/12 mit 13 Toren und zehn Assists. Die Löwen verpassten als Tabellenfünfter den Aufstieg. Für Volland ging es dagegen steil bergauf.

Bruch mit Leverkusen läutet langsamen Abstieg ein

Von 2012 bis 2016 reifte der 1,79 Meter große Torjäger in Hoffenheim zum Nationalspieler. Für 20 Millionen Euro ging es weiter zu Bayer Leverkusen, wo er ebenfalls eine tragende Rolle einnahm. Doch nach vier Jahren kam es zum Bruch mit Bayer, Volland wechselte kurzerhand zur AS Monaco. "Es sind im letzten halben Jahr – unabhängig vom Sportlichen und auch vom Finanziellen – ein paar Sachen vorgefallen, die ich gehört habe, die mir nicht so gefallen haben", sagte Volland später der Sportbild.

Abseits der deutschen Öffentlichkeit entwickelte sich Volland unter Trainer Niko Kovac prächtig. 2021 schaffte er nach fünf Jahren Abstinenz sogar noch einmal den Sprung zurück in den DFB-Kader. Trotz regelmäßiger Spielzeit an der Côte d'Azur kehrte Volland 2023 zurück nach Deutschland. Als Wintertransfer half Volland Union Berlin zunächst bei der Qualifikation zur Champions League.

Ersatzbank und Häme bei Union Berlin

Doch so richtig schlug Volland in Köpenick nicht ein, auch wegen einer Knie-Operation im letzten Sommer. Seitdem hat er gerade einmal 50 Spielminuten gesammelt. Zuletzt musste sich der Stürmer dann auch noch mit gehässigen Kommentaren bezüglich seines körperlichen Zustands herumschlagen. Nun sei es ihm "extrem wichtig", in seinen letzten Monaten in Berlin "alles zu geben" und "die Würde im Training hochzuhalten".

"Werde nicht alleine durch alle durchdribbeln"

Mit Blick auf die Spielweise in der 3. Liga sei "Fitness ein großes Thema", sagte Volland, der sich bereits mit Union-Kollege Benedikt Hollerbach darüber ausgetauscht habe. "Es geht nur über die Mannschaft. Ich werde jetzt nicht alleine durch alle durchdribbeln. Wenn wir eine geile Mannschaft sind und die Verantwortung auf dem Platz verteilen, dann kannst du richtig was reißen." Ein explizites Ziel, wie etwa der Aufstieg in die zweite Liga, wollte Volland nicht ausrufen.

Schlecht gealtertes Volland-Zitat: "Dritte Liga weiß ich nicht"

Vor vier Jahren, als ein Sechzig-Comeback noch in weiter Ferne lag, klang Volland noch etwas anders. "Für mich wäre so schön, wenn sie mal aufsteigen würden in die zweite Liga", sagte Volland 2021 im BR24Sport-Interview, damals noch Stammspieler in Monaco. "Dann wäre das vielleicht wirklich noch mal eine Option nach der Karriere. Dritte Liga weiß ich nicht."

Nun, da Vollands erfolgreiche Karriere in Berlin ein paar Kratzer erhalten hat, ist offenbar auch die 3. Liga gut genug für den zweifache Familienvater. "Meine Kids freuen sich riesig, Oma und Opa sind wieder da." Sein Hauptwohnsitz wird Volland in die allgäuische Heimat verlegen, eine Zweitwohnung in München soll gleichzeitig die Reisestrapazen verringern.

"Keine Kartenanfragen, bitte!"

Viel mehr Sorgen bereiten Volland dagegen seine künftigen Handy-Benachrichtigungen. Denn er weiß, durch seine Rückkehr werden die Tickets für das Grünwalder Stadion noch einmal knapper werden. Doch auch für diesen Fall ist Volland bereits vorbereitet: "Ich werde bei meinem WhatsApp-Status noch drunterschreiben: Keine Kartenanfragen, bitte!"

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Quelle: BR24 21.04.2025 - 18:30 Uhr