Vinzenz Geiger beim Zieleinlauf

Gold in der Nordischen Kombination Vinzenz Geiger - mit Superkraft zum WM-Titel

Stand: 07.03.2025 17:38 Uhr

Vinzenz Geiger hat für den WM-Titel am Freitag mit der Staffel seine Superkraft ausgepackt. Nicht nur deshalb ist die WM in Trondheim für den Kombinierer etwas Besonderes.

Von Ann-Kathrin Rose, Trondheim

Vinzenz Geiger muss grinsen - die Nordische Kombination ist die Königsdisziplin des Nordischen Skisports. Aber ob er und seine Kombinierer-Kollegen deshalb gleich eine Art Superkraft haben, weil sie Skispringen und Langlauf beherrschen, weiß er nicht so recht. "Ich habe als Kind eigentlich alles gleichzeitig gemacht", sagt er im Wintersport-Podcast der Sportschau. Die Erklärung, sie ist so einfach wie ehrlich. Er habe sich möglichst breit aufstellen wollen.

Eine Superkraft aber hat Geiger trotzdem: "Die Schlussrunde im Langlauf. Da kann ich meistens noch einen drauflegen." Und wie gut er das kann, hat der Oberstdorfer auch am Freitag (07.03.2025) gezeigt. Auf der Schlussrunde ließ er die österreichische Konkurrenz stehen und sprintete mit der deutschen Staffel zu Gold. "Jawoll", brüllte Geiger und herzte Bundestrainer Eric Frenzel. "Ich wusste: ‚Der letzte Anstieg, ist meiner heute.‘ Und das habe ich dann auch umgesetzt."Die Party, sie soll dann am Samstag steigen. "Dann geht’s ab."

Sportschau-Wintersport-Podcast, 06.03.2025 05:00 Uhr

Olympiasieg im Ausnahmezustand

Die Schlussrunde - sie ist nicht nur bei der Nordischen Ski-WM in Trondheim Geigers Superkraft. Bei den Olympischen Spielen 2022 hat der 27-Jährige eine Schlussrunde in Perfektion gezeigt, sie mit dem Olympiasieg gekrönt. "Mein Sprung war nicht so gut und dann habe ich alles auf eine Karte gesetzt und bin mit großem Risiko einfach Vollgas gelaufen."

Diese Taktik ging auf, technisch, taktisch und körperlich. "Ich konnte laufen und laufen. Ich bin nicht kaputt gegangen. Das war dann schon ein spezieller Tag und etwas ganz Besonderes."

Die Bilder habe er inzwischen oft gesehen, verrät Geiger, erinnere sich aber auch noch an die besonderen Umstände - an Olympische Spiele unter Corona-Bedingungen, mit strengem Hygiene-Konzept, Kontaktverboten und Co.: "Das war eine krasse Zeit. Wir haben in einer anderen Welt gelebt." Drei Jahre nach Peking, bei der Nordischen Ski-WM in Trondheim, tragen die Teams teilweise wieder Maske, versuchen sich vor den letzten Ausläufern des Erkältungswinters zu schützen.

Fokus trotz Fan-Euphorie

Das aber ist das einzige, was dieser Tage in Trondheim an Peking erinnert. Die Tribünen sind voll, Fans feiern ausgelassen und auch Geiger ist beeindruckt von der Begeisterung im Granåsen-Stadion. "Es ist ein bisschen surreal", sagt er. "Wir sind das ja nicht gewohnt, vor so vielen Zuschauern zu laufen. Sicher haben wir auch mal gute Stimmung im Weltcup, aber das ist eine andere Dimension." Auf der Langlauf-Strecke etwa habe er kaum die Rufe der Trainer gehört.

Die Veränderung in der Kommunikation aber bringt Geiger nicht aus seiner Konzentration. Im Rennen ist er ganz bei sich. "Wenn es losgegangen ist, dann bin ich voll fokussiert", verrät der Oberstdorfer. Und auch im neuen Compact-Format hat sich das ausgezahlt. Geiger holt Bronze und sammelt noch mehr Erinnerungen.

Medaille mit royalem Zauber

Die Medaille überreicht ihm die norwegische Königin Sonja vor mehr als 20.000 Menschen. "Das war auch ein Moment, den ich nie vergessen werde", sagt er. "So weit ich schauen konnte, waren Leute. Das hat mich daran erinnert, wie die Fußball-Nationalmannschaft 2014 empfangen wurde. Es war etwas ganz Besonderes." Und das trotz Dauerregens.

Für ein kurzes Gespräch mit der royalen Repräsentantin bleibt keine Zeit, aber auch so wird die WM in Trondheim bei Geiger bleibenden Eindruck hinterlassen. "Man merkt einfach, wie die Menschen hier, den Sport lieben. Es ist alles mit viel Liebe vorbereitet. Es ist eine ganz besondere Stimmung", sagt er. Und das ist auch für die Nordische Kombination und ihre Zukunft wichtig. "Es tut gut, wenn wir so eine große Bühne haben und präsentieren können, was wir für einen tollen Sport haben."

WM-Titel als Krönung

Und das haben Geiger und seine Teamkollegen auch am Freitag noch einmal gezeigt und sich im Zielbereich schließlich die gold-glänzenden Leibchen mit der Aufschrift "World-Champions" übergestreift. Dabei war Startläufer Johannes Rydzek bei einer Abfahrt gestürzt. Die schwierigen, auf der Strecke so wechselhaften Bedingungen sorgten dafür, dass ihm der linke Ski wegrutschte.

WM-Debütant Wendelin Thannheimer aber lief ein starkes Rennen, Julian Schmid schloss schließlich wieder zur österreichischen Konkurrenz auf und zog vorbei. Und Schlussläufer Geiger? Der packt auch in diesem WM-Rennen noch einmal seine Superkraft raus: die starke Schlussrunde.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau Wintersport | 07.03.2025 | 17:24 Uhr