Erst Streit, jetzt Kooperation FIS setzt bei Zentralvermarktung doch auf externe Firma
Der internationale Skiverband FIS hat beim Ziel, die Weltcups künftig selbst zu vermarkten, eine überraschende Kooperation verkündet. Der Streit mit großen Skinationen hat neues Futter.
Es ist gar nicht lange her, dass FIS-Präsident Johan Eliasch über die TV-Marketingfirma Infront lästerte und deren angebliche Millioneneinnahmen zu Lasten des Skisports. Und Infront selbst beschwerte sich über Eliaschs Umgangsformen, er stelle Verträge infrage und reagiere nicht auf Gesprächsangebote. Man landete sogar vor Gericht.
Nun aber klingen FIS und Infront plötzlich wieder wie ein Herz und eine Seele. Beide verkündeten am Montag eine "historische Vereinbarung" über eine Weltcup-Zentralvermarktung ab der Saison 2026/27. Sie soll acht Saisons lang gelten bis ins Jahr 2034 und der FIS im Vergleich zu derzeitigen Konditionen eine zusätzliche Mindestvergütung von mehr als 100 Millionen Euro bringen.
Infront erhält eine Provision und garantiert mindestens 600 Millionen Euro Umsatz. Und: Die FIS erhält die volle Kontrolle über den Verkaufsprozess.
Streit um Besitzrechte noch ungeklärt
Die Mitteilung liest sich, als wäre Eliasch an seinem großen Ziel angekommen, eine Zentralvermarktung einzuführen. 2026 wäre zwar drei Jahre später als erhofft, und immer noch würde eine externe Firma mitverdienen, aber immerhin hätte die FIS dann die Fäden selbst in der Hand.
Was der Weltverband allerdings mit keiner Silbe erwähnt: Der Streit um die Weltcup-Besitzrechte ist noch gar nicht geklärt. Zwar verweist Eliasch in der Mitteilung auf die Statuten-Änderung aus dem Jahr 2021, die den Weg zur Zentralvermarktung ebnen sollte. Aber aus Sicht vieler Nationalverbände und auch von Sportjuristen liegen die Weltcup-Besitzrechte weiterhin bei den Ausrichtern, bis das FIS-Council anderes beschließt. Und bisher ist Eliasch dort mit seinen Vorstößen am Widerstand großer Skinationen wie Österreich, Deutschland oder der Schweiz gescheitert.
So verweist Infront auf Nachfrage der Sportschau denn auch darauf, dass der verkündete Vertrag nur gültig werde, wenn sich die FIS und die Mitgliedsverbände einigten.
Nationalverbände nicht involviert
Doch bis dahin scheint es noch ein weiter Weg, die Nachricht vom Infront-Deal überraschte viele Funktionäre im Urlaub. Christian Scherer, Generalsekretär des Österreichischen Skiverbandes, schrieb, nähere Detail seien sowohl dem ÖSV als auch anderen Verbänden bisher nicht bekannt. "Bemerkenswert ist aber, dass über Rechte von Verbänden/Organisatoren gesprochen wurde, ohne diese überhaupt zu involvieren."
Auch Stefan Schwarzbach, Vorstandsmitglied im Deutschen Skiverband (DSV), lagen jenseits der Pressemitteilung keine Details vor. "Wir sind fest davon überzeugt, dass eine zentrale Vermarktung nur dann erfolgreich sein kann, wenn dies im Austausch und im engen Schulterschluss mit den nationalen Verbänden als originäre Rechteinhaber geschieht. Von daher erwarten wir sowohl von der FIS als auch von unserem Partner Infront, dass wir uns nun zeitnah und im Sinne des gesamten Skisports über das weitere Vorgehen austauschen."
Langfristige Verträge
Ein Haupt-Kritikpunkt der Nationalverbände war bisher stets, dass die FIS noch keine konkreten Pläne vorgelegt habe, wie sie mit einer Zentralvermarktung mehr Geld für alle Nationen beschaffen wolle. Der Glaube daran, dass die FIS dies mit ihrer neu gegründeten "FIS Media & Marketing" auf die Schnelle garantieren könnte, war gering.
Nun aber liegt durch die Kooperation mit Infront und die vereinbarte Mindest-Mehrvergütung von 100 Millionen Euro eine konkrete Zahl als Verhandlungsbasis auf dem Tisch.
Selbst bei einer Einigung bliebe aber noch die Frage, was mit den Verträgen zwischen Nationalverbänden und Infront passiert, die noch länger als bis 2026 laufen. So dürfte also auch das dritte Jahr unter FIS-Präsident Eliasch geprägt sein durch Macht- und Verteilungskämpfe hinter den Kulissen.