Kritik an Ski-Weltverband FIS Greenpeace fordert Ende der CO2-Kompensation
Der Ski-Weltverband FIS nennt sich "klimapositiv" - mithilfe einer undurchsichtigen Regenwaldinitiative. Greenpeace fordert, das "dreiste Greenwashing" zu beenden.
"Echter Klimaschutz statt Ablasshandel" - so lautet die Überschrift eines offenen Briefes, mit dem sich Greenpeace International am Montag (24.04.2023) an den FIS-Präsidenten Johan Eliasch gewendet hat. "Anstatt den Wintersport zukunftsfit zu machen, befeuert die FIS unter Präsident Eliasch ihren Untergang. CO2-Kompensationszahlungen sind nichts als dreistes Greenwashing", sagt Adam Pawloff, Programmdirektor bei Greenpeace in Österreich.
Die Umweltschutz-Organisation forderte Eliasch auf, "diesen Ablasshandel noch vor der nächsten Saison zu stoppen und echte Klimaschutzmaßnahmen zu setzen."
Die FIS nennt sich selbst seit zwei Jahren "klimapositiv". Nach eigenen Angaben überkompensiert sie die direkten und indirekten CO2-Emissionen der FIS-Veranstaltungen mit Hilfe einer eigenen Initiative zum Schutz des Regenwaldes.
Greenpeace kritisiert FIS-Rennkalender
Greenpeace kritisiert auch, dass die Weltcup-Ansetzungen der abgelaufenen Saison zusätzliche lange Flugreisen verursacht haben. "Eliasch und die FIS müssen den Rennkalender anpassen und dafür sorgen, dass die Rennen so gelegt werden, dass Reisen und damit verbundene Emissionen auf ein Minimum reduziert werden”, sagte Pawloff.
Rund 500 Athletinnen und Athleten fordern mehr Klimaschutz
Die Umweltschutz-Organisation stellt sich damit an die Seite der rund 500 Athletinnen und Athleten, die den offenen Brief des österreichischen Alpin-Profis Julian Schütter unterschrieben haben. Schütter hatte diesen Mitte Februar bei der alpinen Ski-WM in Frankreich vorgestellt.
Zu den Unterstützern gehören die alpinen Weltstars Mikaela Shiffrin und Aleksander Aamodt Kilde und ansonsten überwiegend Profis aus der zweiten und dritten Reihe. Aus Deutschland haben 52 Athletinnen und Athleten unterschrieben.
FIS weist Kritik von sich
Sie fordern gemeinsam den Weltverband auf, stärkere Maßnahmen für den Klimaschutz zu treffen. "Wir kennen die derzeitigen Nachhaltigkeitsbemühungen der FIS und bewerten sie als unzureichend", heißt es in dem an Eliasch und die Council-Mitglieder gerichteten Brief. Der Skisport sei durch den Klimawandel "existenziell und akut bedroht".
Die FIS schrieb in einer öffentlichen Reaktion, sie begrüße das Engagement der Athleten und teile die Sorgen angesichts immer schwieriger werdenden Wetter-Prognosen. Allerdings wies sie die Kritik an den eigenen Klimaschutzbemühungen von sich und verwies unter anderem erneut auf die FIS-Regenwald-Initiative.
Fragwürdige Zusammenarbeit mit Cool Earth
Allerdings bleiben bei dieser weiterhin viele Fragen offen. So lässt sich die FIS beim Schutz des Regenwaldes von Cool Earth beraten, obwohl die britische Nichtregierungsorganisation selbst schreibt, dass ihre Vorgehensweise inkompatibel sei mit den komplexen Anforderungen einer CO2-Zertifizierung. Die Zusammenarbeit ist zusätzlich fragwürdig, weil FIS-Präsident Eliasch selbst Vorsitzender und Mitbegründer von Cool Earth ist.
Umso wichtiger wäre Transparenz: Wie viel zahlt die FIS an Cool Earth? Wie funktioniert die Kompensations-Rechnung? Welche externe Kontrolle gibt es für die FIS-Regenwaldinitiative?
FIS reagiert nicht auf Anfragen
Allerdings hält sich die FIS bedeckt, ließe mehrere Anfragen der Sportschau unbeantwortet, nennt nicht einmal Ansprechpartner. Auch Schütter sagt, er habe Informationen einholen wollen, aber keine Antwort seitens der FIS erhalten.
"Das muss transparent sein, sonst schießen sie sich nur selber ins Knie", sagte Schütter zur Sportschau. "Wenn man so agiert, macht man sich immer nur unglaubwürdiger und unbeliebter bei Menschen, die sich Sorgen um das Klima machen."