Biathlon-Weltcup in Östersund Trotz Strafrunde - Deutsche Biathlon-Männer laufen auf das Podest
Was für ein verrücktes Staffelrennen: Die deutsche Mannschaft lag schon aussichtslos zurück und jubelte am Ende doch über einen Platz auf dem Siegerpodest in Östersund.
Roman Rees, Johannes Kühn, Philipp Nawrath und Benedikt Doll sind am Samstag (11.03.2023) beim letzten Staffelrennen des Jahres durch ein Wechselbad der Gefühle gegangen und konnten sich am Ende noch über den dritten Platz freuen. Dieser schien nach der Strafrunde von Kühn und insgesamt zehn Nachladern zwischendurch unmöglich.
Den Sieg sicherte sich Norwegens B-Mannschaft. Das überragende Team der Saison gewann auch ohne Überflieger Johannes Thingnes Bö, Tarjei Bö und Sturla Holm Laegreid in 1:09:12,4 Stunden (7 Nachlader) deutlich vor Frankreich (+ 22,5 Sekunden/1 Strafrunde, 8 Nachlader).
Startläufer Rees tadellos
Nominiell war die deutsche Mannschaft die stärkste. Und das zeigte zumindest Startläufer Roman Rees. Im Einzel als Fünfter nur drittbester Deutscher, lieferte er am Schießstand eindrucksvoll ab und traf die Ziele ohne Nachlader. Rees schoss besonnen, ließ sich viel Zeit und ging nach dem Schießen als Fünfter auf die Loipe zurück. Auf der Schlussrunde lief Rees gemeinsam mit Norwegen und Tschechien im Führungstrio zum ersten Wechsel.
Kühn muss in die Strafrunde
Jetzt lag es an Johannes Kühn, die gute Position im Duell der 22 Nationen zu verteidigen. Weil das Tempo an der Spitze nicht sehr hoch war, kamen sieben Nationen gleichzeitig zur ersten Schießprüfung - Kühn verließ den Schießstand aus dieser Gruppe als Letzter. Genau wie Denise Herrmann-Wick in der Frauenstaffel brauchte er drei Nachlader, wendete die Strafrunde aber (zunächst) ab.
Bei der zweiten Schießprüfung flatterte Kühn wieder und diesmal reichten die acht Patronen für die fünf Scheiben nicht. Der Bayer musste in die Strafrunde und das DSV-Quartett fiel auf den zwölften Platz zurück. "Die Strafrunde tut auch beim Zugucken weh, aber das Rennen ist noch nicht vorbei", sagte Rees im ZDF, der immer noch mit Platz drei liebäugelte.
Nawrath schiebt DSV-Quartett nach vorn
Dafür musste Philipp Nawrath aber einen Sahnetag erwischen, denn Kühn hatte ihm eine Hypothek von 1:02,4 Minuten mit auf den Weg gegeben. Bronze war allerdings "nur" 30 Sekunden entfernt. Nawrath - im Einzel mit der schnellsten Laufzeit flott unterwegs - setzte zur Aufholjagd an und spülte Deutschland mit einer fehlerfreien ersten Serie zurück Richtung Podestplatz. Der Rückstand war halbiert und Nawrath längst nicht fertig.
Der 30-Jährige jagte durch das Feld und kam 20 Sekunden nach Spitzenreiter Johannes Dale (Norwegen) als Sechster zum zweiten Schießen. Dort begann Nawrath zu zittern, brauchte zwei Nachlader und verlor einen Platz. 37 Sekunden hinter Frankeich (1. Platz) und 30 Sekunden hinter Norwegen (3. Platz) waren sportlich und Nawrath hatte nicht mehr die Körner, um entscheidend aufzuholen.
Doll erobert Podestplatz
Schlussläufer Benedikt Doll war wenige Tage nach seinem Einzelsieg hochmotiviert. Mit fünf Treffern im Liegendanschlag schob sich der Vorzeigeläufer auf den vierten Platz vor. Der Rückstand auf das Podium war allerdings gewaltig (+ 36 Sekunden). Doch Doll ist ein Kämpfer, einer der immer an sich und den Erfolg glaubt.
Der Glaube wuchs, als er ins Stadion einbog und den Schweden Peppe Femling noch am Schießstand stehen sah. Obwohl Doll zwei Nachlader brauchte, ging er zeitgleich mit dem Schweden zurück auf die Strecke und ließ dem Lokalmatador im Kampf um Platz drei keine Chance. Die Schützlinge von Bundestrainer Mark Kirchner schafften es damit in allen fünf Staffelrennen unter die Top drei, bei der WM hatte das mit Rang fünf nicht geklappt.
Massenstart am Sonntag ohne Bö
Zum Abschluss des Weltcup-Wochenendes in Schweden stehen am Sonntag die Massenstartrennen an. Auch dann wird Seriensieger Johannes Thingnes Bö nicht in der Startliste auftauchen. Er fühle sich nach seiner Corona-Infektion zwar wieder fit, werde aber erst am Holmenkollen wieder einsteigen, sagte Nationalmannschaftstrainer Egil Kristiansen der norwegischen Nachrichtenagentur NTB. Bö gewann in diesem Winter bereits 13 Weltcuprennen, dazu drei WM-Einzeltitel.