Denise Herrmann-Wick in Aktion

Weltcup in Östersund Biathlon: Herrmann-Wick wackelt in der Staffel

Stand: 11.03.2023 15:10 Uhr

Die deutsche Frauenstaffel hatte den Sieg beim letzten Staffelrennen der Saison am Samstag (11.03.2023) in Östersund im Blick, doch ausgerechnet Weltmeisterin Denise Herrmann-Wick flatterten die Nerven. Damit war auch der Gewinn der kleinen Kristallkugel futsch.

Mit drei Plätzen unter den besten elf im Einzel am Donnerstag hatten sich die Deutschen in den heißen Kreis der Favoriten manövriert und ihre Topform in der Staffel lange unter Beweis gestellt. Janina Hettich-Walz, Hanna Kebinger und Vanessa Voigt hatten Schlussläuferin Denise Herrmann-Wick mit insgesamt nur zwei Nachladern eine glänzende Ausgangslage beschert, doch die deutsche Vorzeige-Biathletin schwächelte am Schießstand, brauchte insgesamt fünf Nachlader und wendete nur mit Glück eine Strafrunde ab. Am Ende reichte es für den dritten Platz.

Der Sieg nach 4x6 Kilometern ging an die Norwegerinnen (4 Nachlader), die 15,2 Sekunden schneller waren als die Französinnen (7 Nachlader).

Hettich-Walz mit solidem Start

Die Deutschen überraschten mit Janina Hettich-Walz als Startläuferin. Die 26-Jährige, die bei WM in Oberhof im Staffelrennen nur Zuschauerin war, räumte im Liegendanschlag alles ab, wackelte aber im Stehendschießen und brauchte zwei Nachlader. 18,9 Sekunden hinter Italien kehrte Hettich-Walz als Achte auf die Strecke zurück. Auf der Schlussrunde machte sie fünf Sekunden auf die Spitze gut und schickte Hanna Kebinger als Sechste knapp 13,1 Sekunden hinter Frankreich auf die Reise.

Kebinger läuft von Platz sechs auf Rang eins

Der Wechsel verlief nicht geräuschlos. Kebinger übersah die Schwedin Anna Magnusson, die stürzte, sich aber rasch aufrappelte. Während Magnusson nur mit Mühe eine Strafrunde beim ersten Schießen vermied, tat das Missgeschick Kebingers Konzentration keinen Abbruch. Die Deutsche, die ihre erste Weltcup-Saison läuft, schob sich nach dem ersten Schießen auf den dritten Platz, konnte in der Loipe aber nicht näher an Dorothea Wierer (Italien) und Chloe Chevalier (Frankreich) aufschließen. Am Schießstand zog Kebinger dann gnadenlos ab und mit fünf Volltreffern am Führungsduo vorbei. Die 25-Jährige ging als Erste knapp vor Wierer (1 Nachlader) auf ihre Schlussrunde, hielt bravourös dagegen und schickte Vanessa Voigt als Erste ins Rennen. "Wir sind auf Angriff gegangen und wollten in der letzten Staffel alles zeigen", freute sich Kebinger im ZDF.

Hanna Kebinger in Aktion

Hanna Kebinger kam fehlerfrei durch und lief die deutsche Staffel an die Spitze.

Voigt nervenstark mit zehn Volltreffern

Voigt stiefelte nahezu zeitgleich mit Italien (Samuela Comola) los, Frankreich und Norwegen saßen beiden dicht im Nacken. Hinter den Top 4, die man vor dem Rennen schon als Topfavoritinnen auf dem Zettel haben musste, klaffte schon eine Lücke von mehr als 30 Sekunden.

Auf dem Führungsquartett wurde nach dem Liegendschießen ein Führungstrio, weil Italien zwei Nachlader brauchte. Voigt lief gemeinsam mit Ingrid Landmark Tandrevold (NOR) und Caroline Colombo (FRA) an der Spitze. Das Trio kam zusammen zum Stehendschießen. Während Voigt und Tandrevold im Gleichschritt zauberten, brauchte Frankreich zwei zusätzliche Patronen. Damit ging Voigt gemeinsam mit der schnellen Tandrevold zurück. Die Thüringerin, mit Traummaterial an den Füßen, klebte förmlich an der Norwegerin und schickte Schlussläuferin Denise Herrmann-Wick als Zweite (2 Sekunden zurück) noch mit besten Siegchancen auf die Strecke.

Herrmann-Wick wackelt beim Schießen

Herrmann-Wick bekam es mit der wiedererstarkten Marte Olsbu Röiseland zu tun. Frankreich (mit Anais Chevalier-Bouchet) hatte 18,1 Sekunden Rückstand. Italien (Platz vier) trennte schon fast eine Minute von den Deutschen. Ein Platz auf dem Treppchen schien also sicher, oder doch nicht? Ausgerechnet dIe beste Deutsche im Gesamtweltcup zeigte ungewohnte Schwächen am Schießstand und traf die fünf Scheiben erst mit dem dritten und letzten Nachlader. Röiseland (1 Nachlader) übernahm allein die Führung, Herrmann-Wick ging als Dritte noch hinter Chevalier-Bouchet zurück.

Der Vorsprung auf Italien war plötzlich auf 23 Sekunden geschmolzen. Und Herrmann-Wick machte es wieder spannend. Zwei weitere Nachlader am Stehendanschlag ließen Italien kurz hoffen, doch auch Lisa Vittozzi kam nicht fehlerfrei durch. Damit war der dritte Platz für Deutschland sicher, die Nationenwertung der besten Nation des Winters aber futsch. Dafür hätte Deutschland vor Frankreich ins Ziel kommen müssen.

"Es war ein äußerst schlechtes Rennen von mir", sagte Herrmann-Wick, die sich selbst am meisten über ihre Schießpannen ärgerte und sich die Fehler beim Liegendanschlag nicht erklären konnte. Wäre das DSV-Quartett vor Frankreich geblieben, hätte es die Kristallkugel für die Staffel-Gesamtwertung gewonnen. "Das ging uns die ganze Zeit durch den Kopf, ein Sieg war unser Ziel heute, das war drin. Aber ich konnte es nicht über die Ziellinie bringen", sagte Herrmann-Wick.