Nawrath und Co. auf Formsuche Was ist los mit den deutschen Biathlon-Männern?
Erst ein Podestplatz im Winter, viele Schießfehler und läuferisch nicht in Topform - die deutschen Biathlon-Männer laufen hinterher. Was ist los? Sportdirektor Bitterling fordert sein Team.
Zum Glück für das deutsche Biathlon-Team gibt es das Frauen-Team. Franziska Preuß, Vanessa Voigt und Co. eilen derzeit von Erfolg zu Erfolg. Preuß ist Weltcup-Spitzenreiterin, viermal standen deutsche Athletinnen in der noch jungen Saison bereits auf dem Podest, vier Deutsche liefen bereits in die Top 5. Und die Männer? "Wir haben eine ganz andere Situation als im Damenfeld" konstatierte auch Biathlon-Sportdirektor Felix Bitterling nach dem enttäuschenden fünften Platz der deutschen Männer in der Staffel von Hochfilzen am Sonntag (15.12.2024).
Nawrath immerhin Sprint-Dritter
Während die Frauen von Erfolg zu Erfolg eilen, sind die DSV-Männer weit weg von den Erfolgen des Vorjahres, als Philipp Nawrath es sogar ins Gelbe Trikot schaffte. Nach fünf Einzelrennen in diesem Winter und vier Staffel-Entscheidungen steht ein dritter Sprint-Platz von Nawrath und ein dritter Platz durch Justus Strelow in der Single-Mixed zu Buche – beides in Kontiolahti. Zudem schaffte es Youngster Danilo Riethmüller beim Kontiolathi-Massenstart in die Top 5.
Was ist los mit den deutschen Biathlon-Männern im Jahr eins nach dem Rücktritt von Erfolgsgarant Benedikt Doll? "Wir haben eine andere Situation als im Damenfeld", beobachtet Bitterling, der sich die Situation so erklärt: "Wir wissen, dass es zwei Nationen gibt, die an einem normalen Tag schwer zu schlagen sind, das sind die Norweger und die Franzosen." Bei der Staffel am Sonntag machten Frankreich und Norwegen den Sieg unter sich aus. In den Top 4 im Weltcup stehen zwei Norweger und zwei Franzosen und alle fünf Einzelrennen gewannen bisher Norweger oder Franzosen.
37 Schießfehler - Bitterling: "Müssen uns schütteln"
Biathlon – das ist Laufen und Schießen. Und das sind derzeit auch die beiden Problemfelder der deutschen Männer. "Da müssen wir uns schütteln", fordert Bitterling von seinem Team. Denn: "Wir vergeben in den Männer-Konkurrenzen zu viel am Schießstand." Allein in der Hochfilzen-Staffel leistete sich sein Team 13 Nachlader und eine Strafrunde. Hinzu kommen in den beiden Einzelrennen 24 Schießfehler. Nur Nawrath kam einmal ohne Schießfehler durch – und wurde fehlerfrei Achter im Sprint.
Zu langsam am Schießstand
Schießfehler bringen Zeitverlust – durch Nachlader oder Strafrunden. Allein in der Staffel verloren die Deutschen 51,1 Sekunden am Schießstand auf Norwegen (das selbst auch achtmal nachladen und einmal in die Strafrunde musste). Auch in den Einzelrennen verlieren die Deutschen viel Zeit am Schießstand. Einzig Justus Strelow zählt hier zur Weltspitze. Kein anderer Deutscher schaffte es in der so genannten "Range Time", also der Zeit am Schießstand, in dieser Saison in einem Rennen in die Top 10 der Welt.
Felix Bitterling: "Schenken zu viel her"
"Im Gesamten schenken wir am Schießstand zu viel her. In dieser engen Weltspitze muss das einfach besser werden. Sonst werden wir es extrem schwer haben, da vorn ranzukommen", fordert Bitterling eine Verbesserung beim letzten Weltcup-Wochenende dieses Jahres im französischen Le Grand Bornand.
Zu langsam auf der Strecke
Die Deutschen müssen aber auch läuferisch nachlegen. In der Staffel von Hochfilzen war das deutsche Quartett auf der Strecke 1:22,3 Minuten langsamer als die siegreichen Franzosen. Selbst beim bisher größten Erfolg des Winters, dem 3. Platz von Nawrath in Kontiolahti, war der 31-Jährige in der Loipe 25 Sekunden langsamer als der Laufschnellste. In den bisherigen Einzelrennen schaffte es noch einmal Danilo Riethmüller mit der zehntbesten Laufzeit beim Massenstart von Kontiolahti in die Weltspitze. Sonst verpassen die Deutschen regelmäßig die Top 10 der Laufstärksten.
Bitterling: "Topform im Januar und Februar"
Zumindest hier ist aber eine Verbesserung zu erwarten. Denn, so berichtet Felix Bitterling, der Formaufbau für die Saison sei noch nicht abgeschlossen. "Im läuferischen Bereich, da haben wir einfach auch einen anderen Aufbau geplant in diesem Jahr als im letzten. Da wollen wir unsere Topform gerade im Januar und Februar haben", erklärt der DSV-Biathlon-Sportdirektor.
Und das wiederum lässt die deutschen Fans hoffen. Vielleicht schaffen es die DSV-Männer ja genau zu den Heim-Weltcups Anfang Januar in Oberhof und Ruhpolding zurück aufs Podest.