Weltcup in Hochfilzen Deutsche Biathlon-Männer patzen zu oft am Schießstand
Die deutschen Biathleten haben nach dem furiosen Auftritt der Frauen-Staffel in Hochfilzen nicht nachlegen können und den Sprung auf das Podest deutlich verpasst. Frankreich feierte derweil den nächsten Sieg vor Norwegen.
Das Quartett des Deutschen Skiverbandes (DSV) mit Justus Strelow, Simon Kaiser, Danilo Riethmüller und Philipp Nawrath beendete das Rennen über 4x7,5-Kilometer am Sonntag (15.12.2024) nach 13 Nachladern und einer Strafrunde von Riethmüller auf Platz fünf. Schon beim Weltcup-Auftakt in Kontiolahti hatte die DSV-Staffel den Sprung auf das Treppchen verpasst.
Der Sieg ging zum zweiten Mal in Folge nach Frankreich. Fabien Claude, Quentin Fillon Maillet, Eric Perrot und Emilien Jacquelin setzten sich nach zehn Nachladern in 1:23:04 Stunde vor Norwegen (8 Nachlader/1 Strafrunde/+49 Sekunden) und den lange weit zurückliegenden Schweden (14/+1:59,2 Minute) durch. Die deutsche Staffel, die das Rennen noch hinter Slowenien beendete, hatte im Ziel fast zweieinhalb Minuten Rückstand auf Sieger Frankreich. Das Podest war lange in Reichweite, letztlich fehlten aber 28,6 Sekunden.
Strelow beginnt vielversprechend
Der Deutsche Skiverband hatte vorab mit der Nominierung durchaus für eine kleine Überraschung gesorgt. Statt den erfahrenen Johannes Kühn und Philipp Horn rückten Riethmüller und Weltcup-Debütant Kaiser ins Team. Den Anfang aus deutscher Sicht machte aber Strelow, der bei Neuschnee mit einer fehlerfreien Schnellfeuereinlage im Liegendanschlag furios loslegte und sich an die Spitze setzte.
Auch beim zweiten Schießen lieferte der 27-Jährige. Zwar musste er nach einem Nachlader Norwegen und Frankreich vorbeiziehen lassen, der Rückstand hielt sich mit 20 Sekunden beim Wechsel aber noch in Grenzen. Strelow sprach im Anschluss von einem "seltsamen" Rennen. "Durch den Neuschnee war es auf der ersten Runde sehr langsam. Keiner wollte richtig an der Spitze laufen. Ich habe mich schwergetan, meinen Top-Speed auszupacken", sagte er im ZDF.
Starkes Staffel-Debüt von Kaiser
Kaiser, der bei seinem Weltcup-Debüt mit guten Ergebnissen im Sprint und in der Verfolgung überzeugt hatte, präsentierte sich in der Loipe in guter Form und verlor kaum Zeit auf die beiden Topläufer Tarjei Bö und Quentin Fillon Maillet. Auch am Schießstand schoss der 25-Jährige in einem guten Rhythmus. Einzig der letzte Schuss sollte nicht fallen, was Kaiser aber umgehend korrigieren konnte.
Ein ähnliches Bild auch beim Stehendanschlag: Wieder schoss Kaiser nervenstark und benötigte nur einen Nachlader. Mehr Probleme hatte Bö, wodurch der Vorsprung auf die deutsche Staffel schmolz. Kaiser übergab nach einer starken Schlussrunde schließlich mit 36 Sekunden Rückstand auf die führenden Franzosen, Platz zwei war nur zehn Sekunden entfernt. "Es war läuferisch nicht einfach. Mit dem Schießen bin ich recht zufrieden, auch wenn der letzte Schuss ärgerlich war", meinte Kaiser nach seinem gelungenen Staffel-Debüt.
Riethmüller wackelt - und muss in die Strafrunde
Deutlich mehr Probleme am Schießstand hatte Riethmüller. Die Strafrunde im Liegendanschlag konnte er mit drei Nachladern gerade noch vermeiden. Dennoch verlor er Platz drei an Slowenien, während Frankreich und Norwegen an der Spitze davonzogen. Und auch im Stehen wackelte der Deutsche gewaltig. Nach gutem Beginn fielen die Scheiben nicht mehr, Riethmüller musste einmal in die Strafrunde abbiegen und fiel auf Platz fünf zurück.
Zwar konnte er auf der letzten Runde noch ein paar Meter aufholen, der Rückstand auf das Podest betrug beim Wechsel auf Schlussläufer Nawrath allerdings 20 Sekunden. Entsprechend bedient äußerte sich Riethmüller im Anschluss: "Ich war sehr angespannt und konnte mich auch nicht wirklich beruhigen. Nach dem tollen Rennen der Damen wurde es auch nicht einfacher. Ich kann es mir nicht erklären, wo meine Schießleistung geblieben ist."
Nawrath vergibt Podestplatz
Frankreich und Norwegen waren an der Spitze bereits auf fast zwei Minuten enteilt. Platz drei war aber allemal noch in Reichweite. Nawrath kam zwar mit einem Nachlader beim ersten Schießen durch, hatte nun allerdings auch den laufstarken Sebastian Samuelsson (Schweden) im Nacken sitzen.
Zu allem Übel wackelte Nawrath beim finalen Schießen und konnte gerade noch eine weitere Strafrunde vermeiden. Weil Samuelsson im Anschluss enorm aufs Tempo drückte, sollte eine Aufholjagd nicht mehr glücken. "Ich wollte auf schnelle Treffer gehen. Leider saß der erste Nachlader nicht", erklärte Nawrath später.
Jacquelin nutzt Sörums Patzer
Zuvor hatte Jacquelin den Sieg für Frankreich perfekt gemacht. Nachdem Norwegens Vebjörn Sörum patzte und in die Strafrunde musste, zog Jacquelin zog vorbei und konnte seinen Vorsprung auf der Schlussrunde verteidigen. Es dürfte ein wenig Genugtuung für den 29-jährigen Franzosen gewesen sein, nachdem er am Vortag gegen Johannes Thingnes Bö in der Verfolgung noch etwas unglücklich den Kürzeren gezogen hatte.