Verfolgung in Hochfilzen Biathlon - Bö tritt auf fremden Ski und gewinnt
Johannes Thingnes Bö, Emilien Jacquelin und Sturla Holm Laegreid liefern sich in der Biathlon-Verfolgung beim Weltcup in Hochfilzen ein packendes Rennen. Am Ende jubelt einmal mehr der Rekordweltmeister und bleibt im Gelben Trikot. Philipp Nawrath schafft es erneut in die Top 10.
Der 31-Jährige wurde wie schon am Vortag bester Deutscher und kam nach zwei Schießfehlern erneut auf Rang acht ins Ziel (+1:05 Minute). "Insgesamt kann ich mit dem Ergebnis zufrieden sein", sagte Nawrath nach dem Rennen, haderte allerdings ein wenig mit seiner Schießleistung: "Damit es weiter nach vorne geht, muss ich mindestens 95 Prozent oder mehr schießen. Aber es war in Ordnung heute."
Auch Justus Strelow konnte sich nach Rang 17 im Sprint steigern und wurde mit ebenfalls zwei Fehlschüssen 13. (+1:38,3). Damit erfüllte er auch den zweiten Teil der WM-Norm. Philipp Horn, Simon Kaiser und Johannes Kühn waren bereits mit einem großem Rückstand von mindestens anderthalb Minuten auf die Strecke gegangen, konnten sich aber allesamt verbessern. Horn wurde nach einem Fehler 20. (+2:05,2), Weltcup-Debütant Kaiser 25. (2 Fehler/+2:12,7). Einen großen Satz macht Kühn, der sich mit zwei Fehlern vom 60. bis auf den 34. Platz vorarbeiten konnte (+3:06,4).
Bö feiert zweiten Sieg in Hochfilzen
Norwegens Johannes Thingnes Bö bleibt nach seinem nächsten Sieg in Hochfilzen dagegen weiter im Gelben Trikot. Der Dominator der vergangenen Jahre gewann das Rennen trotz zwei Fehlern mit 3,5 Sekunden Vorsprung vor dem Franzosen Emilien Jacquelin (1 Fehler). Bös Landsmann Sturla Holm Laegreid wurde Dritter (+3,8 Sekunden/1 Fehler).
Das Trio hatte sich eine spannende Schlussrunde geliefert, bei der Bö letztlich den längeren Atem hatte. Entscheidend war der letzte Anstieg, bei dem Bö seinem Kontrahenten Jacquelin bei einem Überholmänover versehentlich auf den Ski trat und anschließend zum Sieg lief.
Bö: "Es war sein eigener Fehler"
"Ich hatte keine Chance gehabt, ihn nicht am Ski zu erwischen", beschrieb Bö die Szene im Anschluss im ZDF. "Er wollte die Kurve etwas abschneiden, es war sein eigener Fehler." Jacquelin gab sich einsichtig: "Ich war zu weit links. Ich habe rechts die Seite geöffnet, deshalb wollte er vorbei innen. Ich bin nicht sehr böse, er ist immer noch ein guter Freund von mir."
Bundestrainer Jens Filbrich stand während des Überholmanövers ganz in der Nähe und gab Bö recht. "Das ist ein ganz normaler Rennunfall. Jacquelin wollte attackieren und ist müde geworden. Das hat Bö gemerkt und angegriffen. Dass sich die Ski dann verhaken, ist normal."
Nawraths patzt schon früh
Nawrath hatte bereits zu diesem Zeitpunkt nach zwei Schießfehlern keine Chance mehr auf das Treppchen gehabt. Dabei hatte er sich nach seinem guten Sprint am Vortag durchaus Chancen auf seinen zweiten Podestplatz in diesem Winter ausrechnen dürfen. 22 Sekunden betrug sein Rückstand auf Bö, der als erster in die Loipe ging. Rang drei war nur 15 Sekunden entfernt. Allerdings ging gleich der erste Schuss im Liegendanschlag daneben, der Rückstand wuchs weiter an. Strelow machte es besser, traf alle Scheiben und schob sich ein paar Plätze vor.
An der Spitze hatte Bö zuvor furios losgelegt. Der Norweger legte in der ersten Runde erwartungsgemäß ein hohes Tempo an den Tag und ließ eine fehlerfreie Serie am Schießstand folgen. Einzig Laegreid blieb aus der Verfolgergruppe ebenfalls ohne Fehlschuss und in Schlagdistanz. Auch im Anschluss bewiesen die beiden Skandinavier Nerven wie Drahtseile und räumten alle Scheiben um. Das schafften auch Strelow und Nawrath und verließen gleichauf auf den Plätzen sechs und sieben den Schießstand - 51 Sekunden hinter der Spitze.
Aufreger in der letzten Runde
Mit Martin Uldal, Sebastian Samuelsson und Jacquelin hatte es die Konkurrenz um die Podestplätze allerdings in sich. Beim dritten Schießen, dieses Mal im Stehen, hatte das Trio zu Bö und Laegreid aufgeschlossen. Bö patzte dieses Mal, Laegreid blieb fehlerfrei und übernahm die Führung. Nawrath mit einem Fehlschuss und Strelow mit zwei konnten die Chance aber nicht nutzen und verloren an Boden. Zum Abschluss bewiesen die Beiden aber noch einmal Nervenstärke und blieben fehlerfrei.
An der Spitze war vor dem finalen Stehendanschlag derweil ein Dreikampf zwischen Laegreid, Bö und Jacquelin um den Tagessieg entfacht. Alle drei mussten nach einem Fehler in die Strafrunde und gingen beinahe zeitgleich auf die letzte Runde. Am Ende konnte Bö das Rennen für sich entscheiden - allerdings nicht ohne eingangs beschriebenen Aufreger. Jacquelin konnte aber immerhin noch Platz zwei knapp ins Ziel retten.
Jacquelin: "Es gibt kein Problem"
Bö wollte sich nach seinem Fauxpas direkt entschuldigen, dazu kam es jedoch zunächst nicht, weil Jacquelin den Zielbereich sofort verlassen hatte. Nach der Siegerehrung war die Situation aber schnell geklärt. "Es gibt kein Problem", sagte der Franzose schon wieder lächelnd.
Zum Abschluss des Weltcups in Hochfilzen stehen am Sonntag noch die Staffeln der Frauen und Männer auf dem Programm (11.30 Uhr/14.15 Uhr im Sportschau-Liveticker), ehe es zum Jahresabschluss ins französische Annecy geht.