Biathlon in Östersund Kühns Strafrunde bringt DSV-Staffel um Platz zwei
Lange sah es nach einem zweiten Platz für die deutsche Biathlon-Staffel beim Weltcup in Östersund aus. Dann musste Johannes Kühn in die Strafrunde.
24 Stunden nach dem dritten Platz der deutschen Frauen-Staffel sind auch die Männer auf das Treppchen gelaufen. Das Quartett um Benedikt Doll, Philipp Nawrath, Johannes Kühn und David Zobel musste sich am Donnerstag über die 4 x 7,5 Kilometer nach insgesamt 16 Nachladern Norwegen (7 Nachlader) und Frankreich (11) geschlagen geben.
Dabei gab Kühn mit einer Strafrunde beim letzten Schießen den zweiten Platz noch aus der Hand. So schob sich Frankreich noch vorbei. Kühn war wie Zobel erst wenige Stunden vor dem Rennen ins Team gerückt, weil Roman Rees und Justus Strelow nach ihrem sensationellen Doppelerfolg im Einzel am Sonntag wegen Infektionssymptomen kurzfristig ausgefallen waren.
Norwegen baut Serie aus
Norwegen mit den Brüdern Tarjei und Johannes Thingnes Bö sowie Endre Strömsheim und Vetle Sjaastad Christiansen baute mit dem letztlich souveränen Erfolg seine beeindruckende Siegesserie in Staffelrennen aus. Schon in der vergangenen Saison hatte es alle fünf Weltcup-Wettbewerbe gewonnen.
Vetle Sjastad Christiansen bringt den ersten Staffelsieg der Saison für Norwegen nach Hause.
Der Vorsprung auf Frankreich betrug im Ziel 20 Sekunden. Deutschland hatte am Ende 50 Sekunden Rückstand. Doll zeigte sich im Anschluss im ZDF-Interview dennoch zufrieden. "Der dritte Platz ist gut. Die vielen Nachlader waren keine Glanzleistung, aber läuferisch waren wir gut unterwegs."
Zobel vermeidet Strafrunde
Startläufer Zobel erwischte einen durchwachsenen Start. Am Schießstand verfehlte die erste Kugel das Ziel. Insgesamt musste er dreimal nachladen, konnte die frühe Strafrunde aber gerade noch verhindern. Auf der Strecke konnte er den Rückstand bis zum zweiten Schießen minimieren und machte über zehn Sekunden gut. Im Stehendanschlag wurde der einzige Fehlschuss zudem schnell korrigiert.
Weil Zobel die beste Laufzeit aller Startläufer hatte, betrug der Rückstand beim Wechsel auf die gleichauf führenden Schweizer und Franzosen nur noch 15 Sekunden. "Das Liegenschießen lasse ich mir vom Justus (Strelow, d. Red.) noch einmal zeigen", schmunzelte Zobel im Anschluss. "Das war schlecht geschossen. Aber das Laufen war gut."
Nawrath im Gleichschritt mit Norwegen
Nawrath gab - auch dank des erneut guten Materials der Deutschen - richtig Gas in der Loipe und lief bis zum ersten Schießen bis auf Rang zwei vor. Mit einem Nachlader im Liegen behielt er den Kontakt zur Spitze. Und auch im Stehen blieb es bei nur einem Fehlschuss, wodurch er fast zeitgleich mit Norwegens Tarjei Bö an der Spitze an Doll übergab. Mitfavorit Schweden hatte zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Strafrunden geschossen und lag mit über zweieinhalb Minuten im Hintertreffen.
"Ich wusste, dass meine Form passt", sagte Nawrath mit Blick auf seinen zuletzt etwas enttäuschenden Auftritt im Einzel. "Ich habe mich gefreut, dass ich wieder in der Staffel dabei bin. Natürlich ist es ein bisschen schade, wenn die zwei vermeintlich Besten ausfallen. Aber es ist uns ganz gut gelungen."
Doll wankt, fällt aber nicht
Doll musste sich mit Johannes Thingnes Bö auf der Strecke auseinandersetzen und machte seine Sache gut. Beide Athleten wechselten sich bis zum ersten Schießen mit der Führungsarbeit ab. Doll schoss schnell und leistete sich zwei Fehler. Bö nur einen. Dennoch gingen beiden fast gleichzeitig zurück auf die Strecke. Dieses Mal zündete der Norweger allerdings den Turbo und baute seinen Vorsprung aus.
Im Stehendanschlag setzte Bö fünf Volltreffer ins Ziel, während Doll mit drei Nachladern gehörig ins Schwitzen kam. Die Strafrunde verhinderte aber auch er gerade noch. Dennoch war der Rückstand bis zum Wechsel auf fast 40 Sekunden angewachsen. Von hinten war zudem Frankreich bis auf zehn Sekunden herangekommen.
Bendedikt Doll hielt die deutsche Staffel auf Podestkurs.
Kühn geht die Luft aus
Auch Schlussläufer Kühn blieb nicht ohne weiße Weste am Schießstand. Zwei Fehler im Liegen waren zunächst noch zu verkraften, weil Verfolger Frankreich mit Quentin Fillon Maillet ebenfalls nachladen musste. Während Christiansen das Rennen an der Spitze souverän für Norwegen nach Hause lief, zeigte Kühn im letzten Schießen aber Nerven und musste in die Strafrunde. Frankreich blieb mit Fillon Maillet fehlerfrei und zog vorbei.
"Schlussläufer ist nicht meine Paradedisziplin", sagte Kühn nach dem Rennen. "Im Liegen war es ein bisschen wackelig. Im Stehen war es schwierig, die Luft war raus. Es war schwer, die Konzentration hochzuhalten. Ärgerlich."
Starker Saisonstart der deutschen Biathleten
Dennoch kann der DSV mit dem bisherigen Abschneiden mehr als zufrieden sein. Für das deutsche Team war es bereits der sechste Podestplatz im sechsten Rennen auf der ersten Saisonstation - so gut lief es zuletzt vor acht Jahren zum Start in die Saison 2015/2016.
"Ich bin auf jeden Fall zufrieden", sagte Sportdirektor Felix Bitterling. "Wir freuen uns über das Podium. Es ist nicht das erste. Das freut uns noch mehr. Wir wollen weiter angreifen und hoffen, dass es so weitergeht. Wir bleiben aber auf dem Teppich."