Grand Slam in New York Sinner ohne Leichtigkeit weiter - Lys verspielt Führung
Auftaktsieg, aber kaum Leichtigkeit: Jannik Sinner hat das erste Spiel nach dem Doping-Wirbel um seine Person nach Anlaufschwierigkeiten souverän gewonnen, dabei aber über weite Strecken nicht befreit gewirkt.
Der italienische Weltranglistenerste setzte sich in der ersten Runde der US Open in New York nach einem nervösen Start mit 2:6, 6:2, 6:1, 6:2 gegen den am Ende überforderten US-Amerikaner Mackenzie McDonald durch und präsentierte sich phasenweise noch weit entfernt von seiner Bestform.
"Ich bin nicht gut gestartet, aber das erste Match ist immer schwer, das muss ich akzeptieren. Ich wollte mental fokussiert bleiben und meinen Rhythmus finden. Ich bin sehr glücklich, in der nächsten Runde zu sein", sagte Sinner. Er habe noch "Luft nach oben".
Zwei frühe Breaks im ersten Satz
Erst in der vergangenen Woche wurde publik, dass Sinner im März zweimal positiv auf das verbotene Steroid Clostebol getestet worden war. Sinner, einer der Topfavoriten beim letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres, kam jedoch um eine lange Sperre herum, nachdem die International Tennis Integrity Agency (ITIA) seiner Darstellung folgte, dass er durch seinen Physiotherapeuten unschuldig kontaminiert worden sei.
Sinner schien zu Beginn gegen McDonald den Kopf nicht frei zu haben, leistete sich viele Fehler, kassierte zwei frühe Breaks und gab den Satz ab. Erst in der Folge fand der Italiener, der im Januar in Melbourne seinen ersten Major-Titel gewonnen hatte, besser in die Partie und dominierte die Sätze zwei und drei. McDonald, 140. der Welt, konnte nicht mehr dagegenhalten.
Die Unterstützung der Fans sei seit seiner Ankunft in New York "großartig" gewesen, sagte Sinner. In der zweiten Runde trifft Sinner auf den US-Amerikaner Alex Michelsen.
Alcaraz in vier Sätzen weiter
Carlos Alcaraz besiegte den australischen Qualifikanten Li Tu in rund zweieinhalb Stunden Spielzeit mit 6:2, 4:6, 6:3, 6:1. Alcaraz peilt nach den Triumphen bei den French Open und in Wimbledon den dritten Major-Titel des Sommers an.
Der Olympia-Zweite zählt zusammen mit Sinner und Grand-Slam-Rekordgewinner Novak Djokovic zu den Topfavoriten in Flushing Meadows. Vor zwei Jahren hatte Alcaraz in New York seinen ersten Major-Titel gewonnen.
Altmaier nach starkem Beginn zu fehlerhaft
Daniel Altmaier schied nach einem Leistungseinbruch in der ersten Runde aus. Der 25-Jährige aus Kempen unterlag dem Argentinier Mariano Navone am Dienstag (27.08.2024) nach starkem Start mit 6:1, 2:6, 4:6, 1:6 und wartet seit seinem Erstrundenerfolg in Wimbledon am 1. Juli auf einen Sieg auf der Tour. Damit ist Alexander Zverev in New York der letzte verbliebene Deutsche im Hauptfeld.
Gegen den in der Weltrangliste um 53 Plätze besser positionierten Argentinier legte Altmaier (Nummer 89 der Welt) auf Court 4 stark los und sicherte sich nach nur 29 Minuten den ersten Satz. In der Folge kam Navone bei seinem US-Open-Debüt aber immer besser in Fahrt, Altmaier hatte kaum noch etwas entgegenzusetzen und spielte fehlerhaft.
"Ich habe mich nicht wohl gefühlt auf dem Platz, auch die letzten zwei Monate seit Wimbledon liefen schon nicht gut", sagte Altmaier später. Nach rund zweieinhalb Stunden Spielzeit nutzte Navone seinen ersten Matchball zum Sieg.
Eva Lys lässt Chancen liegen
Eva Lys verspielte eine große Chance auf ihren zweiten Zweitrunden-Einzug bei den US Open in Serie. Nach erfolgreicher Qualifikation für das Hauptfeld verlor die 22 Jahre alte Hamburgerin gegen die favorisierte Tschechin Marie Bouzkova mit 2:6, 6:1, 5:7. Dabei führte Lys im dritten und entscheidenden Durchgang schon mit 3:0, konnte den Vorsprung von zwei Breaks aber nicht zum Sieg vollenden.
Damit sind Jule Niemeier und Tatjana Maria die einzigen verbliebenen deutschen Tennisspielerinnen unter den besten 64 beim Grand-Slam-Turnier in New York. "Ich bin sehr enttäuscht, war sehr, sehr nah dran", sagte Lys. "Im dritten Satz war ich gut in Führung und wollte zu einem gewissen Zeitpunkt zu viel."
Im Vorjahr hatte Lys in New York ihren bislang einzigen Sieg im Hauptfeld bei einem Grand-Slam-Turnier gefeiert. "Ich glaube, innerlich sind Grand-Slam-Turniere einfach große Turniere für mich und ich muss da noch ein bisschen besser klarkommen", sagte sie. "Ich muss meine Nerven vor allem in einem dritten Satz noch besser bündeln."
Swiatek glanzlos weiter
Die Weltranglistenerste Iga Swiatek (23) fuhr auf der Jagd nach ihrem zweiten US-Open-Titel einen glanzlosen Auftaktsieg ein. Die Polin setzte sich im Arthur Ashe Stadium mit etwas Mühe 6:4, 7:6 (8:6) gegen die Russin Kamilla Rachimowa durch und präsentierte sich noch weit entfernt von ihrem Topniveau.
"Ich versuche, zurück zu meinem Spiel zu kommen", sagte Swiatek, die nach durchwachsenen Wochen in New York ihren sechsten Grand-Slam-Titel anpeilt: "Ich bin sicher, ich werde jeden Tag mehr und mehr Rhythmus bekommen." Die viermalige French-Open-Siegerin hatte bei den Olympischen Spielen in Paris als klare Goldfavoritin "nur" Bronze gewonnen und bei der Generalprobe in Cincinnati in der Vorwoche im Halbfinale gegen ihre Rivalin Aryna Sabalenka verloren. Im Vorjahr war sie in Flushing Meadows im Achtelfinale ausgeschieden.
Osaka überzeugt gegen Ostapenko
Publikumsliebling Naomi Osaka scheint ihren Rhythmus derweil schon gefunden zu haben. Die Japanerin bezwang die an Position zehn gesetzte Lettin Jelena Ostapenko nach einer überzeugenden Leistung mit 6:3, 6:2 und erreichte erstmals seit drei Jahren die zweite Runde von New York.
Im Vorjahr hatte die zweimalige Turniersiegerin (2018 und 2020) nach der Geburt ihrer Tochter Shai pausiert. Im On-Court-Interview nach der Partie weinte Osaka vor Freude. "Ich wollte so gerne wieder hier spielen. Ich wusste nicht, ob ich das physisch und mental schaffen kann. Das bedeutet mir so viel, vielen Dank für diese Atmosphäre", sagte die 26-Jährige.
Modisch gewagt
Für Aufsehen sorgte Osakas Outfit: Beim Einschlagen trug sie eine Riesenschleife auf dem Rücken, im Match eine kleinere Version. Ihre großen Kopfhörer und Schuhe hatten ebenfalls eine Schleifen-Optik.
Naomi Osaka mit Riesenschleife auf dem Rücken
"Wenn ich dieses Outfit anziehe, ist es für mich fast wie ein Super-Anzug", sagte sie. Sie sei selbst in den Entstehungsprozess eingebunden gewesen. "Ein Teil meines Tennisoutfits zu sein, gibt mir eine andere Kraft. Besonders bei den US-Open-Outfits, sie sind etwas extravaganter. Als ich mich heute angezogen habe, habe ich gedacht: Ah, ich hoffe, das ist nicht zu viel."