
Trump und Infantino Zwei Autokraten, die sich verstehen
Donald Trump zerstört zwar weiter demokratische Normen, aber FIFA-Präsident Gianni Infantino sucht trotzdem die Nähe zum US-Präsidenten. Es ist eine Beziehung, die für beide nützlich sein kann.
Als Donald Trump am 20. Januar im US-Capitol seine Antrittsrede hält, sieht man hinter ihm ein bekanntes Gesicht aus dem Weltfußball: Gianni Infantino. Der FIFA-Präsident erhebt sich während Trumps Rede mehrfach und applaudiert, unter anderem, als Trump ausruft, dass es in den USA nur noch zwei Geschlechter geben werde. Und als Trump verkündet, dass der "Golf von Mexiko" ab sofort "Golf von Amerika" heißen solle, lacht Infantino herzlich.
Es ist eine von vielen Szenen, die zeigen, wie eng das Verhältnis von Infantino und Trump ist. Beide sind vor knapp zehn Jahren fast gleichzeitig an die Macht gekommen. Beide beherrschen seitdem auf ihre Art ihren Einflussbereich. Und beide haben für demokratische Normen wenig übrig.
Trump nennt Infantino den "König des Fußballs"
Infantino hat in der FIFA das geschafft, wovon Trump womöglich träumt: jegliche Opposition gefügig zu machen. "König des Fußballs" hat Trump den FIFA-Präsidenten gerade erst bei einem Besuch im Weißen Haus genannt. Es klang nach einem Kompliment.
Zum Fußball hat der US-Präsident keine tiefergreifende Verbindung. Aber als Show-Mann versteht er, dass die große Bühne, die Infantino mit seinen WM-Produkten baut, noch nützlich werden kann.
Ansonsten ist es aber vor allem Infantino, der um die Gunst von Trump buhlt. Denn für den Schweizer steht deutlich mehr auf dem Spiel als für Trump. 2026 sind die USA zusammen mit Mexiko und Kanada Gastgeber für die Fußball-WM. Zum ersten Mal werden 48 Teams teilnehmen, die Mega-WM soll der FIFA Einnahmerekorde bescheren.
Und schon in diesem Sommer findet in den USA die erweiterte FIFA-Klub-WM mit 32 Mannschaften statt. Dieses Turnier ist das "Baby" von Infantino, er hat es trotz aller Widerstände durchgedrückt, verspricht ein Preisgeld von einer Milliarde Dollar.
Infantino ist auf Trumps guten Willen angewiesen
Für die FIFA soll das Event den Weg eröffnen, am lukrativen Klub-Fußball zu partizipieren. Ein gelungenes Debüt in den USA wäre dafür buchstäblich Gold wert. Entsprechend ist Infantino auf den guten Willen des Gastgebers - und vor allem dessen Präsidenten - angewiesen. "Für den Erfolg einer Weltmeisterschaft ist es absolut entscheidend, eine enge Beziehung zum Präsidenten zu haben", sagte Infantino Ende Februar.
"Die FIFA ist größer als viele Länder, aber sie ist nicht größer als die USA", sagt Christopher Gaffney, der an der New York University zu Sport-Großereignissen forscht. "Die Möglichkeiten für Infantino, staatliche Garantien von der Trump-Regierung zu erhalten, sind daher sehr limitiert."
"Die USA besitzen in dieser Beziehung die ganze Macht"
Zwar gibt es, wie bei jeder WM, umfangreiche Verträge zwischen der FIFA und den Austragungsstädten. Und während seiner ersten Amtszeit hat Trump die nordamerikanische Bewerbung mit drei Briefen in der kritischen Bewerbungsphase unterstützt. "Du wolltest die WM dort haben, ich wollte die WM dort haben", sagte Trump 2020 auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos zu Infantino gewandt - obwohl der eigentlich während des Bewerbungsverfahrens neutral sein sollte.
Aber sollte es Dinge geben, die dem US-Präsidenten missfallen – die FIFA hätte kaum Möglichkeiten, ihm zu widersprechen. "Ich glaube nicht, dass es ein Kräftemessen geben wird, weil die USA die ganze Macht in dieser Beziehung besitzen", sagt Gaffney.
Infantino frohlockt, als Trump ihn erwähnt
Und so wählt Infantino den Weg, den auch viele Wirtschaftsgrößen innerhalb der USA gehen: Statt Widerstand gegen die immer autoritärere Politik von Trump zu leisten, versucht Infantino, sich gut mit Trump zu stellen - teils auf bizarre Art und Weise.
Als Trump einen Tag vor seiner Amtseinführung auf seiner "Sieges-Kundgebung" mitteilt, dass er sich freue, während der WM Präsident zu sein, und Infantino namentlich nennt, frohlockt der FIFA-Präsident kurz darauf auf seinem Instagram-Account in einem Video: "Was für eine Ehre, was für ein Privileg: Bei seiner Sieges-Rally hat Präsident Donald J. Trump die FIFA und mich erwähnt."
Das sei der Höhepunkts des Respekts für den Weltverband, so der Schweizer weiter. "Ich möchte mich bei Präsident Trump, mit dem ich eine großartige Freundschaft habe, bedanken und ich versichere ihm: Zusammen werden wir nicht nur Amerika wieder großartig machen, sondern die gesamte Welt – weil Fußball verbindet."
Von "politischer Neutralität" der FIFA ist nichts zu spüren
Ohne das Gesicht zu verziehen, nutzt Infantino damit den Slogan "Make America Great Again", der inzwischen zum Schlachtruf einer politischen und oft rechtsextremen Bewegung geworden ist. Von der "politischen Neutralität", die in den Statuten des Weltverbandes festgeschrieben ist, ist in solchen Momenten nichts zu spüren.
Infantino setzt damit seine eigene und die Tradition der FIFA fort, mit Autokraten ein gutes Verhältnis zu pflegen. Mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin verfolgte Infantino zum Beispiel gemeinsam das WM-Finale 2018 im Stadion in Moskau - vier Jahre nach der Annektion der Krim. Auch den "Orden der Freundschaft", mit dem Putin den FIFA-Präsidenten ausgezeichnet hat, hat dieser offenbar trotz des Angriffskrieges nicht zurückgegeben.

"Infantino ist im Moment weit weg von Mexiko und Kanada"
Durch die Anbiederung an Trump distanziert sich Infantino gleichzeitig von den zwei anderen WM-Co-Gastgebern Kanada und Mexiko. Beide Länder hat Trump in den vergangenen Wochen verbal angegriffen und mit Zöllen belegt.
"Wenn Infantino clever ist, dann sieht er die politische Landschaft und kann die Rolle eines fairen, neutralen Vermittlers einnehmen", sagt Erik del Angel Landeros. Er war bis 2024 Koordinator für Sport-Diplomatie im mexikanischen Außenministerium. "Aber im Moment ist er weit weg von Mexiko und Kanada und versucht, Trump so nah wie möglich zu kommen."
Trump erwähnt Mexiko und Kanada nicht einmal
Die Folgen davon für die WM sind aktuell schwer absehbar. Während Trumps erster Amtszeit hatte seine Regierung während der Bewerbung eigentlich versprochen, zusammen mit Mexiko und Kanada eine "Fan-ID" zu entwickeln, um Reisen zwischen den Ländern einfacher zu machen.
Bisher hat es diesbezüglich aber keinerlei Ankündigung gegeben. Die Grenze zu Mexiko hat Trump hingegen direkt nach Amtsantritt mit zusätzlichen Soldaten gesichert. Auch in der Auftragsbeschreibung der WM-Task-Force, die Trump gerade gegründet hat, werden die beiden Nachbarländer nicht einmal erwähnt.
Gianni Infantino scheint das nicht zu stören. Nachdem Trump die Gründung der Task Force verkündet hat, zeigt Infantino ihm im Weißen Haus die neue, goldene Trophäe für die Klub-WM. "Wenn Sie mögen, Herr Präsident, dann kann der Pokal hier bleiben", schmeichelt Infantino, nur am 13. Juli müsse der Pokal im Stadion sein, um ihn den Siegern zu übergeben. "Die können dann ein Foto machen und dann bringen wir den Pokal wieder hierhin zurück", fährt Infantino fort und lacht. Alles, damit der US-Präsident glücklich ist.