Jahresrückblick 2022 Novak Djokovic - das Genie als Spätstarter

Stand: 31.12.2022 10:23 Uhr

Die Saison des Novak Djokovic war geprägt von spektakulären Reisen und ebensolchen Ergebnissen. Der 35-Jährige erlebte die wohl ungewöhnlichste Spielzeit seiner langen Profikarriere. Der Sportschau-Jahresrückblick.

Wie das Leben der Menschen auf dem gesamten Planeten bestimmte zum Jahresbeginn 2022 das Coronavirus auch den beruflichen und privaten Bereich Djokovics. Der Serbe wollte und will sich bis heute nicht gegen das Virus impfen lassen. Deshalb konnte er nicht an den Australian Open teilnehmen.

Er reiste allerdings nach Melbourne in der Annahme, eine medizinische Ausnahmeerlaubnis zu besitzen. Djokovic wurde dann nach einem juristischen Tauziehen erst in ein Abschiebehotel gebracht, durfte kurzzeitig nach einem Gerichtsentscheid in das Land einreisen und trainieren.

Allerdings wurden dann von den australischen Behörden massive Fehler bei Djokovics Einreiseantrag gefunden. Letztlich verpasste der Serbe unter den Augen der Weltöffentlichkeit - die diesen einzigartigen Fall minutiös beobachtete und auch eingehend kommentierte - das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres.

Holpriger Verlauf für Djokovic

Im Anschluss lief die Saison holprig für Djokovic. Die Turnierteilnahmen in Dubai und vor allem in seinem Heimatstadt Belgrad, wo er im Finale gegen den Russen Andrej Rublew den dritten und entscheidenden Satz mit 0:6 verlor, zeugten von tiefen Spuren, die die Vorfälle in "Down Under" bei Djokovic hinterlassen hatten.

Er stand mental vor einer äußerst schwierigen Situation. Er brauchte einige Zeit, um sich damit zurechtzufinden, um Matchpraxis zu sammeln und wieder zu seiner bestechenden Form zu gelangen. Auf dem Asche-Untergrund näherte er sich ihr wieder langsam an.

Beim Masters in Monte Carlo schied er noch in der ersten Runde aus. Beim Masters in Madrid unterlag er Shootingstar Carlos Alcaraz im Halbfinale. Kurz darauf gewann er das Masters in Rom. Bei den French Open war dann aber bereits im Viertelfinale gegen den späteren (Serien-)Sieger Rafael Nadal Schluss.

Wimbledon als großes Zwischenhoch

Die große Stunde des Novak Djokovic schlug dann allerdings in Wimbledon, als er sich seinen siebten Titel an der Church Road sicherte. Ein überaus erfolgreicher Spätstart. Nach der schweren Saison sei es eine "Erleichterung", das Endspiel gewonnen zu haben. "Die Umstände geben dem mehr Wert, mehr Bedeutung und mehr Emotionen", sagte Djokovic damals. Es war ein Zwischenhoch, vom dem er damals noch nicht wissen konnte.

Weltranglistenpunkte kassierte Djokovic für seinen Triumph allerdings nicht, weil die russischen Tennis-Profis aufgrund des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine vom Grand-Slam-Turnier ausgeschlossen und deshalb keine Punkte vergeben wurden. Hätte Djokovic dafür die Zähler erhalten, hätte er die Saison nun nicht als Weltranglisten-Fünfter, sondern als -Zweiter beendet.

Der Übergang in die US-Hartplatzsaison fiel für den "Joker" ebenfalls aus. Auf den Hartplätzen der US Open in New York wäre er zwar der Topfavorit gewesen. Aus bekannten (Impf-)Gründen durfte der 35-Jährige allerdings nicht in die USA einreisen.

Die Krönung der Saison gelang Djokovic dann zum Saisonende beim Masters-Finale von Turin, wo er sich den sechsten Titel und damit gemeinsam mit dem bereits zurückgetretenen Roger Federer einen neuen Bestwert sicherte.

Starke Jahresbilanz des Tennis-Profis

Gerade einmal elf Turniere spielte Djokovic in dieser Saison. Seine Matchbilanz: 42 Siege bei sieben Niederlagen. Ein Topwert des derzeit wohl wieder besten Spielers des Planeten. Das alles war aber nur ein Vorspiel auf die nun noch anstehende Rekordjagd des Serben.

Djokovic steht bei 21 Grand-Slam-Siegen, Nadal bei 22. Sich diese Bestmarke zu sichern und damit in die Geschichtsbücher, in die Hall of Fame des Tennissports, einzuziehen, ist seine Antriebsfeder, sein großes Ziel.

Bei den Australian Open im kommenden Jahr (16.- 29.01.2023 ) kann er den ersten Schritt dazu machen, eine Einreisegenehmigung hat er erhalten. Djokovic ist mit neun Erfolgen "Down Under" (natürlich) Rekordtitelträger. Auch diese Bestmarke gilt es für ihn im Jahr 2023 weiter zu verbessern. Und noch einige andere mehr.