Hype um Luke Littler geht weiter Großbritannien feiert einen 17-Jährigen
Bei der letzten Darts-WM stürmte Luke Littler mit nur 16 Jahren ins Finale. Nach einem herausragenden 2024 zählt der Engländer auch diesmal zu den Favoriten, in Großbritannien hat er einen Boom ausgelöst. Sein erstes Spiel wurde bewusst am Samstagabend zur besten Sendezeit angesetzt und es ging bei weitem nicht alles leicht von der Hand.
Auch außerhalb des Ally Pally ist die Darts WM durchaus sichtbar. In einem Londoner Pub ungefähr 15 Minuten entfernt laufen die Spiele auf mehreren Bildschirmen. Der junge Barkeeper interessiert sich eigentlich nicht für die fliegenden Pfeile. Luke Littler kennt er trotzdem.
"Er ist immer wieder im Fernsehen und in allen Zeitungen", erzählt er. "Ich weiß nicht mal, welche Runde er bei der letzten WM erreicht hat. Aber er ist noch so jung, spielt unfassbar gut und ich habe mitbekommen, dass er einige Topspieler geschlagen hat." Wenn Littler spielt, werde es im Pub brechend voll, "So wie wenn beim Fußball Arsenal gegen Tottenham spielt."
Interesse von allen Seiten
Kurz bevor es am Samstagabend losgeht, hat Dave Allen noch Zeit für einen kleinen Plausch. Er leitet die Medienabteilung des Veranstalters, der Professional Darts Corporation (PDC). Littler habe den Sport deutlich populärer gemacht und spreche neue Zielgruppen an. "Wir haben viel mehr weibliche Fans dazubekommen und generell interessieren sich mehr jüngere Menschen für Darts."
Das Medieninteresse ist an diesem Tag so groß, wie sonst nur rund um das WM-Finale. Dave Allen erzählt stolz, dass er mit über 100 Medienvertretern rechnet. "Die großen britischen Zeitungen berichten über das Turnier, aber sind nicht jeden Tag hier. Zum ersten Spiel von Littler kommen sie alle."
Nur Trump und die Prinzessin schlagen Littler
Erst in dieser Woche stieg die Aufmerksamkeit um den Teenager noch einmal an. Bei der Wahl zur britischen Sportpersönlichkeit des Jahres belegte er Platz zwei hinter Keely Hodgkinson, die bei Olympia über 800 Meter Gold gewann. Außerdem wurde Littler als Nachwuchssportler des Jahres ausgezeichnet. Bei Google bekam sein Name in diesem Jahr die drittmeisten Suchanfragen in Großbritannien, vor ihm nur Prinzessin Kate und Donald Trump. Ein bekannter Spielekonsolen-Hersteller und eine Kleidermarke gehören zu seinen Sponsoren, auch das gab es bei einem Dartsspieler noch nie.
Am Stand mit den Fanartikeln wird der Hype um den 17-jährigen ebenfalls deutlich. Nur Littler hat eine ganze Verkaufswand für sich. Neben T-Shirts und Schals mit seinem Spitznamen "The Nuke" gibt es zum Beispiel auch verschiedene Federmäppchen für Schulkinder. Generell laufe das Geschäft im Ally Pally so gut wie noch nie, verrät ein Verkäufer. "Die Artikel rund um Littler funktionieren aber eindeutig am besten."
Erstes Spiel: Erst Krampf, dann Glanz
Als sich der Star des Abends dann endlich auf den Weg zur Bühne macht, ist die Spannung greifbar. An den Absperrungen drängen sich die Menschen, Littler wird frenetisch bejubelt, gibt Autogramme und klatscht mit Kindern ab. Sobald das Spiel beginnt, wirkt er allerdings angespannt und atmet immer wieder tief durch. Er hat Glück, gegen seinen Landsmann Ryan Meikle nicht mit 0:2 Sätzen in Rückstand zu geraten und kann nur selten glänzen.
Auch das Publikum wird ruhiger, viele haben wohl mehr Spektakel vom Darts-Kronprinzen erwartet. Der erkämpft sich irgendwie eine 2:1-Führung, wirkt plötzlich wie befreit und hat dann auch ein Lächeln im Gesicht. Für den letzten Satz braucht er nur 32 Pfeile, es ist der beste der WM-Geschichte und auch die Fans sind sofort wieder hellwach. Beinahe wäre auch noch der 9-Darter gelungen, nur knapp geht der Versuch auf die Doppel-12 daneben. Nach dem Spiel singt die ganze Halle "There’s Only One Luke Littler".
Emotionen deutlich sichtbar
Als der anschließend ein Interview in der Halle geben soll, kommen ihm die Tränen und er kann nicht weitersprechen. Als er die Bühne verlässt, umarmt er als erstes seine Eltern. Sofort sind die Kameras da und halten auch diesen Moment fest.
Eine halbe Stunde später ist Littler im gut gefüllten Presseraum deutlich gefasster. Seine Antworten sind gewohnt kurz, er spricht leise, fast schüchtern und lässt sich nicht allzu viel entlocken. Es sei das bisher härteste Spiel seiner Karriere gewesen. "Ich konnte es kaum abwarten, hier wieder zu spielen, aber dann ist mir das Herz in die Hose gerutscht. Ich war nervös und musste irgendwie zu meinem Spiel finden. Das ist mir dann im letzten Satz gelungen."
Es sei einfach ein bisschen viel gewesen, nach dem Match auch noch vor großem Publikum sprechen zu müssen. Wie sehr er zuletzt im Fokus stand, habe er kaum mitbekommen. "Ich habe einfach trainiert, viele WM-Spiele geschaut und nicht einen einzigen Buchstaben gelesen, der über mich geschrieben wurde."
(Noch) keine große Kampfansage
Als ihn ein Journalist fragt, welche Ziele er sich für den Rest der Weltmeisterschaft setzt, verzichtet Littler auf eine große Kampfansage. "Vor allem nach einem Spiel wie diesem stelle ich mich nicht hin und sage: ich werde Weltmeister. Ich konzentriere mich einfach nur auf die nächste Runde."
Die wird ziemlich sicher auch an einem Samstagabend stattfinden, so dass wieder alle Augen auf Luke Littler gerichtet sind. Er könnte mit 17 Jahren der jüngste Darts-Weltmeister aller Zeiten werden. Wenn er es diesmal nicht schafft, hätte er noch drei weitere Jahre Zeit.