Neuer Tennis-Bundestrainer Torben Beltz – "Wir sind bereit"
Er machte Angelique Kerber zur besten Tennisspielerin der Welt. Jetzt soll er das deutsche Frauentennis nach oben führen. Torben Beltz spricht über Kerber, Steffi Graf und was man sich von Italien abgucken kann.
Sportschau: Neuer Bundestrainer der deutschen Tennisdamen - Sie haben das schon ein paar Tage länger im Kopf, aber trotzdem: wie ist das jetzt, wenn dann auch die Öffentlichkeit Bescheid weiß, wie fühlt sich das an?
Torben Beltz: Erstmal bin ich dankbar. Dafür, dass mir der Deutsche Tennis-Bund das Vertrauen schenkt. Ich bin total motiviert, ich habe ja 20 Jahre Einzel-Betreuung gemacht, das heißt, ich freue mich jetzt im Team zusammenzuarbeiten. Auch das einzubringen, was ich gelernt habe über die letzten 20 Jahre, unter anderem mit Angie, als sie noch Jugendspielerin war, dann bei den Grand Slams, dann das Superjahr, wo sie gewonnen hat in Australien. Wo sie die Nummer Eins wurde, dann in Rio Silber gewonnen hat. Ich freue mich, das einfach weiterzugeben an die Jugend und auch an die Teams der jeweiligen Spielerinnen.
Sportschau: DTB-Präsident Dietloff von Arnim hat sie als Wunschlösung bezeichnet. Wie lang haben Sie denn gebraucht, um das alles zu vereinbaren? Ab wann waren Sie in Kontakt? Barbara Rittner hat ja schon im Februar ihre Tätigkeit beendet.
Beltz: Wunschlösung, das hört sich sehr sehr gut an, das muss ich ganz ehrlich sagen, das geht runter wie Butter. Näher kennengelernt haben wir uns jetzt in Paris bei den Olympischen Spielen, und das passte jetzt einfach sehr gut vom Timing her. Weil die Angelique war fertig, Olympia, das war ihr letztes Turnier. Ich hab dann natürlich auch überlegt, was mach ich als nächstes. Und da ging dann auch schon der Austausch los, direkt nach Olympia.
Ich muss zugeben, zuerst hab ich mir Gedanken gemacht, ob das wirklich passt für mich? Möchte ich vielleicht doch weiter diese Einzelbetreuung machen, für eine Spielerin zuständig sein? Oder möchte ich vielleicht mal was Neues machen, das heißt, will ich für ein Team zuständig sein. Mit entscheidend war dann auch dieses Leistungskonzept, das auch heute vorgestellt wurde, und auch die Ziele, die ausgerufen wurden. Deswegen hab ich dann relativ schnell für mich entschieden, ok, das ist jetzt eigentlich genau die richtige Aufgabe, und darauf freue ich mich.
Sportschau: Wie wird sich denn jetzt Ihr Tagesablauf ändern? Viele Telefonate, Trainingsbesuche, Turnierbesuche, Abstimmungen mit den anderen Trainern? Wie wird ihr neuer Alltag?
Beltz: Auf jeden Fall viel am Telefon, das ist richtig. Und erst mal die Spielerinnen kennenlernen, darauf freue ich mich tierisch. Und alle anderen Leute im Team. Das ist die erste Aufgabe, und dann muss man halt gucken, was brauchen die Spielerinnen? Braucht die eine vielleicht ein bisschen mehr Training? Braucht die andere vielleicht ein bisschen mehr Betreuung? Ich glaube, das ist bei jeder Spielerin auch anders.
Sportschau: Das deutsche Damentennis hatte Steffi Graf, dann die goldene Generation, die man auch mit Ihnen zusammenbringt, mit Angelique Kerber, mit Andrea Petkovic, Julia Görges und Sabine Lisicki. Was fehlt denen, die jetzt gerade das deutsche Damentennis vertreten, um ganz vorne in der Welt mitzuspielen?
Beltz: Ich glaube, wir tun den Spielerinnen Unrecht, wenn wir dauernd auf die Glanzzeiten zurückschauen. Man muss nach vorne gucken, das ist wichtig. Wir haben super Talente, wir haben super Spielerinnen, und ich glaube, wenn man da jetzt anfängt, richtig mit denen zu arbeiten, dann stehen die Chancen sehr gut, dass wir die Top 100 mit denen knacken.
Sportschau: Italien ist zur Zeit, bei Herren und Damen, das stärkste Tennisland. Wie wichtig ist es, auf die Dinge zu schauen, die andere vielleicht anders, vielleicht besser machen?
Beltz: Von anderen lernen, das ist ganz wichtig. Das war auch schon bei meiner persönlichen Trainertätigkeit so, dass man immer guckt, wie trainieren die anderen Spielerinnen, was machen die auf dem Tennisplatz. Ich glaube, da muss man wirklich die Augen offenhalten und auch frei sein im Denken. Italien ist gerade eine super Nation, Davis Cup bei den Herren und Billie Jean King Cup bei den Damen gewonnen. Da könnte man sich wirklich was abschauen, zum Beispiel die Turnierlandschaft, die ist dort super. Die trainieren auch sehr viel im Team zusammen, und die haben auch sehr viele Stützpunkte, wo sie zusammen trainieren. Wir sind absolut bereit, offen zu sein, zu lernen, und das auch weiterzugeben an die Spielerinnen.
Das Interview führte Dirk Feustel