Slapstick-Tor und frühes Rot Mainz gewinnt verrücktes Duell in Frankfurt
Nach dem Coup gegen Bayern München hat der 1. FSV Mainz 05 in der Fußball-Bundesliga mit Eintracht Frankfurt das nächste Top-Team überrascht. Trotz langer Unterzahl und einem klaren Minus an Chancen entführten die Mainzer im Rhein-Main-Duell einen 3:1 (2:0)-Sieg aus Frankfurt.
Durch den Überraschungserfolg pirschen sich die Rheinhessen gegen Ende der Hinrunde an die Champions-League-Plätze heran. Frankfurt, das mit einem Negativlauf von fünf Pflichtspielen ohne Sieg in die Winterpause geht, hat als Dritter mit 27 Punkten nur noch zwei Zähler Vorsprung auf Mainz 05.
Frankfurts Torwart Kaua Santos (15. Minute) per Eigentor sowie Paul Nebel (27., 58.) mit einem Doppelpack besorgten am Samstag den Auswärtssieg für Mainz 05, das nach einer Roten Karte gegen Nadiem Amiri (21.) knapp 70 Minuten in Unterzahl spielen musste. Bei drückender Überlegenheit traf Frankfurt durch Rasmus Kristensen (75.) nur einmal im Anschluss an einen Eckball.
Mainz-Trainer Bo Henriksen sagte nach dem Spiel im Sportschau-Interview: "Das war ein Wahnsinns-Spiel. Wir haben zu zehnt gegen elf gespielt über 70 Minuten, das ist natürlich schwierig. Wir haben sehr gut verteidigt in der ersten Halbzeit, die zweite Hälfte war ein bisschen verrückt. Das war nicht verdient, aber das ist Fußball." Frankfurt-Coach Dino Toppmöller war enttäuscht, die Partie sei für sein Team sehr unglücklich gelaufen: "Es sollte heute irgendwie nicht sein. Die Jungs haben alles versucht."
Slapstick-Eigentor von Frankfurts Kaua Santos
Trotz der jüngsten Serie begann Frankfurt selbstbewusst und schwungvoll. Schon nach sieben Minuten hatte die Eintracht die erste gute Chance: Nnamdi Collins setzte sich über halbrechts in den Strafraum durch und wollte noch uneigenützig den mitgelaufenen Omar Marmoush bedienen, aber 05-Verteidiger Dominik Kohr bekam noch den Fuß dazwischen.
Umso härter kam dann der erste Rückschlag. Am eigenen Strafraum versprang Ellyes Skhiri unter Gegnerdruck der Ball über Trapp-Vertreter Kaua Santos hinweg. Der Eintracht-Schlussmann ging dem Ball nach, hätte ihn auch über die Latte ins Aus boxen können. Doch stattdessen prallte die Kugel von Santos Unterarm gegen den eigenen Kopf, von da zum 0:1 ins Tor.
Rot für Nadiem Amiri - aber Mainz erhöht trotzdem
Noch war natürlich nichts verloren und die Eintracht-Antwort ließ auch nicht lange auf sich warten, aber Kristensen köpfte nach einer Marmoush-Ecke nur an die Latte. Als sich Mainz dann durch ein Foul mit offener Sohle von Amiri gegen Arthur Theate selbst dezimierte, hätte das ein weiteres Zeichen für ein Frankfurter Comeback sein könnten. Hätte. Denn es war kein Eintracht-Tag. Nebel hatte im Mittelfeld zu viel Platz, zog aus 22 Metern ab. Der Ball wäre wohl relativ mittig auf das Tor der Hessen gekommen, doch Robin Koch fälschte zum 0:2 ins eigene Netz ab.
Mit der Zwei-Tore-Führung und nur noch zehn Mann auf dem Spielfeld igelte sich Mainz danach tief in der eigenen Hälfte ein und bewies enorme Nehmerqualitäten. So sah eine verrückte erste Halbzeit Frankfurt in Überzahl, feldüberlegen und mit einem deutlichen Plus an Torschüssen (12:2) - aber die Führung lag mit 2:0 bei den Gästen. Die Eintracht ließ sich aber nicht entmutigen und hatte direkt nach dem Wiederanpfiff den Anschlusstreffer auf dem Fuß. Doch der gerade erst eingewechselte Can Uzun (48.) schob aus sieben Metern den Ball Gäste-Torwart Robin Zentner in die Arme.
Paul Nebel schlägt erbarmungslos zu
Es deutete sich ein gebrauchter Tag für Frankfurt an und das dritte Mainzer Tor sollte das bestätigen: Der völlig indisponierte Santos spielte einen Pass aus dem Strafraum zu kurz auf den Mainzer Jae-Sung Lee. Der Koreaner scheiterte zwar mit seinem Schussversuch, doch den Abpraller brachte Nebel zum Doppelpack und dem 3:0 unter.
Aber Frankfurt machte weiter, auch wenn immer ein Abwehrbein, der Torwart oder das eigene Unvermögen im Weg waren, spielten die Gastgeber immer weiter nach vorne. Der Lohn kam dann eine Viertelstunde vor Schluss, als Kristensen eine Ecke von rechts im Fünfmeterraum mit dem Kopf zum 1:3 ins lange Eck verlängerte.
Mainz-Torwart Robin Zentner rettet immer wieder
Frankfurt drückte, Frankfurt drängte. Der eingewechselte Igor Matanovic lieferte sich fast ein Privatduell mit Torwart Zentner, scheiterte mit dem Kopf (77.), mit dem Fuß (80.) und erneut mit dem Kopf (82.). Und auch in der Nachspielzeit war Zentner (9 abgewehrte Torschüsse) gegen Uzun (90.+1) da.
Am Ende stand ein Spiel, das der Fußball manchmal liefert: Frankfurt verlor eine Partie mit 30:8 Torschüssen, 17:2 Ecken und 65 Prozent Ballbesitz mit 1:3. Und Mainz jubelte eben über den nächsten Coup.
Frankfurt muss an das Millerntor, Mainz empfängt Bochum
Im neuen Jahr startet Eintracht Frankfurt mit dem Auswärtsspiel beim FC St. Pauli (Samstag 11.01.2025, 15.30 Uhr). Mainz 05 empfängt zur selben Zeit Schlusslicht VfL Bochum.