Trotz 30 Minuten Unterzahl Ende des Auswärtsfluchs - BVB siegt in Wolfsburg
Im siebten Auswärtsspiel hat's endlich geklappt: Borussia Dortmund holte sich in Wolfsburg beim 3:1 (3:0) den ersten Auswärtssieg der Saison. In Unterzahl musste das Sahin-Team aber leiden - Routinier Pascal Groß war eine halbe Stunde vor Schluss mit glatt Rot vom Feld geflogen. Letztlich brachte der BVB seine Führung aus einer starken ersten Halbzeit aber über die Zeit.
BVB-Coach Nuri Sahin fand einfache Gründe für den Sieg: "Man muss es ehrlich und nüchtern analysieren: Wegen der ersten Halbzeit. Da haben wir richtig gut gespielt, ein sehr gutes Positionsspiel gehabt und immer wieder zielstrebig nach vorne gespielt. In der zweiten Halbzeit haben wir völlig unnötig den Gegner ins Spiel zurückgeholt und dann musst du verteidigen. Dann kriegst du noch eine Rote Karte, die total unnötig ist. Aufgrund der Dominanz in der ersten Halbzeit war es verdient."
Sein Gegenüber Ralph Hasenhüttl analysierte ehrlich: "Wir haben in der ersten Halbzeit die Energie, die wir benötigen, vermissen lassen. Es waren zu wenige Zweikämpfe und zu viele Fehlpässe, wir waren von Anfang an unter Druck. Insgesamt war es nicht gut genug, um gegen so einen Gegner etwas zu holen."
Horrorvorstellung vermeiden
Der BVB war mit einer Horrorvorstellung nach Wolfsburg gereist. Würde der BVB auch in der VW-Stadt leer ausgehen - bislang war in dieser Saison noch kein einziger Auswärtssieg gelungen - würde man auf Platz elf in der Liga überwintern. Platz elf! Borussia Dortmund! Undenkbar.
Eben dies wollten die Profis in Schwarz-Gelb mit aller macht vermeiden. Es ging also nach vorn - von der ersten Minute an. Und nach nicht einmal zwei Minuten hätte der BVB auch eigentlich schon in Führung liegen müssen. Der quirlige Donyell Malen hatte sich rechts Platz verschafft. Seine Hereingabe landete bei Julian Brandt, der allerdings das Kunststück fertigbrachte, die Kugel aus vier Metern über den Wolfsburger Kasten zu setzen.
Brandt vergibt zwei Hochkaräter
Das wäre sie gewesen - die wichtige frühe Führung, die dem BVB so gut getan hätte. Zudem es ja auch galt, sich in Wolfsburg für das Aus im DFB-Pokal zu revanchieren. Ende Oktober hatte der BVB beim VfL in der 2. Runde des Wettbewerbs mit 0:1 verloren. Weil er damals viel zu passiv agiert hatte.
Initiative zeigen - so wollte Coach Nuri Sahin das diesmal haben. Er hatte entsprechend aufgestellt. Hinter der Doppelspitze mit Serhou Guirassy und Maxi Beier durften mit Brandt, Malen und Jamie Gittens drei weitere Offensive ran. Brandt hatte auch die zweite gute Möglichkeit des BVB. Nach Gittens Vorarbeit auf links kam er diesmal zehn Meter vor dem Tor zum Abschlusss - wieder drüber (15.).
Standard bricht den Bann - BVB mit Dreierpack
Dass Schwarz-Gelb trotzdem bald jubeln durfte, war einer einstudierten Standardsituation zu verdanken. Nach Ramy Bensebainis Eckball blockten gleich drei BVB-Akteure Malen frei, der keine Mühe hatte, die Kugel aus fünf Metern zu versenken. Es stand 0:1 (25.).
Und nun lief's: Nach Bensebainis klugem Pass in die Tiefe lenkte Brandt die Kugel weiter in den Lauf von Beier - der traf direkt per Außenrist an den linken Innenpfosten - 0:2 (28.). Und weiter: Diesmal mit Beier über rechts und der flachen Flanke ins Zentrum, wo Brandt nicht lange fackelte sondern direkt abnahm und flach ins lange Eck zum 0:3 traf (30.).
Wolfsburg viel zu luftig
Und der VfL? Es war erschreckend, wie luftig die Wolfsburger in der Abwehr verteidigten. Schon in der Vorwoche beim 2:3 in Freiburg hatte man hinten viel zu viel zugelassen. Diesmal lief aber auch nach vorn kaum etwas. In der 36. Minute der erste VfL-Abschluss überhaupt, als Mattias Svanberg mit einem Kopfball aus kurzer Distanz an BVB-Torwart Gregor Kobel scheiterte.
VfL-Nmecha und Amoura vergeben dicke Chancen
Apropos Kobel: Der VfL kam stürmisch aus der Pause zurück auf den Platz. Und setzte den BVB unter Druck, um in der 49. Minute Megachance auf den Anschlusstreffer geboten zu bekommen. Der eingewechselte Lukas Nmecha stand nach einem Pass in die Tiefe plötzlich frei vor Kobel. Der ältere der Nmecha-Brüder hatte Zeit, schaute und schoss nach rechts. Das aber hatte Kobel geahnt - und entschärfte das Ding mit einer Mega-Parade.
Drei Minuten später die nächste Gelegenheit. Diesmal hatte Mohamed Amoura viel Platz auf links. Anstatt zielstrebig aufs Dortmunder Tor zu gehen, zog der Algerier aber noch einmal auf und kam aus dem Rhythmus. Unter Druck landete sein Schuss weit über dem Dortmunder Kasten.
BVB zu passiv - Groß sieht Rot
Der VfL war jetzt am Drücker. Und die nächste Chance saß: Nach einem Eckstoß stieg Abwehrmann Denis Vavro am höchsten und nickte ein - es stand nur noch 1:3 (58.). Drei Minuten später der nächste Schlag: Pascal Groß zog gegen den davoneilenden Nmecha die Notbremse - er musste mit glatt Rot runter. Und Wolfsburg hatte eine halbe Stunde vor Schluss Überzahl auf dem Feld.
Pascal Groß sieht im Spiel gegen Wolfsburg die Rote Karte.
Oft hatte der BVB in den vergangenen Spielen Führungen aus der Hand gegeben. Diesmal nicht. Geführt von den zentralen Abwehrleuten Nico Schlotterbeck und dem eingewechselten Waldemar Anton hielt die BVB-Abwehr nun dicht. Und feierte am 15. Spieltag den ersten Auswärtssieg der Saison.
Dortmund empfängt den Meister
Zu Beginn des 16. Spieltags empfängt Borussia Dortmund Bayer Leverkusen (10.01, 20:30 Uhr). Der VfL Wolfsburg spielt auswärts bei der TSG Hoffenheim (11.01, 15:30 Uhr)