French Open Zverev locker in Runde drei, Altmaier sensationell auch
Alexander Zverev hat bei den French Open locker Runde drei erreicht und freut sich nun auf ein mögliches deutsches Achtelfinalduell gegen Daniel Altmaier. Altmaier setzte sich in einem Fünfsatz-Krimi nach epischen 5 Stunden und 26 Minuten gegen den Top-Ten-Spieler Jannik Sinner durch. Anna-Lena Friedsam schied als letzte deutsche Einzelspielerin in Roland Garros aus. Auch Yannick Hanfmann musste beim Grand-Slam-Turnier in Paris die Segel streichen.
Am Ort seiner schweren Knöchelverletzung vor einem Jahr schlug Tennis-Olympiasieger Zverev am Donnerstagabend (01.06.2023) den Slowaken Alex Molcan souverän 6:4, 6:2, 6:1 - und überzeugte dabei auch spielerisch. Zverev trifft am Samstag nun erstmals auf einen Topspieler, den an Nummer zwölf gesetzten US-Amerikaner Frances Tiafoe.
Von Beginn an dominant
Zverev trat von Beginn an dominant auf und ließ seinem Kontrahenten nicht den Hauch einer Chance. Der Hamburger zeigte vor dem beeindruckten Pariser Publikum kaum eine Schwäche - und muss sich in dieser Form auch vor dem starken Drittrunden-Gegner nicht verstecken.
In seiner Auftaktpartie gegen den Südafrikaner Lloyd Harris hatte Zverev noch Probleme gehabt, seine Pflichtaufgabe gegen Molcan in der Night Session aber löste er 363 Tage nach seinem Verletzungsdrama aus dem Halbfinale gegen Rafael Nadal mühelos.
"Ich war so nervös, bevor ich auf den Platz gekommen bin. Ihr habt mir so geholfen", sagte der 26-Jährige zum Publikum. "Ich bin so stolz, auf dem Platz gespielt zu haben. Ich liebe es immer noch, hier zu spielen. Ich bin so glücklich, dass ich hier auf dem Platz wieder gewinnen konnte."
Zverev über mögliches Achtelfinale gegen Altmaier: "Ein Riesen-Fan"
Nach seinem Einzug in die dritte Runde richtete Zverev seinen Blick auch auf ein mögliches deutsches Duell mit Daniel Altmaier im Achtelfinale: "Wenn wir beide die dritte Runde gewinnen, würden wir beide ziemlich glücklich darüber sein und alle anderen auch. Das wäre für ihn ein Wahnsinnserlebnis und für mich wäre es auch super, gegen einen anderen Deutschen bei einem Grand Slam zu spielen", sagte Zverev.
"Ich bin heute ein Riesen-Daniel-Altmaier-Fan gewesen und werde auch Freitag ein Riesen-Daniel-Altmaier-Fan sein - und dann hoffentlich am nächsten Montag nicht mehr." Ein potenzielles Achtelfinale würde am Montag steigen.
Altmaier-Sensation in Roland Garros: "Ich liebe Tennis"
Altmaier hatte zuvor in einem der längsten Matches in Roland Garros mit 6:7 (0:7), 7:6 (9:7), 1:6, 7:6 (7:4) und 7:5 gegen den italienischen Titelanwärter Sinner gewonnen. Nachdem er im vierten Durchgang schon zwei Matchbälle abgewehrt hatte, feierte Altmaier einen der größten Erfolge seiner Karriere. Nach dem Matchball wurde der 24-Jährige von seinen Gefühlen übermannt und ließ den Tränen freien Lauf. "Ich weiß nicht, ob es ein historisches Match war, aber es war eines zum Erinnern", sagte Altmaier, "die Emotionen waren verrückt. Ich liebe Tennis."
Schon in der ersten Runde der US Open 2022 hatte er Sinner in fünf Sätze gezwungen - damals noch mit dem besseren Ende für den Südtiroler. Gegen den Bulgaren Grigor Dimitrow geht es für Altmaier nun um den Achtelfinaleinzug.
Coup wie im Jahr 2020
Altmaier gelang damit ein ähnlicher Coup wie 2020, als er den hoch eingeschätzten Italiener Matteo Berrettini bezwang und das bislang einzige Mal in seiner Karriere bei einem Grand Slam das Achtelfinale erreichte. Dieser Erfolg war auch der zuvor einzige Sieg gegen einen Spieler aus den ersten zehn der Weltrangliste.
Altmaier startete stabil, lag zeitweise mit einem Break 4:3 vorne. Nachdem er den Tiebreak zu null verloren hatte, ließ er sich länger am Mittelfinger der linken Hand behandeln. Die Eistherapie half, nervenstark verwandelte Altmaier nach mehr als zwei Stunden die fünfte Chance zum Gewinn des zweiten Satzes per Überkopfball.
Altmaier mit großem Kampfgeist
Sinner wirkte angreifbar, drehte jedoch zunächst stark auf. In nur 27 Minuten war der dritte Satz aus Sicht von Altmaier weg. Er sehe sein erst zweites Zweitrunden-Spiel keinesfalls als Bonus, hatte Altmaier vor der Partie betont. "Wenn das Belohnung wäre, bräuchte ich gar nicht auf den Platz gehen."
Daniel Altmaier schlägt Jannik Sinner bei den French Open in fünf Sätzen
Und auch im vierten Durchgang zeigte er weiter großen Kampfgeist. Doch erneut konnte der Weltranglisten-79. den Vorsprung eines Breaks nicht nutzen. Per Netzroller wehrte Altmaier noch etwas glücklich den ersten Matchball ab und rettete sich in den erneuten Tiebreak. Dort holte er sich den Satz mit einem feinen Volleystopp - 90 Minuten dauerte alleine dieser Durchgang.
Nervenflattern am Ende
Im fünften Durchgang schlug er beim Stand von 5:4 zum Sieg auf, plötzlich flatterten die Nerven. Doch erneut nahm er Sinner den Aufschlag ab - und durfte nach reichlich Zittern feiern.
Hanfmann ohne Chance gegen Cherundolo
Yannick Hanfmann dagegen ist ausgeschieden. Der 31-Jährige aus Karlsruhe unterlag dem an Position 23 gesetzten Argentinier Francisco Cerundolo 3:6, 3:6 und 4:6. Hanfmann war in der Qualifikation gescheitert, aber als Lucky Loser ins Hauptfeld von Paris gerutscht. Dort setzte er sich zum Auftakt in knapp fünf Stunden gegen den Brasilianer Thiago Monteiro durch.
Gegen Sandplatzspezialist Cerundolo (24) war Hanfmann am Donnerstag chancenlos. Dennoch war die Reise nach Paris ein Erfolg mit 97.000 Euro Preisgeld und einem Sprung in der Weltrangliste in bislang ungekannte Höhen. Schon nach seinem überraschenden Viertelfinale beim Sandplatz-Masters in Rom war Hanfmann zuletzt auf Platz 64 und damit so hoch wie nie zuvor im ATP-Ranking geklettert.
Friedsam als letzte Deutsche raus
Zuvor war Anna-Lena Friedsam als letzte deutsche Tennisspielerin bei den French Open ausgeschieden. Die 29-Jährige aus Neuwied verlor ihr Zweitrundenmatch gegen Jekaterina Alexandrowa aus Russland klar mit 2:6, 0:6. Wimbledon-Halbfinalistin Tatjana Maria (Bad Saulgau) und Jule Niemeier (Dortmund) waren bereits in der ersten Runde an ihren schwierigen Auftakthürden gescheitert.
Anna-Lena Friedsam
Auch bei den Australian Open im Januar waren alle Spielerinnen des Deutschen Tennis Bundes (DTB) früh gescheitert - nur Laura Siegemund kam in die dritte Runde.
Friedsam fand gegen die favorisierte Alexandrowa, die Nummer 23 der Setzliste, überhaupt nicht zu ihrem Spiel und verpasste zum vierten Mal in Folge die dritte Runde des Sandplatz-Grand-Slams.
Swiatek und Rybakina ohne Probleme, Teenager Mirra Andrejewa sorgt weiter für Furore
Topfavoritin Iga Swiatek marschiert dagegen weiter problemlos durch die French Open. Die Weltranglistenerste aus Polen, die 2020 und 2022 in Roland Garros triumphiert hatte, schaltete in Runde zwei auch die US-Amerikanerin Claire Liu aus. Einen Tag nach ihrem 22. Geburtstag gewann Swiatek 6:4, 6:0. "Es war nicht leicht. Ich bin sehr froh, dass ich im zweiten Satz so gut gespielt habe", sagte Swiatek, die in der dritten Runde auf Wang Xinyu aus China trifft. Swiatek hatte im Vorfeld der French Open beim WTA-Turnier in Rom im Viertelfinale wegen einer Oberschenkelverletzung aufgegeben, macht in den ersten Tagen von Paris aber einen fitten Eindruck.
Zuvor hatte auch Wimbledonsiegerin Jelena Rybakina die nächste Hürde genommen. Die an Position vier gesetzte Kasachin, die mit ihrem Sieg in Rom ihre Rolle als Mitfavoritin in Roland Garros untermauert hatte, schlug die Tschechin Linda Noskowa glatt mit 6:3, 6:3. Bereits zum Auftakt hatte Rybakina in Brenda Fruhvirtova eine Tschechin klar besiegt - sie trifft nun auf Sara Sorribes Tormo aus Spanien.
Teenager Mirra Andrejewa sorgt derweil weiter für Furore. Die erst 16 Jahre alte Russin, die sich in Roland Garros souverän durch die Qualifikation gekämpft hatte, schlug die Französin Diane Parry 6:1, 6:2. 2022 stand Andrejewa im Viertelfinale der Juniorinnen-Konkurrenz. In der dritten Runde wartet Coco Gauff (USA), die sich gegen die Österreicherin Julia Grabher 6:2, 6:3 durchsetzte.
Ruud mit leichten Problemen in Runde drei
Vorjahresfinalist Casper Ruud darf auch in diesem Jahr bei den French Open auf eine lange Reise durchs Turnier hoffen. Nach seinem souveränen Auftakt hatte der Norweger in der zweiten Runde etwas mehr Probleme. Ruud setzte sich gegen den italienischen Qualifikanten Giulio Zeppieri schließlich mit 6:3, 6:2, 4:6, 7:5 durch. Der Weltranglistenvierte steht damit zum fünften Mal in Folge in Roland Garros in der dritten Runde.
Nach seiner Finalniederlage gegen Sandplatzkönig Rafael Nadal im Vorjahr zählt Ruud auch diesmal zum erweiterten Favoritenkreis - spielte bislang aber eine durchwachsene Sandplatzsaison. Auch eine Runde weiter ist der US-Amerikaner Frances Tiafoe (Nr. 12). Der mögliche Drittrunden-Gegner von Olympiasieger Alexander Zverev siegte gegen den Russen Aslan Karazew 3:6, 6:3, 7:5, 6:2. Am Mittwoch hatten bereits die beiden Topfavoriten Novak Djokovic aus Serbien und der Weltranglistenerste Carlos Alcaraz (Spanien) die dritte Runde erreicht.