French Open Alexander Zverev macht in Paris den ersten, mühsamen Schritt
Alexander Zverev setzt sich bei den French Open mit Mühe in der 1. Runde durch. Er selbst findet das völlig normal - und hofft darauf, sich deutlich verbessern zu können.
Die Rückkehr an den Ort, an dem er sein großes Trauma erlebte, war erfolgreich. Mit 7:6, 7:6, 6:1 besiegte der 26-jährige Zverev in der 1. Runde der French Open in Paris den Südfrikaner Lloyd Harris, derzeit die Nummer 294 der Weltrangliste.
Auch wenn die Partie in drei Sätzen zu Ende ging, war es ein knappes, in Teilen auch zähes Match mit vielen Fehlern auf beiden Seiten. "Es war nicht einfach. Die Bedingungen waren schwierig. Ich bin einfach froh, dass ich eine Runde weiter bin und nicht fünf Sätze wie sonst immer gespielt habe", sagte Zverev.
Vor zwölf Monaten hatte sich Zverev in Roland Garros im Halbfinale gleich sieben Bänder im Fuß gerissen. Zu einem Zeitpunkt, am den er das wohl beste Tennis seiner Karriere spielte.
Mitten im Regenerationsprozess
Den Pariser Dominator Rafael Nadal, der danach seinen 14. Titel in Paris holte, hatte er an seine Leistungsgrenze gebracht und konnte sich realistische Chancen ausrechnen, die Partie für sich zu entscheiden - bis es einen lauten Knall gab und Zverev von jetzt auf gleich vor ganz andere (medizinische) Herausforderungen gestellt wurde.
Die physischen Probleme scheinen mittlerweile so gut wie ausgestanden zu sein. "Solange ich keine Schmerzen habe, ist das alles okay. Manchmal habe ich noch Flüssigkeit im Fuß, da spüre ich was. Im Moment ist alles gut", sagte Zverev. Und wenn er körperlich nichts spüre, würde er auch nicht mehr daran denken, versicherte er.
Im Regenerationsprozess auch in Sachen Form befindet sich der Deutsche allerdings immer noch, was auch seine Partie gegen Harris unterstrich. Die Aufs und Abs schleichen sich wie automatisch in seine Schläge ein. Die spielerischen Defizite gegen variabel agierende Gegner - wie der Südafrikaner einer ist - sind unübersehbar.
Grundsatzkritik von Becker und McEnroe
Gegen Harris schaffte es Zverev zwar immer wieder, sich mit seinen krachenden Aufschlägen aus dem Schlamassel zu ziehen. Bekanntermaßen ist das bei ihm häufig aber auch eher ein "Wackelschlag" und kein sicherer Punktelieferant. Aber immerhin das gelang bemerkenswert gut an diesem sommerlichen Nachmittag im geradezu idyllischen botanischen Garten der weitläufigen Turnieranlage.
Alexander Zverev im Spiel gegen Lloyd Harris.
Zverev hat sich gegen Harris eher durchgehangelt, so gut wie keine spielerischen Glanzlichter gesetzt. Aber womöglich ist das auch zu viel verlangt ganz zu Beginn eines Grand-Slam-Turniers. Er selbst hatte eine Erklärung für diese Darbietung mit vielen Mängeln. "Ich habe noch nie in meinem Leben eine gute erste Runde gehabt bei einem Grand Slam", sagte er. Zverev selbst kann wohl auch aus diesem Grund keine Aussage darüber treffen, in welcher Form er sich tatsächlich befindet. "Das ist schwer zu sagen", sagte er mit kraus gezogener Stirn.
Aber Zverev dürfte seinen Kritikern wie etwa den Ex-Spitzenspielern Boris Becker oder John McEnroe damit neue Ansätze geliefert haben. Sie bemängelten jüngst, dass sich Zverev nicht weiterentwickelt habe und sein Spiel kaum verändere.
Zverev will Kritiker mit Siegen überzeugen
Auch gegen Harris wirkten seine seltenen Ausflüge ans Netz vor allem: unentschlossen. Gerade einmal zwei von sechs Volleys konnte er verwandeln. Zverevs Spiel krankt schon lange daran, dass er seine harten Grundschläge und seine Aufschläge viel zu selten direkt am Netz abschließt.
Aber: Zverev kann stur sein, will seine Kritiker nicht mit neuen Spielvarianten sondern schlicht mit Siegen überzeugen. Nächster Gegner in Paris am Donnerstag (01.06.2023) ist der Tscheche Alex Molcan, dem Zverev schon als dreizehnjähriges Talent auf dem Tennisplatz gegenüberstand. "Ich hoffe, dass ich dann ein besseres Tennis spielen kann", sagte Zverev. Das wird er wohl auch müssen.