French Open Yannick Hanfmann saugt das Spektakel in sich auf
Yannick Hanfmann befindet sich derzeit in bestechender Form und hat sich bei den French Open in Paris spektakulär in die zweite Runde gekämpft. Der 31-Jährige schöpft sein Potenzial gerade aus.
Die Fan-Gruppe, die sich auf den Zuschauertribünen auf Court 8 in Roland Garros platziert hatte, war die bisher wohl lautstärkste und enthusiastischste bei den French Open. Es schien, als wären die Unterstützer direkt von einer Männer-Tour von Mallorca nach Paris angereist, um den 31 Jahre alten Tennisprofi bestmöglich den Rücken zu stärken.
Geradezu unermüdlich feuerten sie Yannick Hanfmann über die gesamten fünf Sätze an, sangen seinen Namen, stimmten Sprechchöre über beide Seiten des Tennisplatzes an - und trugen Hanfmann damit geradezu zu einem Sieg, der zwischenzeitlich schon unerreichbar schien.
Starke Ergebnisse auf Asche
Spektakulär mit 6:3, 7:5, 6:7, 6:7, 6:4 besiegte Hanfmann den Brasilianer Thiago Monteiro, nachdem er im fünften Satz schon nahezu uneinholbar 1:4 zurückgelegen hatte. Hanfmann war eigentlich schon in der Qualifikationsrunde ausgeschieden, rückte als "Lucky Loser" ins Hauptfeld nach.
Und dann dieser Triumph: Noch nie zuvor hatte die aktuelle Nummer 65 der Tennis-Weltrangliste die zweite Runde in Paris erreicht, auch hatte er noch nie ein Fünf-Satz-Match gewonnen. "Ich reite zurzeit auf einer kleinen Welle und hoffe, das ich sie so weit wie möglich reiten kann", sagte Hanfmann nach dem Erfolg.
Gerade jetzt, im beginnenden Herbst seiner Karriere, blüht Hanfmann so richtig auf. Seine letzten Ergebnisse auf der roten Asche konnten sich allesamt sehen lassen. Viertelfinale in Rom, zweite Runde in Madrid, Achtelfinale in München und Halbfinale in Houston.
Hanfmann zeigt gerade die Beständigkeit in seinen Grundschlägen, die er in all den Jahren zuvor nie so recht entwickeln konnte. Seine körperliche Verfassung ist zudem ausgesprochen gut. Er scheint den Punkt erreicht zu haben, an dem er sein Potenzial (endlich) voll ausschöpfen kann.
Schwerhörig seit der Jugendzeit
Dabei wäre Hanfmann als Junge zunächst wohl viel lieber Fußballer geworden, spielte in seiner Geburtsstadt im Jugendteam des Karlsruher SC. Das Problem: Hanfmann ist schwerhörig und hatte deshalb irgendwann Schwierigkeiten, sich auf dem Fußballplatz zurechtzufinden.
"Irgendwann hörte ich die Zurufe meiner Mitspieler und das Kommando der Trainer nicht mehr", verriet er vor längerer Zeit. Beim Tennis sei dieses Problem nicht so groß. "Hier sehe ich meine Gegner." Schwester und Vater sind ebenfalls von der Schwerhörigkeit betroffen. Hanfmann trägt seit einigen Jahren ein Hörgerät.
Einige Top-Spieler geschlagen
Ein Problem sei das für ihn nicht mehr. Den Schiedsrichtern sage er manchmal, dass sie etwas lauter sprechen sollen. Und von den Zuschauern verstehe er nicht alles, was da so geredet werde. Die deutschen Tennisfans in Paris dürfte er allerdings ob ihrer ungewöhnlichen Lautstärke dauerhaft wahrgenommen haben.
Am Donnerstag (1.6.2023) trifft Hanfmann in Runde zwei auf den Argentinier Francisco Cerundolo (24), die Nummer 23 der Welt. Eine noch größere Herausforderung für Hanfmann. Zuletzt hatte er bereits Top-Spieler wie den Russen Andrey Rublev (7) oder Taylor Fritz (8) geschlagen. Das Selbstvertrauen müsste Hanfmann haben, um gegen Cherundolo auf Augenhöhe antreten und bestehen zu können.
Der Unterstützung der deutschen Fans kann sich Hanfmann erneut sicher sein. Sie werden sicher wieder lautstark versuchen, ihn zum Sieg zu tragen.