
Die Meisterschaft der Eisbären Ein Titel für Tobias Eder
In einer Finalserie der Rekorde feierten die Eisbären Berlin gegen die Kölner Haie ihren hochverdienten elften Meistertitel in der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Fünf Gründe für den historischen Erfolg. Von Fabian Friedmann
Leistungsexplosion in den Playoffs
Die Statistik der Finalserie macht die schiere Dominanz der Eisbären deutlich: Mit 27:3 Toren und 4:1-Spielen gewann die Mannschaft die Serie gegen die Haie. Die 1:2-Niederlage nach Verlängerung in Köln im zweiten Spiel darf als kleiner Betriebsunfall gewertet werden. Abseits dessen waren die Eisbären in allen Belangen überlegen. Dreimal in Folge mit 7:0 fegte man den Gegner vom Eis. Torhüter Jake Hildebrand markierte einen neun Drittel langen, 180 Minuten anhaltenden Shutout – eine Ewigkeit für einen Goalie im Eishockey, und das in den entscheidenden Partien um die Meisterschaft.
Dabei hatten die Eisbären die reguläre Saison (nur) auf dem zweiten Platz abgeschlossen, mussten dabei dem ERC Ingolstadt, der seinerseits in den Playoffs an den Kölner Haie scheiterte, den Spitzenplatz überlassen. Warum die Eisbären in den wichtigsten Spielen am Saisonende in den Modus der Überlegenheit schalten konnten, lässt sich an zahlreichen Faktoren festmachen, gegen die die Konkurrenz schlichtweg keine Mittel fand: die Ausgeglichenheit des Kaders, die besten Einzelkönner, harte Arbeit und ein gemeinsames, übergeordnetes Ziel, dem sich die Spieler vollkommen unterordneten.

Ausgeglichenheit und Tiefe in der Mannschaft
Vom Verletzungspech blieben die Eisbären indes nicht verschont. Kapitän Kai Wissmann verletzte sich im zweiten Spiel in Köln an der linken Hand und fiel für den Rest der Serie aus, ebenso stand der Finne Markus Niemelainen nicht zur Verfügung. "Es war nicht einfach, aber wir haben immer einen Weg gefunden, dass wir die Siege holen können. Jeder hat gezeigt, dass wir als Team zusammenhalten", sagte Jonas Müller am ARD-Mikrofon.
Denn trotz dieser Ausfälle in der Verteidigung ließ die Mannschaft nur sieben Gegentore in neun Final- und Halbfinalspielen zu. Im Angriff erzielte man dazu starke 43 Treffer. Spieler, die selten im Rampenlicht stehen, wie Manuel Wiederer, Liam Kirk, Korbinian Geibel oder Eric Mik arbeiten konsequent für die Mannschaft und halfen mit, dass die Gegner nur schwer zu Torchancen kamen.
Im Angriff waren die Eisbären zudem kaum ausrechenbar. In den letzten beiden 7:0-Spielen gegen die Haie verzeichnete der Meister jeweils sechs verschiedene Torschützen. Das unterstreicht die qualitativ hochwertige Tiefe des Kaders von Trainer Serge Aubin, dem aufgrund seiner akribischen Arbeit ein großer Anteil am Erfolg gebührt.
Final-MVP Ty Ronning
Obwohl in der Summe das starke Kollektiv der Eisbären verantwortlich war für den elften Deutschen Meistertitel, so muss man doch einen Spieler hervorheben: Ty Ronning. Bei dem Nordamerikaner nahmen die Superlative in dieser Saison kein Ende. In 28 Partien in Folge glänzte der wendige Stürmer mit Toren oder Vorlagen. Mit großem Abstand führte er die Scorerliste der DEL in den Playoffs an. Kein Spieler sammelte jemals so viele Punkte für den Rekordmeister. Am Ende gewann der 27-Jährige völlig zurecht den Titel des wichtigsten Spielers (MVP) in der Finalserie.
![liam-kirk-ty-ronning-eisbaeren-berlin | IMAGO / Jan Huebner Liam Kirk (li.) und Ty Ronning von den Eisbären Berlin [Quelle: IMAGO / Jan Huebner]](https://images.sportschau.de/image/88fb5634-4035-4d01-8a05-c18406ea3b4e/AAABlnHebdY/AAABkZLngyM/1x1-256/rbb-liam-kirk-ty-ronning-eisbaeren-berlin-100.jpg)
Harte Arbeit, defensiv wie offensiv
"Wir wollten rausgehen, hart arbeiten und über 60 Minuten konstant Eishockey spielen. Das haben wir heute richtig gut gemacht", sagte Jonas Müller nach dem entscheidenden Sieg gegen die Haie. Die Eisbären ruhten sich nie auf ihrem Vorsprung aus, gingen auch nach deutlichen Führungen immer wieder weite Wege, um den Spielaufbau der Kölner zu stören. Eroberte man die Scheibe, wurde flüssig kombiniert und der Gegner sehenswert ausgespielt. Auch vor dem Tor arbeiteten die Center konsequent, so dass viele zweite Chancen nach Abprallern schließlich zum Torerfolg führten.
Ein Eisbär, der sich für seine harte Arbeit belohnte und im Schatten von Ty Ronning nicht vergessen werden darf, ist der deutsche Nationalspieler Leo Pföderl, der im dritten Spiel gegen die Haie dreifach traf und damit nun einen beachtlichen Rekord hält: Mit 46 Treffern hat er die meisten Tore in den Playoffs der DEL-Historie erzielt.
Ein Titel für Tobias Eder
Dann wäre da am Ende der vielleicht wichtigste Grund: die Motivation für den Meistertitel. Die Antwort auf die Frage, wem das alles galt: "Der Titel hat keine Nummer, sondern der Titel hat einen Namen und der heißt Tobi Eder", sagte ein sichtlich bewegter Eisbär Marcel Noebels.
Zur Erinnerung: Der 26-jährige Eisbär Tobias Eder verstarb am 29. Januar 2025 an Krebs – ein Schock, nicht nur für die Eisbären und das deutsche Eishockey. Es gab große Anteilnahme im gesamten deutschen Sport. Am Meisterschaftsabend feierten in der Arena am Ostbahnhof die Fans beider Seiten Eder mit Bannern und Sprechchören. Sein Trikot mit der Nummer 22 wurde über den Meisterpokal gelegt und stand so Minuten lang vor der Kurve der treusten Eisbären-Fans - ein absoluter Gänsehautmoment.
Marcel Noebels brachte es am Ende auf den Punkt: "Jeder von uns hat für diesen Jungen gespielt und wir sind unheimlich stolz, dass wir es für ihn geschafft haben."
Sendung: rbb24, 26.04.2025, 21:45 Uhr