
FAQ zum Feuerzeug-Eklat Was für die Schiedsklage von Union Berlin wichtig wird
Der Rechtsstreit um den Feuerzeug-Eklat beim Spiel Union gegen Bochum geht in die nächste Runde. Ein endgültiges Urteil ist in Sicht. Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Schiedsklage.
Was ist das Ständige Schiedsgericht?
Am Mittwoch hat der 1. FC Union angekündigt, in der Kausa des Feuerzeug-Eklats fristgerecht eine sogenannte Schiedsklage vor dem Ständigen Schiedsgericht für Vereine und Kapitalgesellschaften der Lizenzligen (kurz: Ständiges Schiedsgericht) erhoben zu haben.
Dieses ist für sämtliche Streitigkeiten zwischen einem Profiklub und dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) beziehungsweise der Deutschen Fußball Liga (DFL) zuständig. Es ist organisatorisch unabhängig von den Verbänden und kann erst angerufen werden, wenn bereits eine endgültige Entscheidung der Rechtsorgane der DFL oder des DFB vorliegt - so, wie es bei der Partie zwischen Union und Bochum der Fall ist.

Ist das Ständige Schiedsgericht die letzte Instanz?
Im Gegensatz zu den Vebandsgerichten des DFB handelt es sich beim Ständigen Schiedsgericht um ein sogenanntes echtes Schiedsgericht. Sein Schiedsspruch ist deshalb verbandsintern endgültig und hat unter den Parteien die Wirkungen eines rechtskräftigen gerichtlichen Urteils. Der Schiedsspruch wird also höchstwahrscheinlich die letztendliche Wertung der Partie zwischen Union und Bochum bestimmen.
Unter sehr engen Voraussetzungen könnte die Entscheidung aber noch vor dem zuständigen Oberlandesgericht Frankfurt am Main angegriffen werden, zum Beispiel wenn gegen Grundsätze der Rechtsordnung verstoßen wird. Es ist aber nicht davon auszugehen, dass es so weit kommt.
Wer sind die Richter und wann ist ein Urteil zu erwarten?
Das Ständige Schiedsgericht entscheidet in der Besetzung mit einer vorsitzenden und zwei beisitzenden Personen. Jeder Schiedsrichter muss die Befähigung zum Richteramt besitzen sowie unparteilich und unabhängig sein. Vorsitzender des Ständigen Schiedsgerichts ist der ehemalige Bundesverfassungsrichter Prof. Dr. Udo Steiner. Für das jeweilige Verfahren bestimmen die beteiligten Parteien jeweils einen Beisitzer ihrer Wahl.
Wann es in der Causa des Feuerzeugswurfs soweit sein könnte, ist noch unklar. Es ist aber davonauszugehen, dass das Schiedsgericht rasch entscheiden wird, um noch vor dem Saisonende Tabellensicherheit herzustellen. Der letzte Spieltag der Fußball-Bundesliga steht am 17. Mai an.
Was ist beim Bundesliga-Spiel passiert?
VfL Bochum-Torhüter Patrick Drewes wurde im Spiel beim 1.FC Union Berlin am 14. Dezember 2024 kurz vor Schlusspfiff von einem Feuerzeug am Kopf getroffen. Ein Fan der Berliner hatte den Gegenstand in Richtung Spielfeld geworfen. Drewes konnte nach Angaben der Bochumer nicht weiterspielen.
Schiedsrichter Martin Petersen unterbrach die Partie für rund 30 Minuten. Da das Wechselkontingent der Gäste schon ausgeschöpft war und Bochums Koji Miyoshi früh in der Partie die Rote Karte gesehen hatte, kehrte die Mannschaft zu neunt aufs Feld zurück. Stürmer Philipp Hofmann ging für Drewes ins Tor.

Union Berlin und der VfL Bochum einigten sich auf einen "Nichtangriffspakt" und spielten die verbleibende Zeit ohne Angriffe runter. Das Spiel endete regulär mit dem Ergebnis 1:1. Wenige Tage später legte Bochum Einspruch gegen die Spielwertung ein.
Wie haben die DFB-Rechtsorgane entschieden?
Der Fall wurde erstmals am 9. Januar vor dem DFB-Sportgericht in Frankfurt am Main verhandelt. Der VfL Bochum gewann das Spiel am Grünen Tisch. Die Partie wurde 2:0 für die Gäste gewertet, weil Bochum nach Ansicht des Sportgerichts irregulär geschwächt wurde.
Die Köpenicker hatten daraufhin Berufung eingelegt und waren vor das DFB-Bundesgericht gezogen. Dieses bestätigte jedoch das Urteil aus erster Instanz. "Wir haben in der rechtlichen Wertung davon auszugehen, dass eine Schwächung der Mannschaft vorliegt", begründete der Bundesgerichts-Vorsitzende Oskar Riedmeyer seine Entscheidung: "Das liegt auf der Hand."
Die Berliner hatten das DFB-Bundesgerichts-Urteil scharf kritisiert. "Das Gericht ist vom VfL Bochum und vom Kontrollausschuss aufgefordert worden, ein politisches Signal zu senden. Dies war nur möglich unter fehlerhafter Anwendung der Rechts- und Verfahrensordnung", hieß es in einer Stellungnahme. Schon damals hatten die Berliner angekündigt, vor das Ständige Schiedsgericht ziehen zu wollen.
Wie nimmt die Spielwertung Einfluss auf den Abstiegskampf?
Seit dem Urteil in zweiter Instanz vor dem DFB-Bundesgericht ist die Spielwertung zugunsten des VfL Bochum bereits in der Tabelle vermerkt. Die Bochumer stehen aktuell mit 20 Punkten auf dem Relegationsplatz, haben jedoch nur einen Zähler Vorsprung auf Heidenheim auf Rang 17 und drei Zähler auf Kiel auf Rang 18. Nach oben beträgt der Rückstand auf St. Pauli mittlerweile fünf Punkte. Sollte das Ständige Schiedsgericht also die Urteile der DFB-Rechtsorgane entkräften und zum regulären Spielausgang von 1:1-Unentschieden zurückkehren, würde der VfL derzeit auf einen direkten Abstiegsplatz zurückfallen.
Neben Union hatten gegen das Urteil in zweiter Instanz auch Holstein Kiel und der FC St. Pauli Einspruch eingelegt, da sie direkte Konkurrenten im Abstiegskampf und von der Entscheidung somit indirekt betroffen sind. Das DFB-Bundesgericht hatte die Berufungen der beiden norddeutschen Bundesligisten allerdings zum Auftakt der Verhandlung für unzulässig erklärt. Man habe geprüft, wann ein "unmittelbares" Interesse bestehe. Der Kreis der Vereine könne aber nicht zu groß gezogen werden. "Dies wäre ein nicht praktikabler Weg", hieß es zur Begründung.