Bob Hanning bei seiner Vorstellung als Nationaltrainer Italiens
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Neuer Handball-Nationaltrainer Bob Hannings dreifache Mission mit Italien

Stand: 31.01.2025 21:34 Uhr

Der frühere DHB-Vizepräsident Bob Hanning sieht sein Engagement als Trainer der italienischen Handball-Nationalmannschaft als Mission in mehrfacher Hinsicht. Der 56-Jährige, der weiter Geschäftsführer der Füchse Berlin bleiben wird, setzt sich ehrgeizige Ziele.

Um das erste davon schnellstmöglich zu erreichen, hat sich Bob Hanning eine Sprachlern-App installiert. Denn er will sein Italienisch schulen, klar. "Ich habe mir ein ganz großes Ziel gesetzt: Nämlich, die Nationalhymne - nicht in der Stimmgewalt wie Domenico Ebner das gegen Deutschland gemacht hat, und auch nicht in der Gesangsqualität - aber zumindest in der Übersetzung so mitsingen zu können, dass man mir abnimmt, dass ich sie kann", sagte der neue Coach der "Azzurri" am Freitag zur Sportschau.

Hanning hat im Handball fast alles gesehen, war Trainer und Funktionär in der Bundesliga und beim Deutschen Handballbund (DHB) - aber noch nie Coach einer A-Nationalmannschaft. Erst vergangenes Jahr nannte er es reizvoll, eine eher kleinere Handball-Nation führen zu können.

Hannings dreifache Mission

Denn für ihn ist der Job als "Direttore Tecnico" eine dreifache Mission. Dazu gehört erstens die Arbeit im italienischen Handballverband FIGH, dem er "das eine oder andere Hilfreiche aus der Bundesliga" mitgeben möchte. "Nicht von oben nach unten, sondern auf Augenhöhe", betonte er im Sportschau-Interview. Denn auch er wolle lernen von den Italienern: "Was ist so gut, was wir in Deutschland vielleicht noch nicht gesehen haben?"

Bei der WM in Dänemark, Kroatien und Norwegen feierte die "Azzurri" historische Erfolge, zog erstmals in ihrer WM-Geschichte in die Hauptrunde ein und gewann gegen Tunesien, Algerien und Tschechien. In der Hauptrunde unterlag das Team um Bundesliga-Profi Domenico Ebner unter anderem Deutschland.

"Die Weltmeisterschaft hat gezeigt, welches Potenzial in der Mannschaft steckt", sagte Hanning. Mit Ebner habe er sich bereits intensiv ausgetauscht, viele Spieler hätten ihm im Laufe des Tages via Instagram geschrieben. Die Meldung, dass der ehemalige DHB-Vizepräsident der Nachfolger von Riccardo Trillini wird, kam in Italien wie auch in Deutschland überraschend. Selbst Leo Prantner, dessen Wechsel zu Hannings Füchsen Berlin am Vortag bekannt wurde, sei von der Nachricht überrascht worden. "Das hat er erst gar nicht verstanden, dass er jetzt doppelt in meiner Falle sitzt", sagte Hanning.

Mehr Italiener in der Bundesliga?

Das ist die zweite Mission: Die italienischen Talente in Europas Top-Ligen unterzukriegen und sie dort wachsen zu lassen. "Ich kann mir vorstellen, dass über die nächsten Jahre auch drei, vier andere Spieler den Weg in die Bundesliga finden können."

Das wiederum dürfte das Niveau der Nationalmannschaft weiter heben, es ist schließlich die dritte und wahrscheinlich nach außen wichtigste Mission. "Jetzt geht es darum, dass wir uns für jede Europa- und Weltmeisterschaft qualifizieren. Das wird die Aufgabe sein", kündigte Hanning an.

Hanning-Debüt im März

Diese Arbeit beginnt schon in eineinhalb Monaten mit den zwei EM-Qualifikationsspielen gegen Lettland in Jelgava (13. März) und in Oristano (16. März). In einer Gruppe mit den Letten, Serbien und Spanien müssen die Italiener einen der ersten beiden Plätze belegen, um es zur Europameisterschaft 2026 in Dänemark, Norwegen und Schweden zu schaffen.

Das Projekt Italien sei für ihn "keine Sache des Geldes, sondern eine Sache der Idee", sagte Hanning und witzelte bei seiner Vorstellung, der Verband könne ihn auch in Wein bezahlen. Die Zusammenarbeit habe ohnehin schon vor einigen Monaten begonnen, sagte Italiens Verbandspräsident Stefano Podini, der Hanning als Teil einer großen Neustrukturierung für Männer- und Frauen-, Hallen- und Beachhandball sieht. Gemessen werde der Deutsche an der Olympiade, also dem Zeitraum bis zu den nächsten Sommerspielen 2028. "Im Vertrag ist eine große Prämie, wenn wir zu Olympia kommen", sagte Podini.