Möglicher Gegner des DHB-Teams "Notti magiche" - Italien rockt die Handball-WM
Italien schreibt nationale Handball-Geschichte, rockt die WM mit zwei Siegen. Die Sportschau sprach darüber mit Torwart-Legende Henning Fritz, der im Vorjahr ein Kurz-Comeback für den SSV Bozen gegeben hat.
Italien ist ein Ballsportland. Der Fußball vereint die ganze Nation, auch Volleyball und Basketball zieht die Massen an. Handball war bisher eher ein Stiefkind, was angesichts der Leistungshistorie auch nicht allzusehr verwundert: Nur eine WM-Teilnahme gab es für die Italiener, die liegt bereits 28 Jahre zurück.
Einziger WM-Sieg vor 28 Jahren
Am 22. Mai 1997 in Japan gelang den Italienern ihr bis zu dieser Woche einziger WM-Sieg, ein 21:15 gegen Argentinien. Dazu kam dann noch ein respektables 19:19 gegen Norwegen, am Ende wurde es Rang 18 von 24 Teams.
Die Siegquote von damals hat die aktuelle Generation jetzt schon verdoppelt. Die Fans singen den Gianna-Nannini-Klassiker "Notti magiche", der zur Fußball-WM 1990 groß rauskam. Magische Handball-Nächte im dänischen Herning feierte Italien im Auftaktspiel vor immerhin 6.510 Zuschauern (anschließend spielten auch die Dänen) mit 32:25 gegen die WM-erfahrenen Tunesier. Dann folgte am Donnerstag (16.01.2025) ein fulminantes 32:23 gegen Algerien.
Jetzt wartet Dänemark, dann vielleicht Deutschland
Die Hauptrunde hat Italien damit bereits sicher erreicht und kann einer der Gegner der deutschen Mannschaft werden. Erstmal kommt es in der Gruppe B am dritten Spieltag aber zum großen Finale um den Gruppensieg: Samstagabend zur Primetime um 20.30 Uhr geht es gegen Dänemark (Live-Ticker bei sportschau.de)
Bundesliga-Torwart Domenico Ebner (SC DHfK Leipzig) spielt ebenso wie der Balinger Rechtsaußen Leo Prantner bisher ein starkes Turnier für Italien. Ebner lag zur Halbzeit gegen Algerien bei einer 50-Prozent-Quote, Prantner steuerte sieben Treffer bei.
"Der italienische Handball lag am Boden"
Am Sportschau-Mikrofon fiebert Ebner dem Match gegen den Abo-Weltmeister und Olympiasieger entgegen: "Darauf freut sich unser ganzes Land. Der italienische Handball lag am Boden, aber in den letzten acht Jahren ist so viel passiert. Wir erleben hier mit unseren Fans so ein bisschen Dolce-Vita-Feeling, und wir feiern mit den Jungs wie eine Familie, es macht einfach nur Spaß."
Fritz lobt die Struktur im Spiel
Henning Fritz, der im Vorjahr mit 49 Jahren ein Blitz-Comeback in Bozen im Südtirol feierte (er parierte 16 Bälle, davon drei Siebenmeter, das Spiel gegen Conversano ging aber 22:28 verloren), freut sich über die Erfolge der Italiener ebenfalls enorm.
Henning Fritz freut sich über die Entwicklung der Italiener - und sieht noch viel Potenzial
Im Sportschau-Gespräch sagt Deutschlands Welthandballer von 2004 und Weltmeister von 2007: "Sie haben jetzt schon ein kleines Feuer in ihrem sportbegeisterten Land entfacht und damit unheimlich viel erreicht. Es ist sehr schön zu sehen, dass sich ihr Spiel in den letzten Jahren immer weiterentwickelt hat. Sie werfen ihre Tore nicht nur durch Euphorie, sondern spielen sie durch tollen, strukturierten Handball heraus. Natürlich waren die ersten beiden Gegner auch irgendwo dankbar, aber auch die musst du in einer Weltmeisterschaft erstmal so klar schlagen."
"Du brauchst eine starke Nationalmannschaft"
Wie nachhaltig der Aufschwung der italienischen Handballs sein wird, hängt nach Fritz' Meinung auch vom weiteren Turnierverlauf ab: "Du brauchst in jeder Sportart, die die Fans mitziehen soll, eine starke Nationalmannschaft. Ich will hier gar nicht über eine mögliche Platzierung bei der WM reden, sondern es geht um die Entwicklung, die fortschreiten muss."
Fritz wünscht sich, dass sich die Italiener jetzt nicht so großen Druck auferlegen: "Es wäre schon ein großer Erfolg, wenn man jetzt gegen die ganz großen Nationen wie am Samstag gegen Dänemark und dann später vielleicht gegen Deutschland nur knappe Niederlagen kassiert. Sie sollen einfach weiter guten und begeisterungsfähigen Handball spielen, das ist die beste Werbung, die man liefern kann."