Team der Stunde gegen Titelverteidiger Portugals Helden wollen dänisches Titel-Quadrupel verhindern
Auf dem Papier sind die Rollen im zweiten WM-Halbfinale klar verteilt. Titelverteidiger Dänemark trifft am Freitagabend (20.30 Uhr) auf Deutschland-Schreck Portugal, das in sechs Spielen noch nie gegen die Dänen gewinnen konnte. Doch der Stolz über das Erreichte lässt Costa und Co. vom Finaleinzug träumen.
"Unvergesslicher und frenetischer Auftritt der Nationalmannschaft." "Geschichte. Portugal besiegt Deutschland und trifft im Halbfinale der Handball-Weltmeisterschaft auf Dänemark." So titelte die portugiesische Presse nach dem 31:30 n.V. (26:26, 13:9)-Erfolg über die deutsche Handball-Nationalmannschaft. Der Handball-Hype hat das südeuropäische Land auf der iberischen Halbinsel in diesen Tagen längst im Griff.
Schuld daran sind nicht nur die vielgelobten Costa-Brüder, vielmehr überzeugte das Kollektiv gegen Deutschland. Kreisläufer Victor Iturriza traf sieben seiner acht Würfe und sorgte im Innenblock dafür, dass Kapitän Johannes Golla über weite Strecken der Partie abgemeldet war. Regisseur Rui Silva erwischte zwar keinen Sahnetag im Abschluss (1/4), setzte dafür seine Mitspieler mit fünf Assists gut in Szene. Wie auch in der Verlängerung, als er die entscheidende Kreuzung zum Siegtor durch Martim Costa anzog.
Duell der Torjäger - Francisco Costa gegen Mathias Gidsel
Dennoch muss im Halbfinale gegen Dänemark vieles bis alles zusammen passen, damit Portugal die dänische Übermacht schlagen kann. "Das ist eine riesige Aufgabe", weiß auch Portugal-Trainer Paulo Pereira. Zuletzt traf seine Mannschaft bei der Handball-EM 2024 auf Dänemark. Dort jubelten Gidsel und Co. dank einer Machtdemonstration in der zweiten Hälfte über einen ungefährdeten 37:27-Sieg. Seitdem ist ein Jahr vergangen und Dänemarks Simon Pytlick warnt vor voreiligen Finalträumen: "Es besteht kein Zweifel daran, dass ihr Angriffsspiel deutlich besser und systematischer geworden ist als zuvor."
Bereits vor einem Jahr in der Olympiahalle München war es das Duell der Linkshänder. Francisco Costa gegen Mathias Gidsel, mit dem besseren Ende für den dänischen Welthandballer. "Kiko" Costa traf fünfmal, Gidsel elfmal und wurde anschließend zum Spieler des Spiels gewählt. Ein gutes Omen? Für Gidsel nicht: "Sie können viele Dinge tun und mit enormem Selbstvertrauen und Kreativität spielen, angeführt von den beiden Costa-Brüdern. Sie besitzen ein einzigartiges Talent. Jetzt erreichen die beiden ein Alter, in dem sie auch einige Erfahrungen gesammelt haben."
Erfahrung aus einem WM-Halbfinale hat aber noch kein Spieler im portugiesischen Kader. Für die Portugiesen ist es ihr erstes Halbfinale überhaupt, während es für Dänemark das siebte Halbfinale in Folge bei WM, Olympia und EM ist. Dieses Erfahrungsplus könnte laut Trainer Nikolaj Jacobsen ein wichtiger Faktor sein. "Sie treten am Freitag an und wollen Geschichte schreiben. Wir bringen Erfahrung mit und wissen, worauf es ankommt. Wir wissen, dass wir das Halbfinale gewinnen können."
Torwart Emil Nielsen kann den Unterschied ausmachen
Auch wenn am Freitag in der Unity Arena in Oslo die beste Offensive (Dänemark - 258 Tore) auf die Viertbeste (Portugal - 240 Tore) trifft, wird die Defensive von elementarer Bedeutung sein. Beide Mannschaften gehen ein extrem hohes Tempo, wollen jeden Fehler des Gegners bestrafen und spielen eine gnadenlose "schnelle Mitte". Daher wird entscheidend sein, welcher Schlussmann besser in die Partie findet und den gegnerischen Angreifern den Stecker zieht. Ausgerechnet auf dieser Position hat der Olympiasieger den wohl größten Vorteil.
Sie wollen Geschichte schaffen, wir haben Geschichte geschaffen!
Der Däne Emi Nielsen spielt eine überragende Weltmeisterschaft und ist mit 44% gehaltener Bälle auch statistisch der beste Schlussmann im Turnier. Auf der Gegenseite gehört das portugiesische Duo nicht einmal zu den 30 besten Torhütern bei dieser WM. Ein Grund mehr für Weltmeister-Trainer Jacobsen vor dem Halbfinale eine große Portion Selbstvertrauen an den Tag zu legen: "Sie wollen Geschichte schaffen, wir haben Geschichte geschaffen!" Eine Aussage mit durchaus Fallhöhe.