Deutschland Tour Pedersen, Milan und dann lange nichts
Fünf Tage, zwei Sieger: An Jonathan Milan und Mads Pedersen, der sich den Gesamtsieg sicherte, kam bei der diesjährigen Deutschland Tour niemand vorbei. Auch die deutschen Fahrer nicht, die aber dennoch zufrieden sein können.
Mads Pedersens Laune auf der Pressekonferenz nach dem Rennen hätte nicht besser sein können. Das lag nicht nur am Eis, welches ihm bei den warmen Temperaturen in Saarbrücken in die Hand gedrückt wurde. Der Däne betrat das Medienzentrum schließlich als frischgebackener Gesamtsieger der Deutschland Tour.
Und nicht nur das, sein Team Lidl-Trek gewann zum ersten Mal seit der Wiedereinführung der Rundfahrt im Jahr 2018 alle Etappen. Das sei von Beginn an der Plan gewesen. "Wir haben keine Witze gemacht", so Pedersen lachend. "Bis das wieder ein Team schafft, wird es eine Weile dauern", fügt er sichtlich stolz hinzu.
Lidl-Trek dominiert die Deutschland Tour
Noch nie dominierte ein Team so sehr die Deutschland Tour wie Lidl-Trek. Dreimal stand Jonathan Milan ganz oben, zweimal Pedersen. Und auch wenn es auf der letzten Etappe kurz einmal danach aussah, dass das Blaue Trikot des Gesamtführenden in Gefahr sein könnte, bestand eigentlich doch kein Zweifel am Sieg von Pedersen. Fast hätte sich der Straßen-Weltmeister von 2019 auch noch das Grüne Trikot des besten Sprinters geschnappt, Teamkollege Milan hatte dank des einen Etappensieges mehr jedoch knapp die Nase vorn.
Beide profitierten davon, dass die Woche auf Fahrer wie sie ausgelegt war. Und dass Lidl-Trek ein Team der Spitzenklasse zur Deutschland Tour schickte, was nicht verwundert, teilen sie sich doch den Sponsor mit dem Etappenrennen. Dazu gehören auch die restlichen Teammitglieder; allen voran Amanuel Ghebreigzabhier, der in einem Zuschauervotum der Veranstalter zum besten Helfer der Tour gewählt wurde.
Eine Ehrung, die auch Pedersen, Milan und Co. gefeiert haben. "Ohne die anderen wäre das hier nicht möglich. Sie verdienen jeglichen Respekt. Auch wenn Amanuel die Aufmerksamkeit eigentlich gar nicht mag", berichtet Pedersen. "Aber scheiß drauf!"
Deutsche Fahrer gehen leer aus
Im Gegensatz zu Lidl-Trek müssen die deutschen Radsportfans seit drei Jahren auf einen deutschen Sieg warten. Damals, 2021, holte Nils Politt den Gesamtsieg, er und Pascal Ackermann sicherten sich außerdem zwei Etappen. Und das Warten geht auch nach dieser Auflage weiter, allerdings schaffte mit Florian Stork immerhin ein deutscher Fahrer den Sprung unter die besten zehn. Am Ende stand Platz sechs in der Gesamtwertung zu Buche, damit wurde der Fahrer vom Tudor Pro Cycling Team auch der beste Deutsche.
Überhaupt fuhren die deutschen Fahrer reihenweise Top-Ten-Platzierungen ein. Darunter auch Max Kanter, der zweimal knapp am Etappensieg scheiterte, es aber jeweils unter die besten drei schaffte. "Klar hätte ich mir einen Etappensieg gewünscht, aber mit einem Jonathan Milan in solch einer Form wird das natürlich schwierig", so der Astana-Qazaqstan-Fahrer zur Sportschau.
Geschke beeindruckt vom Youngster Müller
Für Simon Geschke ging dagegen seine letzte Deutschland Tour zu Ende, denn der 38-Jährige macht nach dieser Saison Schluss. Dennoch sollte die Rundfahrt, bei der für das Team Deutschland fuhr, kein reines Schaulaufen werden, eine letzte Attacke auf der Zielgeraden ließ er sich nicht nehmen. Mehr aber auch nicht, nach dem Giro d’Italia im Mai und der Tour de France im Juli seien einfach keine Körner mehr übrig gewesen. "Ich habe diese Woche aber schon sehr genossen, denn so ein Rennen in Deutschland ist ja schon eher selten", so Geschke, der schließlich auf dem 26. Gesamtrang landete.
Insbesondere der Jüngste des Nationalteams, Tobias Müller, habe ihn beeindruckt. Mit zwei neunten Plätzen knackte der 20-Jährige als einziger im Team Deutschland die Top Ten. So ein Lob von Simon Geschke mache ihn schon stolz, erzählt Müller. "Wenn man mit solchen Legenden in einem Team fährt und diesen Zuspruch erhält, dafür bin ich sehr dankbar", so der Hagener im Gespräch. Überhaupt sei diese Woche der Hammer gewesen. "Das malt man sich eher in seinen Träumen aus."
Kleine deutsche Teams sehr zufrieden
Kurz träumen durfte heute auch Oliver Mattheis. Denn der Fahrer vom saarländischen Bike Aid Team, welches auf der letzten Etappe ein Heimspiel hatte, führte das Feld bis wenige Kilometer vor dem Ziel an, wurde dann aber doch noch geschluckt. Nicht das einzige Ausrufezeichen, welches das Continental Team setzte. Auch im Kampf um das Bergtrikot war es dank Dawit Yemane, der dieses einen Tag lang trug, vorne mit dabei.
"Als kleines Team ein Wertungstrikot bei einer großen Rundfahrt tragen zu dürfen, ist natürlich etwas ganz Besonderes. Für uns ist die Deutschland Tour ein Riesenerfolg", so Matthias Schnapka, Teammanager und Sportschau-Experte, im Interview. Das sieht auch Florian Monreal von Lotto Kern-Haus PSD Bank so. "Unser Team besteht hauptsächlich aus Nachwuchsfahrern. Wenn man bedenkt, wer da vorne mitfährt, ist diese Woche absolut in Ordnung", bilanziert der Teammanager. Seine Jungs haben noch bis Ende Oktober ein straffes Programm vor sich. Genauso wie Jonathan Milan, dieser freute sich aber erstmal auf das deutsche Bier am Sonntagabend.