Fußballtrainer genießt Paralympics Klopp stolz auf Czyz - "Hatte Tränen in den Augen"
Fußballtrainer Jürgen Klopp unterstützt in Paris seinen Freund Wojtek Czyz, der im Para-Badminton für Neuseeland antritt. Nebenbei wird der frühere Dortmund- und Liverpool-Coach zum Botschafter der paralympischen Bewegung.
"Irgendwann muss irgendeiner den Startschuss geben", sagte Klopp am Donnerstag (29.08.2024), dem ersten Wettkampftag der 17. Paralympics. "Es ist so ermutigend und bewundernswert, was hier für Leistungen gezeigt werden."
Es gehe im Leben "nicht darum, ob jemand ein Handicap hat oder nicht", betonte Klopp: "Man muss ihm nur die gleichen Möglichkeiten geben wie allen anderen. Das ist das Ding: Es ist so viel mehr zu tun." Er sei vor Ort in Paris, um klarzumachen: "Die Athleten müssen viel mehr unterstützt werden. Alle."
Klopp bringt Czyz auf der Tribüne kein Glück
Klopp hatte am Mittwoch (28.08.2024) die Eröffnungsfeier auf der Place de la Concorde besucht. Einen Tag später feuerte er in der Arena Porte de la Chapelle seinen Freund Wojtek Czyz bei dessen Badminton-Erstrundenspiel an. Der Startrainer agierte dabei so emotional, wie man es vom ihm an der Seitenlinie bestens gewohnt ist: Er klatschte in die Hände, fletschte die Zähne und gab immer wieder den Motivator.
Es half aber alles nichts: Czyz, der als Leichtathlet bei den Paralympics zwischen 2004 und 2012 für Deutschland viermal Gold gewonnen hatte und nun für seine neue Heimat Neuseeland als erster Badmintonspieler überhaupt bei Paralympics dabei ist, verlor gegen den Weltranglistenersten Daniel Bethell aus Großbritannien klar mit 0:2-Sätzen.
Klopp wünscht sich mehr Beachtung für Para-Sportler
Klopp zeigte sich bei seinem Besuch in Paris als großer Fan der Paralympischen Spiele - und wünscht sich mehr Beachtung für die sportlichen Leistungen der Para-Athletinnen und -Athleten. "Ich habe es schon oft geschaut. Aber es ist leider eine Herausforderung, paralympischen Sport im Fernsehen zu finden. Das geht oft nur über Streaming", sagte der 57-Jährige.
Aus seiner Sicht sei die Nachfrage nach mehr Übertragungen und mehr Berichterstattung da. Sie werde aber noch nicht ausreichend befriedigt: "Bei Olympia waren sicher viel mehr Kameras hier."
Czyz: "Wir brauchen Leute wie Jürgen"
Para-Badmintonspieler Czyz profitierte in seinem Erstrundenspiel in Paris zwar nicht persönlich von Klopps Engagement, lobte dessen Initiative als Para-Botschafter dennoch ausdrücklich: "Jürgen ist nicht nur für mich hier, sondern möchte auch ein Statement für die Paralympics setzen und bei dem Verständnis helfen, dass Paralympioniken etwas Außergewöhnliches leisten."
Der 44-Jährige sieht in Klopps Botschafter-Auftritt ein Signal für den Para-Sport: "Wir brauchen Leute wie Jürgen, damit der Fokus auf die Inklusion gelegt wird. Das ist ein großartiger Tag."
Klopp motiviert Spieler mit der Geschichte von Czyz
Klopp und Czyz hatten sich Anfang der 2000er-Jahre kennengelernt. Damals hatten eine Verletzung und anschließende Behandlungsfehler nicht nur Czyz' Traum von einer Profikarriere als Fußballer beendet, sondern auch zur Amputation seines linken Beins oberhalb des Knies geführt.
Das, was Czyz seitdem geleistet und erreicht hat, nötigt Klopp größten Respekt ab - und dürfte ein Grund für sein Engagement für den Para-Sport sein: "Das ist die beeindruckendste Story, die ich in meinem Leben jemals gehört habe. Das, was er geschafft hat, hat niemand getan, den ich kenne." Er selbst habe diese Geschichte schon sehr oft seinen Spielern als Motivationshilfe erzählt.
Jürgen Klopp feuerte Wojtek Czyz bei dessen erstem Spiel vergeblich an.
Klopp: "Manchmal geht es um mehr als das Ergebnis"
Czyz hatte sich nach seinen Erfolgen als Para-Sportler in Deutschland zusammen mit seiner Frau mit dem Projekt "Sailing4handicaps" für die Bereitstellung von Prothesen in Entwicklungsländern engagiert. Bei einer Weltumsegelung 2015 hatten sie dafür eine eigene Werkstatt an Bord. In der Corona-Zeit entschieden sie dann, in Neuseeland zu bleiben.
Dass Czyz nun als erster Para-Badmintonspieler für die "Kiwis" antritt und sein Comeback bei den Paralympics feiert, macht ihn und Klopp gleichermaßen stolz. Daran ändere auch die Niederlage im ersten Spiel nichts, sagte Klopp: "Ich hatte Tränen in meinen Augen. Im Sport geht es immer ums Ergebnis, aber manchmal geht es um mehr. Es war so berührend für mich."