Tischtennis bei den Paralympics Mikolaschek gewinnt Gold - "Ist das jetzt passiert?"
Sandra Mikolaschek hat mit einer Tischtennis-Demonstration ihr erstes Paralympics-Gold gewonnen. Gegen die Weltranglistenerste aus Serbien siegte die Deutsche am Samstag (07.09.2024) in vier Sätzen. Mikolaschek holte damit das erste Paralympics-Gold für die deutschen Tischtennis-Frauen seit Monika Sikora 2004.
Sandra Mikolaschek ist neue Paralympics-Goldmedaillengewinnerin der Klasse WS4. Die 27-Jährige setzte sich im Finale gegen die Serbin Borislava Peric-Rankovic 3:1(11:5, 11:3, 6:11, 11:8) durch. In 26 Minuten war der bislang größte Erfolg der Psychologie-Studentin aus Düsseldorf perfekt.
Mikolaschek: "Es sickert langsam durch"
"Es ist unglaublich", freute sich die Weltranglistenzweite nach dem Gewinn ihrer ersten Paralympics-Medaille am Sportschau-Mikrofon: "Nach dem letzten Punkt bin ich zu meinem Trainer gefahren und hab gefragt: 'Ist das jetzt passiert? Habe ich gewonnen?' Es sickert langsam durch, aber es dauert noch, bis es ankommt."
2:0-Führung nach 10 Minuten
Das Duell mit Peric-Rankovic, gegen die Mikolaschek in der Vergangenheit in 20 Partien 17 Mal verloren hatte, begann die Deutsche druckvoll und fast fehlerfrei. Konzentriert, immer wieder mit Topspin und schnellen Schmetterbällen punktete Mikolaschek gegen ihre 52-jährige Kontrahentin. Jeweils nach fünf Minuten gewann die zweifache Paralympics-Fünfte die ersten beiden Sätze.
Mikolaschek nutzt ersten Matchball
Im dritten Durchgang lief es ebenfalls für die Mixed-Weltmeisterin von 2022. Einen 1:3-Rückstand drehte Mikolaschek in eine 5:3-Führung. Doch dann war die immer wieder lautstarke Peric-Rankovic zur Stelle. Mit 11:6 entschied die Weltranglistenerste den Satz für sich.
Umkämpft dann der dritte Satz. Erst führte die Serbin 2:0, dann drehte die Deutsche die Partie in ein 7:5. Beim 10:8 hatte sie zwei Matchbälle. Gleich den ersten davon nutzte sie und jubelte ausgiebig. Glückwünsche und eine faire Umarmung gab es auch von Peric-Rankovic, die bereits während des Spiels bei besonders gelungenen Aktionen von Mikolaschek applaudierte.
"Hoffe, dass sich Leben nicht verändert"
Im Publikum jubelten auch Mikolascheks Düsseldorfer Teamkollegen Valentin Baus und Thomas Schmidberger. Die Eltern der neuen Paralympics-Siegerin winkten mit Tränen in den Augen. Mikolaschek verriet, dass sie am Abend etwas feiern werde. Sonst hoffe sie aber, "dass sich mein Leben durch die Goldmedaille nicht so sehr verändert. Jetzt mache ich erstmal Pause. Aber irgendwann beginnt wieder das Studium und die Prüfungen lassen sich nicht mit einer Goldmedaille bestehen", sagte sie lächelnd und bedankte sich bei den Tischtennis-Fans von Paris: "Was mit am meisten in Erinnerung geblieben ist, ist die Stimmung. Die war einmalig."
Aus 0:1 wird 3:1 - Mikolaschek dreht Halbfinale
Wie im Finale hatte sich Mikolaschek auch im Halbfinale am Vormittag mit 3:1 (1:11, 11:3, 12:10, 13:11) gegen die Chinesin Xiaodan Gu durchgesetzt. In der sehr gut gefüllten Arena Paris Sud kam die Deutsche allerdings deutlich schwerer in die Partie und war im ersten Satz chancenlos. Im zweiten Satz erwischte sie einen deutlich besseren Start und fand zurück ins Spiel. Die 27-Jährige stellte ihre Fehler ab und spielte aggressiver. Folge: Sie gewann den Durchgang mit 11:3.
Im umkämpften dritten Satz wehrte die sehr nervenstarke Mikolaschek einen Satzball der Chinesin mit einem Netzroller ab und verwandelte dann ihren ersten Satzball zur Führung. Im entscheidenden vierten Satz lief die deutsche Athletin dann zur Hochform auf und konterte nahezu jeden Angriff ihrer Gegnerin. Nachdem sie die ersten drei Matchbälle noch vergab, machte sie es beim vierten Versuch besser und den Finaleinzug perfekt.
Peric-Rankovic gewinnt Fünf-Satz-Halbfinale
Noch dramatischer das Halbfinale der Serbin Borislava Peric-Rankovic: Sie drehte gegen die Chinesin Yng Zhou einen 0:2-Rückstand in einen 3:2-Sieg (11:13, 9:11, 11:8, 11:7, 11:8). Das Marathon-Match dauerte 49 Minuten.
Fünf deutsche Tischtennis-Medaillen
Mikolascheks Erfolg rundet den starken Auftritt des Tischtennis-Teams ab. Vor ihrer Medaille hatten bereits Thomas Schmidberger und Valentin Baus sowie Juliane Wolf und Stephanie Grebe jeweils Silber im Doppel gewonnen. Schmidberger jubelte über eine weitere Silbermedaille im Einzel, Wolf holte ebenfalls im Einzel Bronze. Damit waren die Deutschen nach Gesamt-Medaillen genauso erfolgreich wie bei den Spielen 2021 in Tokio.