Tischtennis bei den Paralympics Clásico gegen Feng - wieder ein Silbermoment für Schmidberger
Thomas Schmidberger hat zum dritten Mal in Folge ein Tischtennis-Endspiel bei Paralympics gegen den Chinesen Panfeng Feng verloren. Trotz der 0:3-Niederlage durfte sich Schmidberger am Donnerstagabend (05.09.2024) über seine insgesamt siebte Paralympics-Silbermedaille freuen. Im Umgang mit der Niederlage zeigt sich eine Persönlichkeitsentwicklung des Münchners in Sachen Frustrationsbewältigung.
Als Schmidberger zur Siegerehrung kam, konnte er schon wieder lachen. Rund 30 Minuten nach seiner Finalniederlage gegen Feng winkte er seinen Fans in der Arena Süd strahlend zu. Und als ihm wenig später die Silbermedaille umgehängt wurde, grinste er breit über das gesamte Gesicht. "Ich kann im Moment ganz gut damit leben", sagte er lächelnd am Sportschau-Mikrofon.
0:3-Niederlage in nur 18 Minuten
Rund 30 Minuten zuvor hatte Schmidberger eine der klarsten Niederlagen seiner Karriere erlebt. Im Duell mit dem Weltranglistenersten der Klasse MS3 verlor der Zweite der Rangliste klar und in nur 18 Minuten 0:3 (2:11, 7:11, 7:11). Während der Chinese seinen Erfolg ausgiebig und lautstark bejubelte, war bei Schmidberger das Gesicht zunächst eingefroren. Enttäuscht umarmte er Feng und seinen Heimtrainer Hannes Doesseler, danach rollte er weg von der Platte.
Schmidberger-Trainer: "Feng war heute eine Maschine"
"Mein Matchplan war, gut in den ersten Satz reinzustarten. Ich bin mit 1:8 gestartet. Das war alles andere als gut", analysierte Schmidberger. Er wollte aggressiv und offensiv auftreten, fand im ersten Satz aber überhaupt nicht seine Linie. Stattdessen dominierte der nun zehnfache Paralympics-Goldmedaillengewinner aus China. Nach nur fünf Minuten war der Satz mit 2:11 verloren. "Wenn er ins Rollen kommt, ist es so gut wie unmöglich, dann noch was zu machen", so der dreifache Weltmeister Schmidberger über seinen in dieser Phase des Spiels übermächtigen Kontrahenten.
Im zweiten Durchgang lief es bis zum 6:7 besser, doch dann zog Feng davon und gewann 11:7. Im dritten Satz sah es schon nach einem Erfolg für den Deutschen aus. Doch eine 6:2-Führung gab er wieder aus der Hand. Feng drehte das Spiel auf 8:6, dann verwandelte er seinen ersten Matchball zum 11:7. "Er hat mittlerweile eine gewisse Selbstverständlichkeit durch seine ganzen Erfolge. Er wird nicht mehr so leicht nervös. Und dann wird es ganz schwer", erklärte Schmidberger voller Respekt.
Auch Schmidbergers Trainer Doesseler lobte den Chinesen: "Feng war heute einfach eine Maschine. Ich hab gedacht, Tom hat es drin. Aber das war eine ziemliche Demonstration."
22 direkte Duelle - 18 Siege für Feng
Für Schmidberger war die Niederlage bereits die 18. im direkten Duell mit Feng. Zuletzt konnte der für Borussia Düsseldorf startende gebürtige Bayer 2018 gegen den Chinesen gewinnen. Auch in den Paralympics-Einzel-Finals 2016 und 2021 verlor Schmidberger, in Rio de Janeiro 2016 konnte er beim 1:3 zumindest einen Satz gewinnen.
In Tokio vor drei Jahren lieferten sich Schmidberger und Feng einen echten Krimi. Der chinesische Dreifach-Weltmeister führte bereits 2:0, dann glich Schmidberger aus, ehe Feng das Duell mit 11:9 im fünften Satz für sich entschied (3:2).
Erleichterung und Frust bei den Rivalen
In Paris nun konnte Schmidberger dem druckvollen Spiel seines Dauerrivalen wenig und nur phasenweise etwas entgegensetzen. Hinzu kamen Netzroller oder Bälle auf die Kante in wichtigen Phasen des zweiten und dritten Satzes.
Feng, der im Laufe des Turniers nicht immer sicher wirkte und im Viertelfinale gegen Thomas Brüchle einen Satz abgab, jubelte nach dem entscheidenden Matchball. Als er zu Schmidberger fuhr und ihn fest umarmte, war auch die Erleichterung beim Chinesen zu sehen.
Vorbild Kahn - "Jeder weiß, wie gut er verlieren konnte"
Bei Schmidberger kam das Lachen 30 Minuten später zurück. Nur 30 Minuten später. An früheren Niederlagen hatte der jetzt 32-Jährige länger zu knabbern. Über seine Silbermedaillen von Tokio 2021 konnte er sich erst im Flieger nach Hause freuen, sagte er nach den Paralympics vor drei Jahren. Parallelen gibt es da wohl mit seinem Vorbild, mit Fußball-Torhüter Oliver Kahn: "Da verbindet uns einiges. Jeder weiß, wie gut er verlieren konnte, nämlich gar nicht gut. Es gibt schlechtere Vorbilder als Olli Kahn."
"Habe 100-Prozent-Quote"
In Paris und kurz nach der Siegerehrung lachte Schmidberger auf die Frage, ob nach so vielen Niederlagen nicht ein unerfüllter Goldtraum bleibe: "Den gibt es bei mir nicht", sagte er. Und fügte mit der achten Paralympics-Medaille bei insgesamt acht Starts hinzu: "Ich habe eine 100-Prozent-Quote, was Paralympics betrifft. Da wären andere verdammt, verdammt, verdammt froh darüber. Und das bin ich auch." Heimtrainer Doesseler betonte: "Er würde keinen Silbermoment wegtauschen wollen. Feng gegen Schmidberger - das ist unser Clásico."
Deswegen steigt am Donnerstagabend im Deutschen Haus von Paris auch eine Silberparty mit Schmidberger: "Deutsches Haus heute ist Pflicht. Bei Tom wird einiges abfallen." Und der Medaillengewinner selbst sagte: "Wir können heute feiern."
Halbfinals: Schmidberger und Feng siegen 3:0
Und zwar sicher auch Schmidbergers Auftritt im Halbfinale am Donnerstagvormittag. Denn sowohl Schmidberger als auch Feng setzten sich souverän 3:0 gegen ihre Kontrahenten durch. Schmidberger benötigte gegen den Thailänder Yuttajak Glinbancheun nur 17 Minuten, um 11:4, 11:8, 11:8 zu gewinnen. Feng siegte gegen Yeongjin Jan aus Südkorea in 22 Minuten 11:9, 11:4, 11:9. Auch insgesamt ließen die beiden Final-Kontrahenten auf ihrem Weg ins Endspiel wenig zu. Die beiden Führenden in der Weltrangliste gaben jeweils nur einen Satz ab.
Zweite Medaille für Schmidberger - Dritte für Feng
Für Schmidberger ist es die zweite Medaille bei den Spielen in Paris - im Doppel mit Valentin Baus holte der 32-Jährige Silber. Gold ging an China - mit Feng und Ningning Cao. Feng gewann neben dem Doppel in Paris auch noch gemeinsam mit Ying Zhou den Mixed-Wettbewerb.