Torsten Burmester bei seiner Vorstellung in Köln

"Wird Wechsel geben" DOSB reagiert auf Burmesters Kandidatur in Köln

Stand: 22.11.2024 15:38 Uhr

DOSB-Vorstandschef Torsten Burmester will SPD-Kandidat bei der Kölner Oberbürgermeisterwahl im Herbst 2025 werden. Der Verband kündigte umgehend personelle Veränderungen an.

Die SPD Köln hat den 61 Jahre alten Burmester am Freitag (22.11.2024) als Kandidaten für die Wahl am 14. September 2025 vorgestellt. Die Parteimitglieder sollen ihn im neuen Jahr formal wählen.

Köln ist seit mehr als 30 Jahren Burmesters Wahlheimat, er pendelt zu seiner Arbeit nach Frankfurt am Main beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), wo er als Vorstandsvorsitzender der wichtigste Angestellte ist. "Ich habe die Nominierung mit Freude, Dankbarkeit und Demut aufgenommen", sagte Burmester. Er werde den Kölnerinnen und Kölnern mit "Herzblut und Freude" ein Angebot machen.

DOSB kündigt Wechsel an

Burmesters Arbeitgeber reagierte auf die Kandidatur prompt. "Unabhängig vom Wahlausgang wird es an der Spitze des DOSB-Hauptamtes einen Wechsel geben", hieß es in einer Mitteilung vom Freitagmittag. Weitere Details nannte der Verband zunächst nicht. "Durch die Veröffentlichung weiterer Einzelheiten würden unausweichlich die Persönlichkeitsrechte einzelner berührt werden."

Die Landessportbünde äußerten sich über ihren Sprecher Jörg Ammon. "Es liegt in der Verantwortung des den Vorstand beaufsichtigenden Präsidiums, die angemessenen Konsequenzen zu ziehen. Im Sinne der vielen Menschen im deutschen Sport und den enormen sportpolitischen Herausforderungen braucht es eine entschlossene und geschlossene Verbandsspitze."

Vertrag erst kürzlich noch verlängert

Die Personalie ist auch deshalb brisant, weil der DOSB den Vertrag mit Burmester nach Sportschau-Informationen erst kürzlich noch verlängert hat. Weder der DOSB noch Burmester wollten sich dazu äußern. Im Falle einer Kündigung dürfte eine hohe Abfindungssumme im Raum stehen.

Als Vorstandsvorsitzender des mächtigen Dachverbands ist Burmester einer der wichtigsten Sportfunktionäre in Deutschland und muss viele brisante Themen bearbeiten. Unter anderem strebt der DOSB die Bewerbung um Olympische Spiele an.

Burmester: "Die Kandidatur ist machbar"

Einen Interessenkonflikt sieht Burmester jedoch nicht. Bei seiner Vorstellung zum Oberbürgermeisterkandidaten zog er den Vergleich zu anderen Berufstätigen, die sich politisch engagieren, etwa Feuerwehrleuten. "So ist das auch bei einem DOSB-Vorstandsvorsitzenden", sagte Burmester. "Die Kandidatur ist machbar, aber es muss Transparenz geben. Über die Einzelheiten werde ich mich mit meinem Arbeitgeber, dem DOSB-Präsidium, unterhalten."

Ob Burmester zum Zeitpunkt dieser Aussage schon von der DOSB-Reaktion wusste, ist unklar. Er kündigte ambitionierte Pläne für den Wahlkampf an: "Ich will alle 86 Veedel besuchen und 10.000 Menschen im direkten Gespräch erreichen."

Mayer forder Burmester zum Rücktritt auf

Dass Burmesters Kandidatur großes Konfliktpotenzial im organisierten Sport birgt, zeigt unter anderem die Aussage von CSU-Politiker Stephan Mayer.

"Im Falle einer Nominierung als SPD-Oberbürgermeisterkandidat erwarte ich von Torsten Burmester ausdrücklich, ab diesem Zeitpunkt auf sein Amt als DOSB-Vorstandsvorsitzender zu verzichten, da ein Wahlkampf in der viertgrößten Stadt Deutschlands ein Vollzeitjob ist, der nicht nach Feierabend zwischen 18 und 21 Uhr nebenbei erledigt werden kann", hatte der sportpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion der Sportschau schon im Vorfeld mitgeteilt.

Stephan Mayer (CSU) spricht im Bundestag

Stephan Mayer (CSU) spricht im Bundestag

"Die Leitung des DOSB erfordert ungeteilte Aufmerksamkeit und insbesondere parteipolitische Neutralität", sagte Mayer weiter. Er selbst war 2022 zum DOSB-Vizepräsidenten gewählt worden, erhielt aber keine Freigabe der Bundesregierung. Er musste als ehemaliger parlamentarischer Staatssekretär eine Karenzzeit von zwölf Monaten einhalten. Burmester wollte Mayers Rücktrittsaufruf nicht kommentieren.

Sabine Poschmann sieht keine Interessenskonflikte

Sabine Poschmann, sportpolitische Sprecherin der SPD, hatte mit den Ambitionen ihres Parteikollegen Burmester weniger Probleme. "Wichtig ist, dass es zu keinen Interessenskonflikten zwischen der Kandidatur und der Funktion als DOSB-Vorsitzender kommt, diese sehe ich jedoch nicht", sagte Poschmann auf Sportschau-Anfrage noch vor der DOSB-Mitteilung. "Daher halte ich eine Kandidatur für absolut legitim."

Studium in Köln, Referent von Gerhard Schröder

Burmester wuchs in Remscheid auf und kam in den 80er-Jahren für ein Studium an der Deutschen Sporthochschule nach Köln. Zwischen 2002 und 2005 war er in Berlin persönlicher Referent des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder (SPD). In der Folge wechselte er als stellvertretender Leiter in die Sportabteilung des Bundesinnenministeriums (BMI).

Torsten Burmester ist der Vorstandschef des Deutschen Olympischen Sportbundes.

Torsten Burmester, Vorstandschef des Deutschen Olympischen Sportbundes.

2020 wechselte Burmester in den organisierten Sport, zunächst als Generalsekretär des Deutschen Behindertensportverbands (DBS). 2022 übernahm er den Vorstandsvorsitz beim DOSB und vertritt seitdem die Interessen des Sports gegenüber der Politik. So handelte er auch den vom Bundestag beschlossenen Entwurf des Sportfördergesetz mit aus, das nach dem Bruch der Ampelkoalition allerdings auf Eis liegt.

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