Olympia in Paris DOSB-Präsident Weikert: "Der Funke wird überspringen"
474 Sportlerinnen und Sportler hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) für Olympia nominiert. Im Sportschau-Interview spricht DOSB-Präsident Thomas Weikert über die Ziele, die Rahmenbedingungen in Paris - und die Chancen für eine deutsche Olympiabewerbung.
Sportschau: In Tokio gab es 37 deutsche Medaillen, darunter zehn Olympiasiege. Mit welchen Zielen und Ambitionen fährt Team Deutschland nach Paris?
Weikert: Im Medaillenspiegel waren wir Neunter. Und wenn man die Leistungen bewertet, dann sollte es wieder darauf hinauslaufen - vielleicht ein bisschen besser. Das ist die Hoffnung, aber auch die Realität. Die Athletinnen und Athleten sind gut drauf und die Vorergebnisse auch gut.
Sportschau: Es gibt zum ersten Mal seit langer Zeit wieder Olympische Spiele in unserer Zeitzone. Welche Effekte erhoffen Sie sich für den deutschen Sport und auch für eine mögliche deutsche Bewerbung?
Weikert: Es ist super, dass Olympia in der Nähe ist. Wir hoffen, dass viele Fans da sind. Wir haben ja auch ein deutsches Haus mit einer Fanzone - da können Tausende beim Public Viewing und bei Veranstaltungen sein.
Der Schwung für mögliche Olympische und Paralympische Spiele soll von Paris kommen. Wenn dort die Athletinnen und Athleten gute Leistungen bringen, dann geht der Schwung vielleicht auch zurück für eine gute Bewerbung.
Sportschau: Nach den letzten Spielen während der Pandemie gibt es jetzt wieder Spiele mit Publikum - teilweise mitten in der Stadt. Was erwarten Sie von Olympia in Paris? Von der Stimmung?
Weikert: Der Funke soll und wird überspringen. Wenn ich beispielsweise daran denke, dass im Grand Palais Fechten ausgetragen wird oder vor dem Eiffelturm Beachvolleyball, dann kribbelt es bei mir auch schon und eine positive Nervosität kommt langsam auf.
Ich erwarte, dass wir eine gute Mannschaft haben, dass der Zusammenhalt gut ist. Und dass natürlich auch ein paar Medaillen dabei herauskommen.
Sportschau: Die Eröffnungsfeier findet nicht im Stadion, sondern auf der Seine mitten in der Stadt statt. Überwiegt bei Ihnen die Vorfreude oder haben Sie auch Sicherheitsbedenken?
Weikert: Es überwiegt die Vorfreude. Aber natürlich hat man auch ein bisschen Respekt, aber keine Angst, dass etwas passieren könnte. Ich habe großes Vertrauen in die Franzosen, dass sie das vernünftig und gut hinbekommen. Die werden das schon wuppen!
Sportschau: Die olympische Bewegung sieht sich auch als Friedensbewegung. Das IOC hat entschieden, dass russische Athleten als neutrale Athleten teilnehmen dürfen. Der DOSB hat sich dem angeschlossen. Warum haben Sie sich so entschieden?
Weikert: Es ist ganz klar, dass diejenigen, die aus Russland oder Belarus kommen und etwas mit dem Militär zu tun haben, nicht starten dürfen. So hat es das IOC entschieden und dem haben wir uns angeschlossen.
Heißt: Kein Militär, keine Athleten, die etwas mit Doping zu tun haben. Keine Athleten, die ein Zeichen nach draußen geben, dass sie den Krieg gegen die Ukraine unterstützen.
Der IOC-Präsident (Thomas Bach, Anm. d. Red.) hat es mehrfach betont: Wir unterstützen die friedlichen Länder und Athleten.
Sportschau: Wenn Sie auf die politische Weltlage schauen: Was sind das für Rahmenbedingungen für diese Olympischen Spiele?
Weikert: Die Rahmenbedingungen sind durchaus schwierig. Ich habe aber großes Vertrauen in das IOC, dass diese Spiele vernünftig und gut abgewickelt werden. Wir haben Krisenherde - die hatten wir aber auch schon in der Vergangenheit. Nur sind sie jetzt auf dem Präsentierteller.
Sportschau: Diese Spiele starten auch unter dem Aspekt der Geschlechtergerechtigkeit. Wie wichtig ist das für diese Spiele?
Weikert: Absolut wichtig. Es herrscht bei 10.500 Athleten absolute Geschlechtergerechtigkeit. Das bleibt das Ziel für die Zukunft - auch bei den Winterspielen.
Sportschau: Zum Abschluss die Frage: Was möchten sie besonders gern bei Olympia erleben?
Weikert: Zunächst hoffe ich, dass es friedliche Spiele sind, dass es keine Zwischenfälle gibt. Ich hoffe auf einen guten Zusammenhalt im deutschen Team, der aber auch gewährleistet ist, weil sich so viele Mannschaften qualifiziert haben.
Und natürlich auch auf viele Medaillen und eine Verbesserung des Ergebnisses der letzten Olympischen Spiele. Und wenn wir friedlich wieder nach Hause kommen, können wir uns darauf konzentrieren, Spiele wieder nach Deutschland zu holen.
Das Interview führte Maike Elger.