Mehrfacher Verstoß gegen Menschenrechte UN fordern Freilassung von Whistleblower, Familie attackiert FIFA
Der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen (UN) hat festgestellt, dass Whistleblower Abdullah Ibhais in Katar "willkürlich" zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden ist. Die UN fordern die sofortige Freilassung, Ibhais' Familie attackiert zudem die FIFA.
Ibhais hatte sich als Kommunikationsdirektor des Organisationskomitees für die Fußball-WM 2022 geweigert, einen geschönten Bericht über die miserablen Bedingungen für Arbeiter abzugeben, die unter anderem die Stadien in Katar bauten. Er setzte sich zudem für streikende Arbeiter ein, die auf die Zahlung ihrer Löhne pochten. Diese Unterstützung galt intern als Affront gegen Hassan Al-Thawadi, den Chef des Organisationskomitees.
Bericht: "Inhaftierung ohne Rechtsgrundlage"
Ibhais verlor seinen Job und wurde angeklagt. Seit Ende 2021 sitzt er in Doha im Gefängnis. Er war zunächst zu drei Jahren Haft verurteilt worden, in erster Instanz sogar zu fünf, unter anderem, weil er Bestechungsgelder angenommen haben soll. Aus der Haft heraus berichtete er, dass er gefoltert worden sei.
Die "Arbeitsgruppe 'willkürliche Verhaftungen'" der UN legte nun einen ausführlichen Bericht vor, in dem sie mehrere Verstöße der Katarer gegen Menschenrechte aufführte. So sei die Inhaftierung "ohne Rechtsgrundlage" erfolgt, das "Recht auf ein faires Verfahren" sei dem heute 38 Jahre alten Jordanier zudem verwehrt worden.
Abdullah Ibhais bestritt stets sämtliche Vorwürfe und sagte schon kurz nach seiner Inhaftierung zur Sportschau: "Das komplette Verfahren ist Vergeltung für meine kritische Haltung gegenüber dem WM-Organisationskomitee und ihrem Umgang mit Gastarbeitern."
Das Organisationskomitee der WM bestritt stets einen Zusammenhag zwischen Ibhais' Einsatz für die Arbeiter und der Inhaftierung. Die Darstellung einer Verschwörung gegen Ibhais sei "lächerlich, diffarmierend und absolut falsch".
Familie Ibhais: "FIFA ist mitschuldig"
Der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen fordert Katar auf, Ibhais aus dem Gefängnis zu entlassen und ihn angemessen zu entschädigen. Zudem soll der Staat über die Form und Höhe der Entschädigung informieren.
Ibhais' Familie untermauert die Forderungen in einem Statement, das sie der Sportschau zusandte. In dem Schreiben attackiert sie den Fußballweltverband FIFA und dessen Präsidenten Gianni Infantino zudem scharf: "Wir machen die FIFA und ihre leitenden Personen für die willkürliche Inhaftierung von Abdullah in Katar verantwortlich, an der sie mitschuldig ist, weil sie nicht eingriff, obwohl der Fall schon vor der Inhaftierung persönlich an sie herangetragen worden sei."
Die FIFA wies die schon früher von der Familie erhobenen Vorwürfe als "grundlos" zurück.
"Amnesty" begrüßt den Bericht
Menschenrechtsorganisationen begrüßen den Bericht der Vereinten Nationen. "Die Arbeitsgruppe der UN hat nachdrücklich bestätigt, was viele von uns schon seit Jahren sagen", teilte Aya Majzoub von "Amnesty International" mit. Die Missstände in der katarischen Justiz müssten sofort abgestellt werden.
Im Oktober 2021 hatte die Sportschau zusammen mit dem norwegischen Fußballmagazin "Josimar" erstmals über das Schicksal von Abdullah Ibhais berichtet.