Versammlungen bei Borussia Dortmund Rheinmetall, Extremisten, Wettanbieter - Zündstoff für den BVB
Bei den Versammlungen von Mitgliedern und Aktionären Borussia Dortmunds dürfte es zu kontroversen Diskussionen kommen. Es geht um den Sponsoringdeal mit einem Rüstungskonzern, eine "eigene kleine Brandmauer" und eine in der ARD-Doku "Spielverderber" aufgedeckte Zusammenarbeit mit einem Wettanbieter.
Wenige Tage vor dem Finale der Champions League gab Borussia Dortmund bekannt, dass "Rheinmetall" neuer Großsponsor des Fußball-Bundesligisten werde. Der Deal mit dem Rüstungskonzern bringt dem BVB nach Informationen der Sportschau über die Vertragslaufzeit von drei Jahren gut 20 Millionen Euro ein.
Die kontroversen Diskussionen, die der Abschluss einbringen würde, preiste die an der Börse notierte Fußballfirma ein. Aufgrund des bevorstehenden Endspiels gegen Real Madrid am 1. Juni geriet der Deal zunächst in den Hintergrund. Beim ersten Heimspiel der Bundesligasaison 2024/25 gegen Eintracht Frankfurt gab es dann jedoch massive Proteste vor dem Stadion und auf der Südtribüne.
Nun kommt das Thema wieder auf die Agenda. Traditionell an Totensonntag treffen sich die Mitglieder des eingetragenen Ballspielvereins Borussia, einen Tag später die Aktionäre der ausgelagerten Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA), deren Chef Hans-Joachim Watzke ist. Der Multifunktionär sieht in dem Deal mit Waffenlieferant Rheinmetall sogar einen Schutz von "Eckpfeilern unserer Demokratie".
Antrag zielt auf rasche Beendigung des Deals mit Rheinmetall
Entsprechend ablehnend dürfte er Anträgen gegenüberstehen, die bei der Mitgliederversammlung gestellt werden sollen. Unter anderem gibt es den Antrag eines BVB-Mitglieds, der darauf zielt, den Sponsorenvertrag "so rasch wie möglich" zu beenden. Der Antrag des BVB-Mitglieds Wilfried Harthan liegt der Sportschau vor, er wurde auch vom Portal "schwatzgelb.de" veröffentlicht. "Rheinmetall verdient nicht am Frieden, sondern am Krieg", schreibt Harthan in der Begründung des Antrags: "Das ist die schmutzige Seite der Medaille, die mit dem Logo von Borussia Dortmund überklebt werden soll. Ein solches Sportswashing ist mit dem Grundwertekodex unseres Vereins nicht zu vereinbaren."
Sollte die Mitgliederversammlung dem Antrag, so er denn tatsächlich am Sonntag gestellt werden wird, mehrheitlich zustimmen, hätte dies keine bindende Wirkung für die KGaA.
Das Votum würde lediglich Druck auf Watzke ausüben, der sich vermutlich auch am Montag bei der Hauptversammlung einem Antrag in dieselbe Stoßrichtung ausgesetzt sehen wird. Der "Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre e.V." regt an, die durch Watzke und weitere Geschäftsführer vertretene "persönlich haftende Gesellschafterin" der KGaA nicht zu entlasten. Zur Begründung heißt es in dem Antrag, dass die Kooperation mit Rheinmetall, das "im Schatten des Ukraine-Krieges weltweit weiter Geschäfte mit Despoten macht", nicht zu den Grundwerten des Vereins passe.
Extremisten soll Weg in Vereinsgremien verbaut werden
Am Tag zuvor in der Mitgliederversammlung dürfte ein Antrag der Initiative "ballspiel.vereint!" zur Abstimmung kommen, der sich gegen Feinde der Demokratie richtet. Die Partei AfD ist in dem Antrag nicht namentlich erwähnt. Dass der Antrag aber vor allem gegen deren Mitglieder zielt, wurde kürzlich bei der Versammlung der Fan- und Förderabteilung offenbar. Bei der Vorstellung des Antrags sagte ein Sprecher von "ballspiel.vereint!", dass der Verein eine "eigene kleine Brandmauer schaffen" möge. Ziel ist es, dass Mitgliedern von extremistischen Parteien (die AfD gilt in Teilen als gesichert rechtextrem) der Weg in Gremien des BVB verbaut wird.
Partnerschaft mit Wettbetreiber XingKong sorgt für Diskussionen
Die Partnerschaft zwischen Borussia Dortmund und dem asiatischen Wettanbieter XingKong könnte ebenfalls bei den Versammlung zur Sprache kommen. Das deutete sich zumindest bei der Versammlung der Fan- und Förderabteilung an, als ein Teilnehmer den Vorstand fragte, ob er überhaupt von der Verbindung wisse.
In der ARD-Dokumentation "Spielverderber" wird die Zusammenarbeit zwischen dem BVB und XingKong beleuchtet. Der Wettanbieter operiert auf dem asiatischen Markt, doch es bleibt unklar, ob die dafür notwendigen Lizenzen, zum Beispiel für China, tatsächlich vorliegen. In China sind Sportwetten stark reguliert.
Der Verein betonte schriftlich, sich seiner Verantwortung bewusst zu sein und das Sponsoring im Vorfeld geprüft zu haben. Dennoch blieb die Frage, in welchem Land XingKong lizenziert ist, unbeantwortet.
Welche Rolle spielt der Vermarkter Sportfive?
Nach Recherchen der ARD wurde der Deal mit XingKong durch die Sportmarketing-Agentur Sportfive vermittelt. Auf der Internetseite von XingKong findet sich ein Video, das eine Vertragsunterzeichnung zwischen dem Wettanbieter und dem BVB zeigt. Auffällig ist jedoch, dass kein Mitglied der BVB-Geschäftsführung im Video zu sehen ist. Stattdessen unterschreibt und spricht ein Mitarbeiter von Sportfive, der laut der Agentur die Zusammenarbeit initiiert habe.
Warum niemand aus der Geschäftsführung des BVB im Video auftritt, bleibt sowohl vom Verein als auch von Sportfive unbeantwortet. Laut Angaben von Sportfive handelt es sich bei XingKong um eine Marke des Unternehmens Stellar Vista Marketing Management. Auch zu weiteren Informationen zum Unternehmen sowie zur Lizenzierung von XingKong blieben Nachfragen an Sportfive unbeantwortet.