Bauarbeiter schaufeln Erde in Doha, Katar

WM 2022 in Katar Die FIFA und die gescheiterte Verantwortung

Stand: 30.11.2024 13:03 Uhr

Ein von der FIFA beauftragter und nun veröffentlichter Bericht legt dar, wie der Weltfußballverband der Verantwortung zum Schutz der Menschenrechte im Zusammenhang mit der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar nicht gerecht geworden ist. Der Bericht wurde fast ein Jahr von der FIFA geheim gehalten.

Der von der Organisation Human Level erstellte Bericht beleuchtet die Missstände und Versäumnisse, die mit der Austragung des WM-Turniers in Katar verbunden waren. Im Zentrum der Kritik stehen die mangelnde Wahrnehmung der Verantwortung durch die FIFA, unzureichende Maßnahmen zur Verhinderung von Menschenrechtsverletzungen und die fehlende Entschädigung für betroffene Arbeitsmigranten.

Der Bericht zeigt, dass diese Missstände nicht isolierte Vorfälle waren, sondern systematisch auftraten und von den katarischen Behörden, einschließlich der FIFA, nicht ausreichend adressiert wurden.

Episode 5 - Ein Jahr danach

Benjamin Best, Robert Kempe, Katar - WM der Schande (Staffel 1), 30.10.2023 21:00 Uhr

Menschenrechtsverletzungen und Arbeitsbedingungen

Der Bericht zeigt auf, dass während der Vorbereitungen auf die WM zahlreiche Arbeitsmigranten unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten mussten. Viele von ihnen stammten aus Ländern wie Bangladesch, Nepal und Indien und waren mit extremer Hitze, langen Arbeitszeiten, schlechten Unterkünften und unregelmäßigen Lohnzahlungen konfrontiert. Zudem mussten viele Arbeiter hohe Rekrutierungsgebühren zahlen, was sie in eine Schuldenfalle trieb.

Trotz einiger Fortschritte, wie der Einführung eines Mindestlohns und der Abschaffung von Teilen des Kafala-Systems, blieben viele dieser Probleme ungelöst. Das WM-Organisationskomitee führte Arbeitsschutzstandards ein, die allerdings nicht allgemein für alle Arbeitsmigranten angewendet wurden. Der Bericht kritisiert, dass die FIFA zwar mit den katarischen Behörden zusammengearbeitet habe, aber nicht genügend getan habe, um diese Missstände zu verhindern oder angemessen zu adressieren.

Mangel an Verantwortung

Ein zentraler Kritikpunkt des Berichts ist, dass die FIFA ihre menschenrechtlichen Verpflichtungen gemäß den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte nicht erfüllt habe. Obwohl der Verband in seiner Menschenrechtspolitik erklärt, dass er Maßnahmen ergreifen will, um Menschenrechtsverletzungen zu verhindern und zu beheben, bleibt das tatsächliche Engagement hinter diesen Versprechen zurück.

Die FIFA wird dafür kritisiert, dass sie ihre Macht und ihren Einfluss nicht genutzt habe, um sicherzustellen, dass die Rechte aller Arbeiter respektiert werden. Der Bericht beschreibt, dass viele der arbeitsrechtlichen Fortschritte in Katar vor allem durch den Druck internationaler Organisationen und nicht durch die Initiative der FIFA erreicht wurden.

Unzureichende Entschädigungsmaßnahmen

Ein weiteres zentrales Thema ist die fehlende Entschädigung für betroffene Arbeiter. Der Bericht hebt hervor, dass viele Arbeiter, die Verletzungen oder sogar Todesfälle erlitten haben, bislang keine angemessene Entschädigung erhalten haben.

Der Bericht kritisiert außerdem die mangelnde Berücksichtigung langfristiger Auswirkungen. Es fehlen verbindliche Pläne, um sicherzustellen, dass die bei der WM 2022 gemachten Fehler nicht bei zukünftigen Turnieren wiederholt werden. Die FIFA wird aufgefordert, aus den Erfahrungen in Katar zu lernen und eine proaktive Rolle bei der Wahrung der Menschenrechte in ihrer gesamten Organisation und bei allen Veranstaltungen zu übernehmen.

Norwegischer Verband begrüßt den Bericht

Der norwegische Fußballverband (NFF) begrüßt auf der eigenen Internetseite die Ergebnisse des Berichts. Der Verband hatte auf dem FIFA-Kongress in Kigali im Jahr 2023 die FIFA aufgefordert, eine Entschädigungsverpflichtung im Zusammenhang mit der WM in Katar zu prüfen.