Deutschland gegen Ungarn Nagelsmanns Plan - ab durch die Mitte
Fußball-Bundestrainer Julian Nagelsmann setzt auf viele Spieler im Zentrum des Feldes, um selbst gegen defensiv eingestellte Mannschaften zum Erfolg zu kommen. Flanken sind der Plan B - vermutlich auch im zweiten Gruppenspiel des DFB-Teams bei der EM gegen Ungarn.
Alle Spieler aus dem Kader der deutschen Fußball-Nationalmannschaft waren am Montag (17.06.2024) im Training. Auch Kapitän İlkay Gündoğan, der beim 5:1-Sieg gegen Schottland drei Tage zuvor so rüde abgeräumt worden war, dass es einen Elfmeter und eine Rote Karte gab, machte die Einheit problemlos mit.
Wahrscheinlich wird am Mittwoch (18.00 Uhr, Livestream, Radioreportage und Ticker) gegen Ungarn daher dieselbe Elf wie im Eröffnungsspiel beginnen. Der Plan des Bundestrainers dürfte zumindest sehr ähnlich sein.
Ungarn aggressiver erwartet
Julian Nagelsmann setzt auf eine hohe Konzentration von Spielern im Zentrum und trotzt damit dem Rezept, dass über die Flügel kommen muss, wer gegen defensiv eingestellte Mannschaften zum Erfolg kommen will.
Ungarn wird eine "ganz andere Nummer", sagte Nationaltorwart Manuel Neuer am Montag. Er bezog sich dabei aber auf ein aggressiveres Verhalten als bei den merkwürdig gehemmten und in der Defensive wie Offensive schwachen Schotten.
Von der Formation her dürfte Ungarn ebenfalls ein 5-4-1 bei Ballbesitz der Deutschen wählen. Nagelsmann stellt dem ein 4-2-3-1 gegenüber mit Gündoğan hinter Stürmer Kai Havertz. Die beiden Jungstars aus der offensiven Dreierreihe, Florian Wirtz und Jamal Musiala, halten sich ebenfalls meistens im Zentrum auf, zumindest zieht es sie schnell in die Mitte.
Selbst Außenverteidiger rücken häufig ein
Genau das ist die Absicht des Bundestrainers. Für die Besetzung der Flügel sind die Außenverteidiger zuständig, und selbst die rücken häufig ein, um die bespielte Fläche kleiner zu machen. Diese Sequenz aus dem Eröffnungsspiel zeigt diesen Plan:
Die Konzentration auf das Zentrum ist seit Jahren bei der Nationalmannschaft üblich. Auch unter den Bundestrainern Joachim Löw und Hansi Flick wurde mit Vorliebe durch die Mitte gespielt. Unter Nagelsmann wurde es extremer.
Nur eins von 18 Toren nach einer Flanke
Von den 18 Toren, die in allen Länderspielen unter dem neuen Bundestrainer erzielt wurden, entstand nur eines nach einer Flanke. Durchschnittlich gab es weniger als neun Flanken pro Spiel bei Nagelsmann, geschlagen wurden sie hauptsächlich von den Außenverteidigern.
Ab durch die Mitte: 13 der 18 Treffer unter Nagelsmann wurden durchs Zentrum eingeleitet, das entspricht einer Quote von 72 Prozent. Zum Vergleich: In der abgelaufenen Bundesligasaison wurden 55 Prozent der Treffer nach Angriffen durch die Mitte erzielt.
Gegenbeispiel: Füllkrugs 4:0 gegen Schottland
Flache Pässe sind meistens das Mittel der Wahl, um vor das Tor des Gegners zu kommen. Dies zeigt sich beim Angriff, der im Eröffnungsspiel zum 4:0 führte. Vor allem zeigt die folgende Sequenz aber auch, wie schwach die Schotten in der Abwehr waren. Sowohl auf dem Flügel als auch im Zentrum waren sie in Überzahl. Trotzdem kam Füllkrug - wenn auch etwas glücklich - an den Ball und schoss ihn aus zentraler Position ins Tor: