Deutschland nach 5:1 gegen Schottland Musiala und Wirtz - jetzt zeigen sie es auch
Ihre herausragenden Fähigkeiten bezweifelt niemand, nun haben Jamal Musiala und Florian Wirtz sie gemeinsam im Trikot der deutschen Fußball-Nationalmannschaft beim deutlichen Sieg gegen Schottland zum Auftakt der EURO 2024 gezeigt.
Die meisten Fans der deutschen Mannschaft waren ohnehin schon aufgestanden, die anderen folgten dem Animateur Thomas Müller. Der Einwechselspieler forderte stehende Ovationen für den Auswechselspieler, der nach einem langen Arbeitstag eine Pause erhielt.
Musiala "Man of the Match"
Weitere Aufgaben warteten dann nach Schlusspfiff auf ihn. Zunächst stand eine Dopingkontrolle an, zu der er ausgelost worden war, dann eine Pressekonferenz, die nach den Regularien der UEFA verpflichtend ist für den "Man of the Match".
Als Jamal Musiala sie beendet und die Fahrt zurück ins Teamquartier nach Herzogenaurach angetreten hatte, war der Tag schon längst vorbei, an dem Deutschland mit einem 5:1-Sieg gegen Schottland in die EURO 2024 gestartet war.
Kritisch wie Neuer
Zehn von zehn Punkten hätte Musiala dem Auftaktspiel gerne gegeben, aber das Gegentor zum zwischenzeitlichen 4:1 habe diese Wertung verhindert. So kritisch war höchstens einer der älteren Spieler erwartet worden, allen voran Torwart Manuel Neuer, zumal der nur eben diesen einen Kopfball seines Kollegen Antonio Rüdiger auf das Tor bekommen hatte.
Thomas Müller war mit dem Spiel rundum zufrieden, auch die Aussicht auf Lobeshymnen gefiel ihm. "Wir feiern uns auch", sagte Müller. Zuvor war er aber in die Rolle des Mahners geschlüpft, der zum einen die schwache Leistung der in der zweiten Halbzeit auch noch um einen Spieler dezimierten Schotten als auch seine riesige Erfahrung von nun 130 Länderspielen mit in die Betrachtung zog. "Rückschläge kommen von alleine", sagte Müller, gerade die zweiten Spiele bei Turnieren hätten das schon häufiger gezeigt, daher gelte für ihn: "Ich bin vorsichtig optimistisch."
Älteste Startelf seit EM 2000
Hätte Müller statt Musiala das Spiel begonnen, wäre die deutsche Startelf im Schnitt älter als 30 Jahre alt gewesen. Schon so war sie mit einem Wert von 29,1 die älteste, die seit der EM 2000 bei einem großen Turnier auflief.
Nur zwei Spieler, die am Freitag (14.06.2024) in München den Anstoß auf dem Platz erlebten, waren jünger als 25. Da jene beiden aber hauptsächlich für den glänzenden Auftakt sorgten, fiel dies nur Statistikern auf.
Wirtz und Musiala mit dem "Brustlöser"
Florian Wirtz und Musiala sind beide 21 Jahre alt. Sie werden deshalb häufig zusammen erwähnt, ihnen wurde sogar schon der gemeinsame Name "Wusiala" gegeben. Von "Zauberlehrlingen" und "Zauberfüßen" ist auch häufig die Rede, weil sie eben "exzellente Fußballer" sind, wie Thomas Müller anmerkte.
Der 34 Jahre alte Kollege wandte aber ebenso zutreffend ein, dass Wirtz und Musiala dieses eine herausragende Spiel im Nationaltrikot, nach dem vor allem über sie gesprochen und von ihnen geschwärmt wird, "noch nicht gehabt" hätten.
Gleich im ersten Turnierspiel von Wirtz passierte es dann aber. Müller sprach von einem "Brustlöser", der für den weiteren Verlauf des Turniers sehr wichtig werden könne.
Wirtz nun jüngster Torschütze der deutschen EM-Historie
Mit seinem Treffer zum 1:0 in der zehnten Minute wurde er zum jüngsten Torschützen in der deutschen EM-Historie, neun Minuten später schoss sich Musiala auf den zweiten Platz in dieser Liste.
Wirtz und Musiala sind Spieler, die mit ihren Dribblings, den Haken, der engen Ballführung und der schnellen Antizipation das Publikum begeistern können. Sie spielen im 4-2-3-1-System von Bundestrainer Julian Nagelsmann links und rechts von Kapitän İlkay Gündoğan in der Dreierreihe, sind aber keine Flügelspieler. Sie ziehen gerne schnell in die Mitte, auch ohne Ball, um dort auf sehr engem Raum zumindest in gleicher Stärke dem Gegner zu begegnen.
Passquote von 100 Prozent bei Musiala
Ein direkter Pass in diesen Räumen kann schnell mal beim Verteidiger, ein Dribbling spätestens beim dritten Gegner beendet sein. Umso bemerkenswerter war, dass am Ende von Musialas Arbeitstag auf dem Rasen eine Passquote von 100 Prozent stand.
Jamal Musiala fand mit seinen Zuspielen nicht nur den Mitspieler, sondern meistens auch den richtigen Zeitpunkt. Daran mangelt es ihm ab und an, dann übertreibt er es mit seinen Dribblings, die im Erfolgsfall Platz schaffen für die Kollegen in einem Sektor, in dem Platz und Zeit in der Regel auf ein Minimum beschränkt sind.
Zehn von zehn Punkten für das Tor zum 2:0
In Katar, bei der insgesamt misslungen WM, waren ihm auch schon viele Dribblings gelungen. Es mangelte aber im Abschluss an Präzision und Nervenstärke. In München schloss er wuchtig und präzise ab, so dass Schottlands Torhüter Angus Gunn ohne Abwehrchance war. Ein Treffer mit zehn von zehn Punkten.