WM in Indonesien U17-Nationalmannschaft schlägt Argentinien und steht im Finale
Die deutsche U17-Nationalmannschaft hat ein dramatisches und hochklassiges Halbfinale gegen Argentinien mit 4:2 im Elfmeterschießen für sich entschieden und das Finale bei der Weltmeisterschaft in Indonesien erreicht. Nach 90 Minuten hatte es 3:3 (1:2) gestanden.
Matchwinner für die deutsche Mannschaft waren in Surakarta bei schwül-warmen Temperaturen Offensivspieler Paris Brunner und Torwart Konstantin Heide. Bei seinem WM-Debüt parierte der Torhüter der SpVgg Unterhaching zwei Elfmeter der Argentinier - Doppeltorschütze Brunner verwandelte dann den entscheidenden Versuch für Deutschland.
"Wir sind sehr stolz und glücklich, dass wir es ins Finale geschafft haben. Die Jungs haben es in sich, auch den letzten Schritt zu gehen. Jetzt wollen wir auch die Goldmedaille haben", sagte DFB-Trainer Christian Wück und fügte an: "Ich glaube, dass sich die Fans in Deutschland schon lange nach so einer Mannschaft sehnen."
"Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft", sagte auch Brunner. "Der Coach hat uns gesagt, dass wir als Team agieren sollen. Das hat funktioniert."
Im Finale nun gegen Frankreich
Am kommenden Samstag (02.12.2023, 13 Uhr) treffen die deutschen Youngster im Endspiel der WM, ebenfalls in Surakarta, auf Frankreich. Die Franzosen schlugen im zweiten, ebenfalls sehr spannenden Halbfinale das Team aus Mali mit 2:1 (0:1).
Die deutsche U17 kann Geschichte schreiben. Noch nie hat ein DFB-Team dieser Altersklasse eine Weltmeisterschaft gewonnen. Der bislang letzte Finaleinzug, damals noch als U16, liegt 38 Jahre zurück, als Deutschland im Jahr 1985 im Endspiel 0:2 gegen Nigeria unterlag. Den bislang einzigen Nachwuchstitel holte 1981 die U20 mit Spielern wie Rüdiger Vollborn, Michael Zorc, Ralf Loose oder Roland Wohlfarth.
Wilder Schlagabtausch mit sechs Toren
Nach 90 Minuten hatte es in dem packenden Duell 3:3 (1:2) gestanden. Eine Verlängerung wird in dieser Altersklasse nicht gespielt. Der Dortmunder Brunner erzielte zwei Tore (10./58. Minute), nach dem Treffer des Hoffenheimers Max Moerstedt (69.) zum 3:2 sah Deutschland lange wie der Sieger aus. Doch Dreifachtorschütze Agustin Ruberto (36./45.+4./90.+7) rettete Argentinien ins Elfmeterschießen.
Argentinien in der ersten Halbzeit stärker
Die deutsche Mannschaft war vor allem in der Defensive gefordert, denn die Argentinier legten von Beginn an ein enorm hohes Tempo vor und kamen immer wieder gefährlich vor das deutsche Tor. Deutschland hatte zunächst Glück, nachdem Claudio Echeverri einen Bock von Deutschlands Abwehrchef Finn Jeltsch nicht nutzen konnte.
Das deutsche Umschaltspiel funktionierte allerdings gut, so gut, dass es zur deutschen Führung reichte. Noah Darvich spielte in der neunten Minute einen Ball perfekt auf Brunner, der einen Argentinier aussteigen ließ und dann den verdutzten Keeper der Argentinier, Jeremías Florentín, mit einem Schuss ins kurze Ecke überraschte.
Ruberto besorgt die Führung kurz vor der Pause
Aber die Argentinier blieben aggressiv und kombinierten gekonnt. Deutschland stand gehörig unter Druck. Eine Topchance vereitelte Torwart Heide, der für den verletzten Max Schmitt in die Startelf rückte, mit einer ganz starken Parade (22.).
In der 36. Minute war Heide geschlagen. Brunner verlor einen Zweikampf an der Torauslinie. Dylan Gorosito passte zurück in die Mitte, wo Agustín Ruberto keine Mühe hatte, aus zehn Metern einzuschießen.
In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit jubelten die Argentinier erneut. Und wieder hieß der Torschütze Ruberto, der Jeltsch mit einer Finte ins Leere grätschen ließ und mit seinem siebten Turniertreffer in den Winkel traf. Die Pausenführung für die Argentinier war verdient.
Brunner und Moerstedt drehen die Partie
Deutschland musste reagieren, und die deutsche Mannschaft reagierte. Sie machte die Räume in der zweiten Halbzeit jetzt enger und bremste das Offensivspiel der "Albiceleste" somit besser aus. Die Belohnung: der Ausgleich in der 58. Minute. Und wieder war Paris Brunner zur Stelle. Der Offensivspieler fing einen schwach geschlagenen Abstoß von Keeper Florentín ab, behielt die Übersicht und schlenzte den Ball dann schön ins lange Eck - sein vierter Turniertreffer.
Jetzt entwickelte sich eine hochklassige Partie mit zwei Teams, die kämpferisch alles aus sich herausholten - und das bei Temperaturen von um die 30 Grad.
Es wurde noch besser für Wücks Mannschaft, die sich trotz der bisherigen Turnierstrapazen mehr und mehr steigerte und den Argentiniern auch konditionell den Schneid abkaufte. Fast zwangsläufig fiel die Führung für das DFB-Team: Einen Flankenball von Noah Darvich klärte Juan Villalba zu lässig. Max Moerstedt bedankte sich per Kopfballtreffer zum 3:2 (69.).
Ruberto schockt deutsche Mannschaft in der Nachspielzeit
Deutschland stand auch in der Schlussphase stabil und hatte die Partie eigentlich gut im Griff. Doch es sollte nicht ganz reichen. In der vorletzten Minute der Nachspielzeit kassierte das Wück-Team doch noch den Ausgleich. Wieder traf Ruberto mit seinem dritten Treffer des Tages (90.+7.).
Der späten Ernüchterung folgte der riesige Jubel. Nach dem Gewinn der Europameisterschaft im vergangenen Juni kann sich das junge deutsche Team nun auch noch die WM-Krone aufsetzen. "Da müssen wir extrem viel investieren. Da steht uns noch ein sehr hartes Spiel bevor", sagte Torhüter Heide.