WM-Rückblick und -Ausblick Deutsche U17 in Indonesien - eine WM als Sprungbrett?
Die U17-WM in Indonesien bietet für junge Fußballprofis aus dem Jahrgang 2006 die Chance, sich auf großer Bühne zu präsentieren. Ein Ausblick - und ein Rückblick auf vergleichbare Turniere.
Drei Wochen Abenteuer Indien, sich mit Mannschaften aus fernen Kontinenten messen und vor mehr als 60.000 Zuschauenden spielen: Vor sechs Jahren bot sich 21 vielversprechenden deutschen Talenten diese Chance. Christian Wück, damals wie heute U-17-Bundestrainer, sah seine Mannschaft damals im erweiterten Kandidatenkreis für den WM-Titel.
Endstadion war dann das Viertelfinale - nach einem 1:2 gegen Brasilien. Einziger Torschütze: Jann-Fiete Arp. Der Stürmer, ausgezeichnet mit der goldenen Fritz-Walter-Medaille 2017 als bester Nachwuchsspieler seines Jahrgangs, spielt mittlerweile bei Holstein Kiel in der 2. Bundesliga.
Bisseck erfolgreichster Profi aus der damaligen Mannschaft
Arp hat in seiner jungen Karriere schon einiges erlebt, das gilt auch für andere Profis aus der 2017er Mannschaft. Manche suchen noch ihr Glück, andere sind gestandene Bundesliga-Spieler. Für Arp erwies sich die Bundeslliga zunächst als eine Nummer zu groß - mit Stationen beim Hamburger SV und dem FC Bayern München.
Yann Bisseck darf sich heute sogar Spieler von Inter Mailand nennen, wenn auch in dieser Saison bisher nur mit Kurzeinsätzen. Auch er stand zu Beginn seiner Karriere im Erwachsenen-Bereich bereits für Holstein Kiel auf dem Feld. Nach der Ausbildung beim 1. FC Köln wurde der Defensivmann 2019 für ein Jahr in den Norden verliehen. Der Beginn eines Weges, der im vergangenen Sommer seinen vorläufigen Höhepunkt fand - mit dem Wechsel nach Italien.
Umwege über kleinere Klubs oder das Ausland
Der Weg seit der WM in Indien ähnelt sich bei vielen Spielern: Aus einem hochdekorierten Nachwuchsleistungszentrum eines Bundesligisten kommend, schaffte es kaum jemand, viele Einsatzminuten in der ersten Mannschaft zu bekommen. Folgerichtig folgte ein Wechsel zu einem kleineren Klub oder ins Ausland. Manche schafften es, dort Fuß zu fassen und kehrten zum Teil auch in die deutschen Ligen zurück, wie zum Beispiel Dennis Jastrzembski, heute bei Fortuna Düsseldorf.
Andere sind allerdings nie wirklich im Profifußball angekommen. Sechs Jahre nach der WM stecken einige Karrieren in einer Sackgasse fest oder stehen gar komplett auf der Kippe. Drei Spieler von damals sind aktuell ohne Verein, die Karriere von Marian Prinz bereits komplett beendet. Auch in den Regionalligen Deutschlands oder kleineren Ligen im Ausland findet man diverse Spieler aus dem Kader wieder.
Drei Spieler in der Bundesliga
Nur Josha Vagnoman, Yannik Keitel und Jessic Ngankam stehen aktuell bei Mannschaften aus der höchsten deutschen Spielklasse unter Vertrag. Mit Keitel ist dabei nur ein Spieler aus dem gesamten Kader noch beim selben Verein wie vor sechs Jahren unter Vertrag. Der Mittelfeldspieler darf als einer der Prototypen für die Ausbildung von jungen Spielern in Freiburg gesehen werden.
Im NLZ ausgebildet, in der zweiten Mannschaft an den Erwachsenen-Fußball herangeführt und letztendlich kontinuierlich gesteigerte Einsatzzeiten in der ersten Mannschaft. Ngankam und Vagnoman wiesen ihre Tauglichkeit für die Bundesliga beide in der 2. Liga bei Greuther Fürth bzw. dem Hamburger SV nach. Heute spielt Ngankam bei Eintracht Frankfurt, ist aktuell aber nur Stürmer Nummer drei. Vagnoman ist zwar aktuell nicht fit, war jedoch vor seiner Verletzung in Stuttgart stets als Außenverteidiger gesetzt.
Noch keine Superstars aus dem Kader
Im Jahr 2017 krönte sich England zum U-17 Weltmeister. Aus dem Kader um Phil Foden und Jaden Sancho sind bereits einige Weltklasse- und A-Nationalspieler entwachsen. Die Frage, inwieweit dieser Turniersieg ihre Entwicklung beflügelt hat, kann nicht seriös beantwortet werden. Aus dem deutschen Kader hat sich noch niemand auf Spitzenniveau durchgesetzt. Ob das in den nächsten Jahren noch passiert, darf bei den nun 23-Jährigen auch leise bezweifelt werden. Aktuell gibt kein Spieler mit seinen Leistungen konkrete Anzeichen auf weitere große Leistungssprünge.
Es geht auch ohne WM-Teilnahme
Dass eine solche WM-Teilnahme aber nicht der Weisheit letzter Schluss ist, zeigt beim DFB unter anderem das Beispiel Josha Vagnoman: Während des Turniers nicht Teil der Stammformation, wurde er trotzdem Bundesliga- und A-National-Spieler. In der Bundesliga finden sich zudem sechs deutsche Spieler aus dem Jahrgang 2000, die es damals nicht in den Kader schafften. Darunter gehören unter anderem Jonathan Burkardt und Patrick Osterhage. Es schafften also mehr Spieler den Sprung in die heutige Bundesliga, die nicht im damaligen Kader waren, als Spieler die Teil der WM waren. Alle deutschen Nachwuchstalente, die nicht Teil der kommenden U17-WM sind, können sich also trotzdem weiterhin Hoffnungen auf eine erfolgreiche Profi-Karriere machen.