
Famoses Comeback Leon Goretzka - eben noch verbannt, jetzt fast bei der WM
Leon Goretzka hat drei große Turniere für Deutschland gespielt, die jeweils enttäuschend endeten. Dass er bei der WM 2026 die Möglichkeit erhalten wird, etwas geradezubiegen, dürfte nach nur 90 Minuten klar sein.
Die Torquoten von Kai Havertz und Leon Goretzka lassen sich gut vergleichen, denn die beiden Fußballprofis haben eine ähnlich hohe Zahl an Länderspielen. Havertz, aktuell verletzt, bestritt 55 Spiele für die deutsche Nationalmannschaft, in denen er 20 Tore erzielte. Goretzka kommt auf 15 Tore in bislang 58 Spielen.
Nun ist Kai Havertz kein klassischer Mittelstürmer, Julian Nagelsmann setzte ihn in seiner dunklen Findungsphase als Bundestrainer sogar mal im linken Mittelfeld vor einer Dreierkette ein. Grundsätzlich aber ist Havertz als "Neuner", "falscher Neuner", "Zehner" oder auch Halbstürmer deutlich offensiver ausgerichtet als Goretzka, der gemeinhin als "Sechser" geführt wird, aber besser als "Achter" zu bezeichnen ist, sich gerne mal in den Räumen des "Zehners" bewegt, und ab und an auch auf der Position des "Neuners" zu finden ist.
"Ganz runde" Geschichte
In Mailand bekam er auf dieser Position eine perfekte Flanke von Joshua Kimmich serviert, wie sie zuvor schon Tim Kleindienst serviert bekommen hatte und zum 1:1 verwertete. Goretzka hingegen vergab, bekam aber von Kimmich eine zweite Chance in Form eines perfekten Eckstoßes. Goretzka köpfte ein, es stand 2:1, Deutschland gewann in San Siro und die Geschichte war "ganz rund", wie sogar Leon Goretzka sagte, der gar nicht so gerne viel sagt, schon gar nicht in den vergangenen Monaten.
Auch dafür, genau wie für seine sportliche Leistung im Hinspiel des Viertelfinales der Nations League, bekam er ein Lob des Bundestrainers. "Sein cleverster Move war, dass er nicht immer alles kommentiert hat und ruhig geblieben ist", sagte Nagelsmann über die Monate, in denen Goretzka überhaupt nicht gut auf die Nationalmannschaft und vermutlich auch den Bundestrainer zu sprechen war.
Verpasste Heim-EM
Nagelsmann hatte Goretzka nicht für die Europameisterschaft in Deutschland nominiert, und er begründete das damit, eine Entscheidung "im Sinne der Mannschaft" getroffen zu haben. Das lieferte schon damals Interpretationsspielraum, und auch heute, nach dem erfolgreichen Comeback, bleibt offen, warum genau Leon Goretzka die EM im eigenen Land verpasste.
Spätestens als Emre Can statt Goretzka für den verletzten Aleksandar Pavlović nachnominiert wurde, war klar, dass die fußballerische Leistung nicht das erste Kriterium gewesen sein kann. Goretzka spielte zwar keine überragende Saison 23/24, aber immer noch eine solide. Dass er in der aktuellen Saison deutlich besser spiele und deshalb erst wieder eine Nominierung verdient habe, ist weder von den Daten noch von den Eindrücken her zu belegen.
Vom Aussortierten zum Stammspieler
Die Geschichte des Leon Goretzka ist jedenfalls ganz rund, wie vermutlich auch Goretzka sagen würde, denn er war nach der verpassten EM im Sommer ja auch noch vom FC Bayern ins Schaufenster gestellt worden. Es fand sich nur kein Kunde, und so blieb Goretzka im Kader und fand sich dann sogar auf dem Platz wieder, als Palhinha und Pavlović ausfielen.
"Ich habe da noch nicht so viel zu gesagt, und dabei werde ich es belassen", sagte Goretzka in Mailand, und daher wird wohl auch offen bleiben, was er von Nagelsmanns Argument hält, Toni Kroos sei ja damals zurückgekommen, und daher habe es Goretzka nicht bei der EM gebraucht.
Der inzwischen zurückgetretene Weltstar von Real Madrid hat ein deutlich anderes Profil als Goretzka, der nicht daran gedacht haben soll, aus der Nationalmannschaft zurückzutreten. Zumindest sagte das Joshua Kimmich über seinen Freund, von Goretzka selber war darüber nichts zu hören.
Zwei enttäuschende Weltmeisterschaften
Leon Goretzka, vor gut 30 Jahren in Bochum geboren, spielt seit dem Frühjahr 2014 in der Nationalmannschaft. Bei der WM in Brasilien war er aber nicht dabei, genauso wenig wie bei der Europameisterschaft zwei Jahre später in Frankreich.
Die WM 2018 in Russland, die paneuropäische EM 2021 und die WM 2022 in Katar, das sind die großen Turniere, an denen Leon Goretzka teilgenommen hat. Vielleicht hat er deshalb wirklich nicht an Rücktritt gedacht, denn da ist noch etwas nachzuholen. Die drei großen Turniere mit Goretzka gehören zu den großen Enttäuschungen der deutschen Fußballnationalmannschaft.
Bei der EM 2024 kam das Aus zwar auch schon im Viertelfinale, aber das Turnier gilt als endgültiger Beweis, dass die deutschen Fußballfans die deutsche Nationalmannschaft wieder in ihr Herz geschlossen haben. Direkt nach der Niederlage im Viertelfinale gegen Spanien sagte der Bundestrainer, dass er 2026 Weltmeister werden will.
Die Nations League, in der am Sonntag (23.03.2025) in Dortmund das Rückspiel gegen Italien ansteht, sieht er als wichtige Etappe auf der Strecke an, Deutschland wieder an das Gewinnen zu gewöhnen.
Goretzka wohl wieder Teil des festen Stamms
Nagelsmann und sein Stab haben einen Plan ausgeheckt, der den fünften Stern aufs Trikot bringen soll, und dieser Plan beinhaltet, dass "13, 14 Spieler" schon fest dafür vorgesehen sind, einen Platz im Kader für die WM zu besetzen. Namen nannte der Bundestrainer noch nicht, aber dass Kimmich dazugehört, genau wie Antonio Rüdiger, Jonathan Tah, Marc-André ter Stegen, Jamal Musiala, Kai Havertz und Florian Wirtz, das liegt auf der Hand.
Seit Donnerstag, seit dem Sieg in Italien, dürfte auch Leon Goretzka zu den Spielern gehören, die fester Bestandteil des Plans sind. Es gibt jedenfalls keine ersichtlichen Gründe, Leon Goretzka wieder auszuschließen.