Gregg Berhalter klatscht mit Malik Tillman ab.

Gegner des DFB-Teams Projekt 2026 der USA - Große Talente mit umstrittenem Trainer

Stand: 13.10.2023 17:49 Uhr

Für die USA ist das Testspiel gegen Deutschland Teil einer sehr langen Vorbereitung auf die Heim-WM 2026. Das Team steht für hoch veranlagte Spieler, aber auch für Querelen rund um Gregg Berhalter.

Gregg Berhalter ist der Mann, der den USA eine großartige Heim-WM im Jahr 2026 bescheren soll. Dass dies der Fall ist, könnte man durchaus als große Überraschung bezeichnen. Denn es gab einige Momente, die innerhalb der vergangenen zehn Monate für eine Tendenz sorgten, dass der 50-Jährige das Turnier nicht mehr als US-Coach erleben würde. Und zwischendurch war er das tatsächlich auch nicht mehr.

Nach dem Achtelfinal-Aus bei der WM in Katar im vergangenen Winter hatte Berhalter zunächst um Bedenkzeit über seine Zukunft gebeten und ließ offen, ob er im Amt bleiben wolle. Seit 2018 war er Trainer der "US Boys", doch sein mittlerweile gefasster Entschluss weiterzumachen, wurde überschattet von einem privaten Streit, der zu einem teaminternen Problem wurde. Deswegen ist Berhalter sowas wie die streitbare Person einer Mannschaft, die sich mitten in einer mehrjährigen Vorbereitung auf die WM im eigenen Land sowie in Mexiko und Kanada befindet.

Familie Reyna vs. Berhalter

Die Eltern von Nationalspieler Giovanni Reyna hatten Berhalter vorgeworfen, eine Gewalttat gegen seine Ehefrau Rosalind zu verharmlosen. Der US-Trainer soll sie nach einem Streit in den 1990ern in die Beine getreten haben. Berhalter gab den Vorfall zwar zu und betonte, den Vorfall zu bereuen - doch Danielle Reyna, die Mutter von Giovanni Reyna, behauptete, die Aussagen würden den damaligen Missbrauch "erheblich minimieren". Es hieß, Danielle Reyna wollte sich an Berhalter rächen, weil der ihrem Sohn bei der WM kaum Spielzeiten eingeräumt hatte.

Es folgten Untersuchungen gegen Berhalter, zunächst lief auch sein nur bis Ende 2022 laufender Vertrag aus, doch nach den Interimslösungen Anthony Hudson und B. J. Callaghan gab es dann doch einen neuen Kontrakt. Berhalter habe die Vision, "das Programm 2026 zu neuen Höhen zu führen", sagte Sportdirektor Matt Crocker. Und er habe "ebenso die Erfahrung und die Wachstumsmentalität auf und neben dem Spielfeld, um dieses Team voranzubringen". Crocker ist "überzeugt, dass Gregg die richtige Person für den Job ist".

Der US-Blick geht nun nach vorne und auch für Berhalter scheint das Thema ausgeräumt, denn Reyna gehört auch zum Kader für das Länderspiel am Samstag (14.10.2023, um 21 Uhr live im Audiostream auf sportschau.de) gegen Deutschland. Ohnehin hatte sich das Team hinter seinen Coach gestellt. "Alles, was mit Gregg passiert ist, wurde auf äußerst kindische Weise gehandhabt. Ich denke, wir haben alle gesehen, was vor sich geht. Es ist kindisch", sagte Christian Pulisic und machte sich stark dafür, dass Berhalter wieder Trainer wird.

Berhalter zieht seine "Jungs" seit Jahren groß

Die Worte kamen an und sorgten neben dem Ergebnis der Untersuchungen dafür, dass Berhalter wieder (oder noch immer) der Mann ist, der das Team zur Heim-WM führen soll. Und rein sportlich gesehen ist das eine mehr als nachvollziehbare Entscheidung. Denn Berhalter hat einen enorm talentierten Kader beisammen, der schon in Katar für Furore gesorgt hat und es im eigenen Land noch viel mehr soll - und der das auch kann.

Pulisic, Yunus Musah (beide AC Mailand), Weston McKennie, Timothy Weah (beide Juventus Turin), Reyna und Folarin Balogun (AS Monaco) sind Spieler, die erst 25 Jahre alt oder noch deutlich jünger sind, aber schon seit einiger Zeit auf Topniveau agieren. Deutschland wird von den Namen her schon auf viele Profis treffen, denen sie auch 2026 wiederbegegnen dürften, doch sie werden bis dahin zu noch besseren Spielern heranreifen.

Entwickeln sich die "US Boys" so, wie es sich der Verband vorstellt, könnten Berhalter und seine Spieler das bisher beste WM-Ergebnis von 2002 (Viertelfinale) sogar übertreffen. So zumindest die Hoffnung.

Das Grundgerüst steht - und zu dem gehört Reyna

Während es für Julian Nagelsmann darum geht, das DFB-Team sehr kurzfristig in EM-Form und -Stimmung für das nächste Jahr zu bringen, ist es für die USA ein langfristiges Projekt. Ihr Vorteil ist die Kontinuität, die es so im deutschen Team nicht gibt - wechselnde Trainer, immer wieder wechselnde Spieler. Die USA haben ein Grundgerüst, das trotz seiner Jugend schon lange dabei ist, und auch schon jetzt als solches für die WM 2026 feststeht.

Und ja, auch Reyna gehört dazu. "Gio hat genau dieselben Chancen wie jeder seiner Kollegen. Seine Aufgabe besteht darin, der Mannschaft mit seiner Qualität zu helfen. Er gehört weiterhin dazu, wird wie alle anderen nominiert, wenn er fit und in Form ist", sagte Berhalter der "Sport Bild". Auf dem Weg zum Heimturnier soll es keine Störfaktoren mehr geben.