Vorstellung als Direktor des DFB Rudi Völler - der Erkorene sucht die Nähe zum Volk
Rudi Völler ist mal wieder auserkoren worden. Als Direktor beim DFB will er die Nationalmannschaft nach vorne bringen, indem er sie dem Volk näher bringt.
Gleich bei der Vorstellung, zwölf Tage vor dem offiziellen Arbeitsbeginn, eine Bundesministerin maßzuregeln, muss sich jemand aus dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) erstmal trauen, dem ja laut des Präsidenten Bernd Neuendorf sehr daran gelegen ist, die Drähte zur Politik zu pflegen.
Ein Rudi Völler, den es bekanntlich nur einmal gibt, traut sich das. "Auch unsere Innenministerin hätte das ein oder andere dann auch lassen sollen", sagte der künftige Direktor des DFB, der zuständig für die A-Nationalmannschaft und U21 der Männer sein wird.
Innenministerin Faeser hätte es "besser anders geregelt"
Er adressierte Nancy Faeser, die bei der WM in Katar mit der viel diskutierten "One-Love"-Binde neben Präsident Gianni Infantino saß, dessen Weltverband FIFA eben jene Binde wegen der angeblich politischen Botschaft verboten hatte.
Auch "der Bernd (Neuendorf) und der DFB" wüssten, dass das sicher besser und anders hätte geregelt werden sollen, sagte Völler, der am Freitag (20.01.2023) in der Verbandszentrale vorgestellt wurde.
Grundsätzlich wolle er aber nach vorne blicken, denn die Europameisterschaft 2024 in Deutschland sei der Hauptgrund, warum er sich erneut habe überreden lassen, einen Job beim DFB anzutreten.
Bis zur "Heim-EM" müsse die Stimmung um die Nationalmannschaft deutlich gehoben werden, so Völler. Den Plan umriss er dann auch: "Die Basis von allem sind die Nationalspieler, der Bundestrainer, dass wir uns sportlich gut verkaufen, aber uns auch im Vorfeld volksnäher geben."
Wie "Volksnähe" aussehen werde, "wird man sehen". Das wird auch für "einige Dinge" gelten, die Völler glaubt, Bundestrainer Hansi Flick und den Nationalspielern "mitgeben" zu können.
Mehrmals betonte der neue Direktor, dass es schwierig werde, die Trommeln zu rühren, auch weil "wir bis dahin nur Testspiele" haben. Die ersten beiden stehen Ende März an.
Alle Augen auf Völler
Rudi Völler ist wieder da. Als Spieler mit der Nationalmannschaft 1990 Weltmeister, als Teamchef Zweiter bei der WM 2002 in Japan und Südkorea. Auch jenen Job habe er bekommen, weil ihn "auf einmal alle angeguckt" hätten.
Im Jahr 2000 galt es, nach der katastrophalen EM einen Nachfolger für Erich Ribbeck zu finden. Völler war in der Findungskommission, die es als Formsache ansah, Christoph Daum als neuen Bundestrainer zu verpflichten. Doch den gab Bayer Leverkusen erst ab 2001 frei, und so musste eine Übergangslösung gefunden werden. Die Augen richteten sich nach längeren Diskussionen auf Völler, der zögerte, dann aber zusagte und letztlich drei Jahre länger als angedacht blieb, weil Daum wegen seiner Kokain-Affäre ausschied.
Watzke: "Rudi ist ideal"
Im Dezember 2022 bildete sich nach dem Vorrundenaus bei der WM eine Taskforce, die unter anderem die Aufgabe hatte, einen Nachfolger für den ausgeschiedenen Geschäftsführer Oliver Bierhoff beim DFB zu finden. Wieder wurde aus dem Mitglied Rudi Völler der Auserkorene.
Laut Hans-Joachim Watzke hatte er das früh im Sinn. "Rudi, das wäre doch eigentlich was für dich", habe er gedacht, sagte der Multifunktionär (Aufsichtsratschef Deutsche Fußball Liga, dadurch 1. Vizepräsident DFB, Geschäftsführer Borussia Dortmund), der zum mächtigsten Mann im deutschen Fußball aufgestiegen ist. Im Lauf der kommenden Tage habe er "ahnen können, dass Bernd (Neuendorf) das auch ganz gut fand".
Die Kritik, dass Völler mit seinen 62 Lebensjahren wie auch andere Mitglieder der Taskforce zu alt sei für frische Stimmung in der und um die Nationalmannschaft, wischte Watzke weg. "Es gibt nicht jung oder alt. Es gibt nur gut oder schlecht. Rudi ist ideal."
ARD-Experte Schweinsteiger: "Exzellente Wahl"
So sieht das auch ARD-Experte Bastian Schweinsteiger: "Rudi Völler ist eine exzellente Wahl, sehr erfahren und souverän in allen Bereichen des Profi-Fußballs. Und er wird den richtigen Ton treffen, auch gegenüber Nationalspielern, wenn ihm etwas nicht gefällt, und das kann bei ihm dann auch mal deutlich werden. Deshalb ist Rudi Völler die richtige Person, auch im Hinblick auf die EM 2024 in Deutschland."
Taskforce tagt weiter
Die Taskforce, der außer Neuendorf, Watzke und Völler auch Karl-Heinz Rummenigge (ehemaliger Vorstandsvorsitzender FC Bayern München), Oliver Kahn (aktueller Vorstandsvorsitzender FC Bayern München), Matthias Sammer (externer Berater Borussia Dortmund und Vertrauter Watzke) und Oliver Mintzlaff (Red Bull, ehemals RB Leipzig) angehören, wird ihre Arbeit weiterführen, auch wenn die dringlichste Aufgabe erledigt ist.
Mit der "ein oder anderen Idee" würden die Gremien des DFB in den kommenden Monaten noch "gestresst".