Christian Ilzer

TSG Hoffenheim vor Spiel bei Holstein Kiel Niedergang von geringem Interesse

Stand: 17.01.2025 15:27 Uhr

Eine auf vielen Ebenen und für viel Geld runderneuerte TSG Hoffenheim sinkt auch mit neuem Trainer nahezu geräuschlos in den Keller der Fußball-Bundesliga - bis ein Spieler den Klub verbal zerlegt.

In der Deutschen Fußball Liga wird gerade darüber geredet, wie künftig das Geld verteilt wird. Klubs wie der Hamburger SV und der FC Schalke 04 plädieren dafür, die nur marginal relevante Säule "Interesse" höher zu gewichten. Sie begründen das mit vielen Fans, Followern in Sozialen Medien, guten Einschaltquoten und ohnehin dem Vorkommen in Medien.

In den vergangenen Jahren gab es zwar nur selten positive Schlagzeilen über die Klubs, aber immerhin viele. Der bemerkenswerte sportliche Niedergang der TSG Hoffenheim hingegen wurde überregional hingegen im Ergebnisteil abgebildet, samt der dazugehörigen Tabelle.

"Eine einzige Scheiß-Saison"

Das änderte sich dann ein wenig am Mittwoch (15.01.2025) nach dem 0:5 beim FC Bayern München, als Hoffenheims Andrej Kramarić aussprach, was anhand der Ergebnisse und Tabelle bestens dokumentiert ist. Eine "einzige Scheiß-Saison" spiele die TSG, sagte der kroatische Stürmer dem US-amerikanischen Sender ESPN.

Diese Analyse hätte Kramarić kaum internen Ärger eingebracht. Anders sah das aus bei den Sätzen: "Ich fühle eine große Scheiße im Klub. Wenn niemand das ändern wird, werde ich versuchen, es zu ändern."

Das reichte dicke, um bundesweit gehört zu werden, auch wenn die Vorstellung interessant wäre, welche Folgen solche Aussagen bei - beispielsweise - Julian Brandt gehabt hätten, hätte er das nach dem 2:4 seines BVB bei Holstein Kiel gehabt.

Spiel bei Holstein Kiel "absolut richtungweisend"

Bei eben jenen Kielern tritt die TSG am Samstag (ab 15.20 Uhr in der Radio-Reportage bei der Sportschau) an, und sollte sie verlieren, wäre sie punktgleich mit dem Aufsteiger aus Schleswig-Holstein, der bei einem Sieg mit zwei Toren Unterschied sogar vorbeiziehen würde.

Andrej Kramaric von der TSG Hoffenheim

Andrej Kramarić: "Ich fühle eine große Scheiße im Klub"

Trainer Christian Ilzer bezeichnet das Spiel als "absolut richtungweisend", und er wird den Verein gemeint haben. Aber das gilt vermutlich auch für ihn, denn Ilzer ist der Trainer der TSG, und mit ihm sollte es nach oben gehen, nachdem es unter seinem Vorgänger Pellegrino Matarazzo in dieser Saison nach einem 3:2-Sieg gegen Kiel zum Auftakt abwärts und dann höchstens seitwärts gegangen war.

Die Premiere von Ilzer gelang mit einem 4:3 gegen RB Leipzig sogar spektakulär. Sturm Graz schien den deutschen Bundesligisten zu beflügeln, nachdem vor Ilzer und ein paar Assistenten schon Sportdirektor Andreas Schicker und Chefscout Paul Pajduch vom österreichischen Meister nach Hoffenheim gewechselt waren.

Spiele der TSG Hoffenheim unter Trainer Ilzer
Gegner Wettbewerb Ergebnis
RB Leipzig (H) Bundesliga 4:3
Sporting Braga (A) Europa League 0:3
1. FSV Mainz 05 (A) Bundesliga 0:2
VfL Wolfsburg (A) DFB-Pokal 0:3
SC Freiburg (H) Bundesliga 1:1
FCSB Bukarest (H) Europa League 0:0
Borussia Dortmund (A) Bundesliga 1:1
Borussia Mönchengladbach (H) Bundesliga 1:2
VfL Wolfsburg (H) Bundesliga 0:1
FC Bayern München (A) Bundesliga 0:5

Nach dem Sieg gegen Leipzig gab es in der Bundesliga vier Niederlagen und zwei Unentschieden, wobei das 1:1 bei Borussia Dortmund die Wende zum Guten bringen sollte. Aber es folgten drei Niederlagen. Im Kalenderjahr 2025 sind die Hoffenheimer noch ohne Torerfolg, das haben sie mit dem 1. FC Union gemein, genau wie die Tatsache, dass auch die Berliner schon den Trainer wechselten.

Steffen Baumgart verlor sein Debüt mit den "Eisernen" mit 0:2 beim 1. FC Heidenheim, dann verlor er 0:2 gegen den FC Augsburg, zwischendruch verlor er durch ein noch nicht rechtskräftiges Urteil des DFB-Sportgerichts den einen Punkt, den sein Vorgänger Bo Svensson gegen den VfL Bochum geholt hatte.

DFB-Sportgericht spricht Bochum Sieg gegen Union zu

Sportschau Bundesliga

Hecking bringt Bochum in die Spur

Es gibt einige Studien über die Wirkung von Trainerwechseln. Die einen kommen zu dem Ergebnis, dass sie einen Effekt haben, zumindest kurzfristig. Die anderen sagen, dass sie nichts bringen.

Es empfiehlt sich daher die Betrachtung des Einzelfalls, und die ergibt, dass der VfL Bochum ganz gut damit lag, denn zehn von elf Punkten holte der Klub unter Hecking, wobei zwei Punkte davon dem Sportgericht zugesprochen werden müssen.

TSG holt Orban im Winter für neun Millionen Euro

Der VfL hat wieder eine Chance, den Abstiegskampf zu bestehen, in den die TSG nie geraten wollte. Schließlich spielt sie in der Europa League mit, und schließlich hat sie wirtschaftlich deutlich bessere Möglichkeiten als etwa Bochum, Kiel und der andere Aufsteiger aus St. Pauli.

Wenn beispielsweise die Hamburger im Winter einen Spieler für die Ablöse von neun Millionen Euro verpflichtet hätten, hätte das für Schlagzeilen gesorgt. St. Pauli gab noch nie mehr als ein Fünftel dieser Summer für einen Spieler aus.

Gift Orban heißt der Neuzugang der TSG, er kam von Olympique Lyon, das eine Saison zuvor sogar noch deutlich mehr als zehn Millionen Euro für den Mittelstürmer ausgegeben hatte.

"Wir haben so viel Geld investiert. Für nichts"

Im Sommer zuvor waren sieben andere Spieler für zusammengerechnet mehr als 50 Millionen Euro gekommen, wodurch ein sattes Transferminus entstand, obwohl Maximilian Beier für annähernd 30 Millionen Euro an Borussia Dortmund verkauft worden war.

"Wir haben so viel Geld investiert. Für nichts", sagte Kramarić, und auch damit habe er noch alles gesagt, was er im Kopf habe, und was die Wahrheit sei. Wenn er das machen würde, würde ihm "vermutlich die höchste Strafe bekommen, die es je in der Bundesliga gab".

Kramarić gab zumindest preis, dass seine Wut mit personellen Veränderungen im Verein zu tun habe. Vermutet wird, dass er vor allem die Trennung von Sportchef Alexander Rosen meinte, der im Sommer wie zwei andere Geschäftsführer gehen müsste.

Die TSG, so teilte die TSG mit, wolle sich sportlich neu ausrichten. Damit schaffte sie es sogar in die Schlagzeilen. Es wurde bundesweit von einem "Paukenschlag" berichtet.

Sportschau am Samstag, am 18.01. ab 18 Uhr

Sportschau, 18.01.2025 18:00 Uhr