Auftakt der Rückrunde in der Bundesliga Frankfurt im Duell mit dem BVB - es geht um viel mehr als drei Punkte
Eintracht Frankfurt und die in Kiel gedemütigte Borussia aus Dortmund spielen zum Rückrundenauftakt in der Fußball-Bundesliga um drei Punkte. Aber es geht um mehr, es geht um die Hierarchie im deutschen Fußball.
Jetzt ist er dann tatsächlich weg, so, wie er es wollte. Donyell Malen hat einen Vertrag bei Aston Villa unterschrieben. Das war der, der in der vergangenen Saison der beste Torschütze bei Borussia Dortmund war. Der, der mal für eine Ablösesumme von etwa 30 Millionen Euro von der PSV Eindhoven geholt wurde. Der, der in 94 Bundesligaspielen 30 Tore für den BVB erzielte. Das entspricht der für einen meistens auf dem Flügel eingesetzten Stürmer sehr ordentlichen Quote von 0,319 Toren pro Spiel im Schnitt.
Es lohnt in diesem Fall, mehrere Stellen hinter das Komma zu gehen, denn es gibt einen Spieler, der hat eine Quote von 0,324, und wenn der dann vermutlich bald weg ist, wird das Schlagzeilen machen statt schulterzuckend zur Kenntnis genommen werden. Es geht um Omar Marmoush, für den Eintracht Frankfurt angeblich mehr als 70 Millionen Euro kassieren dürfte, falls es denn zu einer Einigung mit Manchester City käme.
Marmoush ist so teuer, weil er bei der Eintracht viel besser wurde. In dieser Saison kommt er auf eine Quote von 0,882 - 15 Tore in 17 Spielen. Vielleicht bleibt er dabei stehen, vielleicht wird er am Freitag (17.01.2025, ab 20.20 Uhr in der Radio-Reportage bei der Sportschau) aber auch noch auflaufen, wenn die Eintracht auf Borussia Dortmund trifft.
Der BVB hat sehr viele Probleme, das wurde jedem bewusst, als die Mannschaft am Dienstag mit 2:4 beim Aufsteiger Holstein Kiel verlor und danach mal wieder gezetert wurde, dass so etwas ja nicht ginge, es einem Verein wie dem BVB nicht würdig sei, so etwas nicht passieren dürfe. Es passiert aber seit Jahren, ohne dass jemand eine schlüssige Antwort darauf findet, warum.
Nuri Şahin machte in Kiel, was ein 36 Jahre alter Cheftrainer so macht, wenn er seine erste Halbserie als Trainer von Borussia Dortmund mit einem Schnitt von 1,471 Punkten abschloss. Er drohte Konsequenzen an, beteuerte, dass er um die Abläufe in der Branche wisse, und er nahm die Verantwortung für eine "Nicht-Leistung" auf sich.
Nuri Şahin wurde als Spieler mit Borussia Dortmund Meister. Sebastian Kehl auch, er ist der Sportdirektor. Lars Ricken auch, das ist der neue Geschäftsführer. Matthias Sammer auch, das ist der externe Berater. Er berät vor allem Hans-Joachim Watzke. Der spielte nie für Borussia Dortmund, ist aber seit nun 20 Jahren der Boss. Er holte Sven Mislintat zurück, der auch nie für den BVB spielte, aber als Chefscout mal viele Spieler holte, die in Dortmund besser wurden. Diese Zeiten sind längst vorbei.
Krösche war in Dortmund begehrt
Watzke, das versichern Quellen beim BVB und auch in Frankfurt, hätte gerne auch einen geholt, der nie für Borussia Dortmund spielte, noch nie dort angestellt war und auch nie in schwarz-gelber Bettwäsche schlief. Markus Krösche aber blieb Sportvorstand bei Eintracht Frankfurt, unterschrieb dort sogar einen neuen Vertrag. Die Macht, die er in Frankfurt hat, wollte ihm niemand in Dortmund zusagen, ist zu hören.
Borussia Dortmund verlängerte vor ein paar Tagen den Vertrag mit Kehl, der ein distanziertes Verhältnis zu Mislintat hat, wie es im Machtgefüge des Ballspielvereins ohnehin einige Personen in Verantwortung gibt, die mit anderen Personen in Verantwortung nicht gut können. Reibung erzeugt beim BVB Kälte, und vielleicht ist das zumindest ein sachdienlicher Hinweis bei der Frage, warum in Dortmund so häufig etwas passiert, was nicht passieren dürfte.
Doppelter Boden Klub-WM
Was aus wirtschaftlichen Gründen nicht passieren sollte, ist eine Saison ohne Champions League. In der vergangenen Spielzeit reichte ausnahmsweise ein fünfter Tabellenplatz für die Qualifikation, weil auch andere deutsche Mansnchaften kräftig in einer Spezialwertung gepunktet hatten. Danach sieht es in dieser Saison nicht aus, aber die Borussia fiele wieder sanft, denn sie wird neben Bayern München die Bundesliga bei der Klub-WM vertreten, bei der es auch etliche Millionen Euro zu verdienen gibt.
Aber irgendwann könnte es sein, dass es keinen doppelten Boden mehr gibt, dass andere Mannschaften vorbeiziehen und regelmäßig Geld scheffeln, das dem börsennotierten Unternehmen mit einem aktuellen Umsatz von weit mehr als einer halben Milliarde Euro fehlen wird.
Frankfurt sieht die Chance, am BVB vorbeizuziehen
Eintracht Frankfurt hat die Chance erkannt, den kränkelnden Branchenriesen zu überholen. Das sagen sie zwar nicht öffentlich, aber sie sagen es, und die Voraussetzungen sind aktuell auch so, dass ihnen dafür niemand Größenwahn attestieren sollte.
Die Frankfurter machten zuletzt 390 Millionen Euro Umsatz, sie kassierten 90 Millionen Euro Ablöse für Randal Kolo Muani, bald wird vermutlich ein Betrag in ähnlichen Dimensionen für Marmoush fließen. Mit Hugo Ekitiké steht ein Spieler im Kader, der 20 Millionen kostete, aber nun sehr viel teurer gehandelt wird, weil er in Frankfurt besser wurde.
Ekitiké war mit seinen 22 Jahren der sechstjüngste von den 16 Spielern, die am Dienstag beim 4:1-Sieg gegen den SC Freiburg eingesetzt wurden, der der Eintracht einen Vorsprung von acht Punkten auf Borussia Dortmund brachte. Nathaniel Brown ist 21 Jahre alt, Oscar Höjlund und Hugo Larsson sind 20, Can Uzun erst 19. Nnamdi Collins ist 21 Jahre alt.
Der Ex-Dortmunder Collins ist die nächste Entdeckung bei der Eintracht
Er spielte rechts in der Dreierkette und schoss in seinem achten Bundesligaspiel sein erstes Tor. Collins ist im Sommer 2023 für die Ablöse von unter einer Million Euro verpflichtet worden - von Borussia Dortmund. Dort hatte er in der zweiten Mannschaft gespielt, aber schon so gut verdient, dass er in Frankfurt zunächst Abstriche machen musste. Kurz vor Weihnachten unterschrieb Collins einen neuen, bis 2030 gültigen Vertrag, der ihm und eventuell später auch der Eintracht viel mehr Geld bringt.
Krösche glaubt, dass Collins deutscher A-Nationalspieler werde. In der Branche wird der Abwehrspieler mit Antonio Rüdiger verglichen. Der spielte mal bei Borussia Dortmund in der Jugend.