Frust bei Schwarzgelb Kiel kontert lange schwachen BVB aus
Aufsteiger Holstein Kiel hat Borussia Dortmund eine bittere Niederlage zugefügt. Die "Störche" nutzten Konterchance um Konterchance perfekt aus. Die Fans feierten den 4:2 (3:0)-Triumph am Dienstag mit viel Pyrotechnik, weswegen die Partie mehrfach unterbrochen werden musste.
Shuto Machino (27.), Phil Harres (32.) und Alexander Bernhardsson (45.+4) versetzten die Fans der Norddeutschen noch vor der Pause in kollektiven Jubeltaumel. Nach der Pause spielte der BVB immerhin etwas besser. Erst verkürzte der eingewechselte Gio Reyna (71.), ehe Jamie Gittens kurze Zeit später den Anschlusstreffer (77.) erzielte.
Die Kieler von Erfolgscoach Marcel Rapp aber brachten den umjubelten Sieg über die Zeit - auch weil Fiete Arp in letzter Sekunde den vierten Treffer für Kiel erzielte (90.+8). Später sagte Rapp: "Heute dürfen wir feiern." Und Phil Harres sagte der Sportschau: "Wir halten zusammen, wir sein ein Team. Wenn wir alles reinschmeißen, dann können wir gegen jeden Gegner gewinnen."
Sahin bekommt breite Rückendeckung
"Es ist mein Verantwortungsbereich", sagte Dortmunds Trainer Nuri Sahin der Sportschau. Es sei die "Entscheidung des Vereins", ob er weiter für die Mannschaft des BVB verantwortlich bleibe. Er habe sich noch "nie weggeduckt, noch nie in meinem Leben", sagte Sahin.
Sorgen um seinen Job muss er sich vorerst offenbar allerdings nicht machen - das sagte zumindest Sportvorstand Sebastian Kehl zur ARD: "Eine Trainer-Diskussion führen wir hier nicht." Und auf die Frage, ob Sahin beim nächsten Spiel verantwortlicher Trainer sei, sagte Kehl kurz und knapp: "Ja." Dafür nahm er die Mannschaft in die Pflicht: "Ich bin jetzt gerade sehr, sehr enttäuscht von der Mannschaft. Sie haben einen ganz anderen Anspruch. Das, was sie gezeigt hat, ist zu wenig für Borussia Dortmund." Nico Schlotterbeck sagte: "Das war zu wenig Biss und zu wenig Leidenschaft." Und der Abwehrspieler nahm Sahin in Schutz: "Er ist ein Top-Trainer, er hat uns perfekt vorbereitet. Er kann am wenigsten dafür."
Kiel beginnt selbstbewusst und startet dann so richtig durch
Kiel legte von Beginn an ordentlich los und erspielte sich bereits in der fünften Minute die erste Torchance. Finn Porath zog aus linker Position ab, Gregor Kobel im Kasten hatte aber keine Probleme mit dem eher schwachen Schussversuch. Danach riss Dortmund das Spiel an sich, ohne sich jedoch brauchbare Torchancen zu erspielen.
Aus dem Nichts fiel dann nach einer knappen halben Stunde der Führungstreffer der "Störche": Nach einem Ballverlust von Julian Brandt bediente Alexander Bernhardsson seinen japanischen Kollegen Machino, der stark von der Strafraumgrenze aus links ins Tor traf.
Auch am zweiten Treffer war Machino beteiligt, als er einen Querschläger im Mittelfeld nach rechts auf Lasse Rosenboom legte, dessen präzise Flanke Harres platziert im Kasten der Gäste unterbrachte. Nach einer weiteren Doppelchance war es erneut das hervorragende Zusammenspiel der Kieler Offensive, die auf 3:0 stellte. Machino luchste in der eigenen Hälfte den Schwarzgelben den Ball ab. Über Porath und Harres gelangte der Ball zu Bernhardsson, der freistehend im 16er vollenden konnte. Die Borussen-Truppe wirkte nicht nur ideen-, sondern auch kraftlos und komplett verunsichert.
Sahin stellt um - mit mäßigem Erfolg
In der Pause baute BVB-Coach Nuri Sahin sein Team gehörig um: Die schwache Abwehr wurde um Julian Ryerson und Ramy Bensebaini reduziert, mit Waldemar Anton stellte der Trainer seine Defensive auf Dreierkette um. Die Maßnahme fruchtete - zumindest ein wenig. Denn die Kieler Vorstöße flauten deutlich spürbar ab. Dafür aber gab es weiterhin in der Abteilung "Kreativität" nicht viel mehr als ein laues Lüftchen auf Dortmunder Seite.
Das änderte sich, als Sahin nach einer knappen Stunde Yan Couto und Gio Reyna ins Spiel brachte. Sofort wühlte sich Serhou Guirassy im Kieler Strafraum durch, setzte den Ball aber im Fallen knapp neben das Tor. Dortmund hatte - wie schon im ersten Durchgang - deutlich mehr Ballbesitz und wurde plötzlich effizient. Zuerst schaffte Reyna mit einem Präzisionsschuss von der Strafraumkante aus den ersten Treffer für die Gäste, danach hatte Gittens bei der zweiten Torchance des BVB Glück, weil sein Schuss aus linker Position von Timo Becker für KSV-Keeper Timon Weiner unhaltbar geworden war.
Holtby kommt rein und sieht sofort Rot
Nun musste Kiel zittern - um so mehr, weil der eingewechselte Routinier Lewis Holtby kurz, nachdem er die Kapitänsbinde übernommen hatte, übermotiviert von hinten gegen Felix Nmecha einstieg und völlig zurecht von Schiedsrichter Martin Petersen die rote Karte gezeigt bekam (86.).
Den Schlusspunkt setzte Fiete Arp, der bei einer Dortmunder Ecke, für die auch Tormann Gregor Kobel mit nach vorne gekommen war, aus 40 Metern das leere Dortmunder Tor traf.
Dortmund in Frankfurt, Kiel gegen Hoffenheim
Für Dortmund geht es am Freitagabend direkt zum nächsten Auswärtsspiel nach Frankfurt (20.30 Uhr). Kiel empfängt einen Tag darauf die TSG aus Hoffenheim (18.01., 15.30 Uhr).