Nach Suspendierung des Moderators Viel Solidarität mit Gary Lineker - BBC muss Fußballsendung kürzen
Moderator Gary Lineker ist nach einem regierungskritischen Tweet vom britischen Sender BBC suspendiert worden. Die Solidarität mit dem ehemaligen Fußballer ist groß, die Sendung wurde gekürzt. Nun äußerte sich der Premierminister.
Die Sendung "Match of the Day" ist eine Institution im britischen Fernsehen. Seit 1964 zeigt die BBC darin Zusammenfassungen der Fußballspiele aus Englands höchster Liga. Anschließend analysiert der Moderator zusammen mit Experten die Spiele. Am Samstag (11.03.2023) gab es die Sendung auch, für 22.20 Uhr Ortszeit stand sie bei BBC One im Programm. Aber es war alles ganz anders als sonst, denn ein Moderator, Experten und selbst eigene Kommentatoren fehlten.
Der Grund ist, dass Gary Lineker von der BBC nach einem regierungskritischen Tweet und seiner Weigerung, für diesen um Entschuldigung zu bitten, vorläufig suspendiert wurde.
Experten und Kommentatoren sagen der BBC ab
Seitdem gibt es eine Welle der Solidarität. Ian Wright und Alan Shearer, beide ebenfalls ehemalige englische Nationalspieler, sagten der BBC, dass sie für die Sendung nicht zur Verfügung stehen.
In einem gemeinsamen Statement äußerten die Kommentatoren, die für die sechs Samstagsspiele der Premier League vorgesehen waren, dass sie ebenfalls nicht zur Verfügung stünden. Zahlreiche weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der verschiedenen BBC-Sportangebote in Fernsehen, Radio und Internet solidarisierten sich mit Lineker und legten die Arbeit nieder.
Zahlreiche Sendungen fielen aus oder liefen in abgespeckten Versionen. Linekers Sendung "Match of the day" fand ohne Moderation statt, in einer gekürzten Version von 20 Minuten. Sonst dauert die Sendung rund 90 Minuten. Lineker war vor seiner Karriere im Journalismus einer der besten und bekanntesten englischen Spieler. Er besuchte am Samstag das Heimspiel von Leicester City gegen Chelsea. Leicester war sein erster Profiklub.
Lineker zu geplanter Asylpolitik: "Unermesslich grausam"
Die Pläne, Flüchtlingen bei illegaler Einreise generell Asyl in Großbritannien zu verweigern, seien "immeasurably cruel", so Lineker in einem Tweet, "unermesslich grausam". Die Sprache, die von der Regierung bei der Verteidigung ihrer Pläne benutzt werde, sei außerdem der gebräuchlichen Sprache des "Deutschlands der 30er Jahre" ähnlich.
Lineker, der "Match of the Day" seit 1999 präsentiert, aber auch für andere Medien tätig ist, wurde daraufhin von der öffentlich-rechtlichen Anstalt BBC zur Rede gestellt. Ein Sprecher teilte mit: "Die BBC hat in den letzten Tagen ausführliche Gespräche mit Gary und seinem Team geführt. Wir haben gesagt, dass wir seine jüngsten Social-Media-Aktivitäten als Verstoß gegen unsere Richtlinien betrachten."
Lineker stand zu seiner Aussage und wurde am Freitag bis auf Weiteres suspendiert. Die BBC teilte dazu mit: "Wir haben nie gesagt, dass Gary (...) keine Meinung zu Themen haben kann, die ihm wichtig sind, aber wir haben gesagt, dass er sich davon fernhalten sollte, in parteipolitischen Fragen oder politischen Kontroversen Partei zu ergreifen."
In den sozialen Netzwerken wiesen viele Nutzer darauf hin, dass die BBC einst selbst an ihrer Zentrale ein Zitat von George Orwell als Statement für Meinungsfreiheit in die Wand gravieren ließ: "Falls Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann bedeutet sie das Recht darauf, den Leuten das zu sagen, was sie nicht hören wollen."
Premierminister verteidigt Maßnahmen und hofft auf Lösung für BBC und Lineker
Am Samstag äußerte sich Großbritanniens Premierminister Rishi Sunak. "Als Premierminister muss ich tun, was ich für richtig halte - auch wenn dem nicht immer alle zustimmen", sagte er zu den von Lineker kritisierten Maßnahmen.
"Gary Lineker war ein großartiger Fußballer und ist ein begabter Moderator. Ich hoffe, dass die Angelegenheit zwischen Lineker und der BBC rasch gelöst werden kann. Aber es ist korrekterweise eine Angelegenheit für diese beiden und nicht für die Regierung."
Am Sonntag (12.03.2022) kündigte BBC-Generaldirektor Tim Davie daraufhin an, Lineker wieder auf Sendung nehmen zu wollen. "Gary ist ein hervorragender TV-Journalist. Erfolg bedeutet für mich, dass Gary wieder auf Sendung geht", sagte Davie laut BBC in einem Interview des Senders. Wie der Streit gelöst werden soll, erklärte er allerdings nicht. Alle wollten die Situation in Ruhe lösen, sagte Davie lediglich.
Solidarität auch von Fußballern
Nach Angaben der englischen Spielergewerkschaft gab es Anfragen von Profis, ob sie Rückendeckung erhielten, falls sie der BBC vertraglich vereinbarte Interviews nach Spielen verweigern würden. Die Gewerkschaft sicherte dies zu. Mittlerweile teilte BBC der Premier League mit, dass sie keine Anfragen für Interviews stellen werde.