
Pokal-Aus gegen Bielefeld "Einfach verkackt" - Leverkusens Versagen auf der Alm
Mit einer rätselhaft schwachen Leistung blamiert sich Bayer Leverkusen bei Arminia Bielefeld. Die Pokalpleite dürfte Spuren hinterlassen.
"Wir müssen ehrlich sagen, dass Bielefeld verdient im Finale steht. Und wenn das so ist, haben wir heute viel falsch gemacht." Nationalspieler Robert Andrich fand klare Worte nach Leverkusens sensationeller 1:2 (1:2)-Niederlage im Halbfinale des DFB-Pokals bei Arminia Bielefeld. "Das war mit Abstand das schlechteste Spiel in dieser Saison. Wir müssen uns ankreiden, dass wir es einfach verkackt haben", sagte er am Dienstag am Sportschau-Mikrofon.
Leverkusen ist Double-Sieger, war Champions-League-Achtelfinalist, jagt die Bayern in der Bundesliga. Aber gegen die drittklassige Arminia war von einem Klassenunterschied nie etwas zu sehen.
Bayer spielte sich kaum Chancen heraus und auch die Trümpfe stachen nicht: Top-Torjäger Patrik Schick setzte in der 81. Minute einen Kopfball an den Außenpfosten - eine Chance, die er sich sonst selten entgehen lässt. Und auch die sechsminütige Nachspielzeit, in der die Werkself schon so oft Spiele gedreht hat, verstrich ungenutzt.
Alonso: "Nicht verdient, im Pokalfinale zu stehen"
"Wir waren nicht gut genug, haben es nicht verdient, im Pokalfinale zu stehen", sagte Trainer Xabi Alonso: "Ich habe viele Dinge vermisst, Qualität, Energie ..." Eine naheliegende Erklärung: Ohne den verletzten Spielmacher Florian Wirtz fehlte die Kreativität. Alonso wollte davon aber nichts wissen."Das ist einfach zu sagen. Natürlich vermissen wir Flo, aber wir haben auch ohne ihn Spiele gewonnen. Heute war es kollektiv kein gutes Spiel."
Auch Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes wollte das Ergebnis nicht an der Personalie Wirtz festmachen. Er habe Intensität und Präsenz in den Zweikämpfen vermisst. "Wir haben keine Dominanz ausgestrahlt, als Mannschaft und in den einzelnen Duellen", sagte Rolfes. Das seien die Grundsätze des Fußballs und "Sachen, die wir auch ohne Florian zeigen können".
Hincapie und Mukiele enttäuschen bei Leverkusen
Dass Leverkusen auf dem holprigen Rasen in Bielefeld keinen Zauberfußball zeigte und selten ins Kombinieren kam, war keine Überraschung. Techniker wie Alex Grimaldo, Jeremie Frimpong und Amine Adli blieben unauffällig. Erstaunlich war allerdings, dass es Ezequiel Palacios, Granit Xhaka und Robert Andrich im kampfstark aufgestellten Mittelfeld nicht schafften, das Geschehen zu kontrollieren.
Hinzu kamen fahrige Leistungen in der Dreier-Abwehrkette von Piero Hincapie und Nordi Mukiele. Dass dann noch Torwart Lukas Hradecky vor dem 1:2 die scharfe Freistoßflanke von Luis Oppie durch seinen Fünfmeterraum fliegen ließ, rundete das Kollektivversagen ab.
Rolfes: Rückkehr von Wirtz noch vor Sommerpause
Nach der sensationellen Vorsaison droht nun ein Jahr ohne Titel. Früher war das in Leverkusen normal, eine Saison mit Champions-League-Achtelfinale, DFB-Pokal-Halbfinale und vermutlich der Vizemeisterschaft wäre ein Riesenerfolg gewesen. Aber die Ansprüche sind gewachsen, das zeigt auch der Disput zwischen Xhaka und einem Ultra nach der Partie. Das Pokalfinale war angesichts des Halbfinalgegners aus der dritten Liga fest eingeplant.
Spannend wird nun sein, wie die Mannschaft reagiert. Wirtz wird zwar wahrscheinlich noch vor der Sommerpause wieder fit werden, sagte Rolfes. Aber die nächsten Aufgaben in der Liga dürften zu früh kommen. Und da ist Leverkusen gegen die Abstiegskandidaten Heidenheim, Union Berlin und St. Pauli erneut klarer Favorit und muss sich spielerisch etwas einfallen lassen - ohne Wirtz.