Diskussion um Zidane Mbappé erneut auf Konfrontationskurs mit Verbandschef
Kylian Mbappé hat mehr Respekt für Zinédine Zidane gefordert und geht damit auf Konfrontation zu Frankreichs Verbandspräsident.
"Zidane ist Frankreich, wir gehen nicht so respektlos mit dieser Legende um", schrieb Mbappé bei Twitter. Zidane galt als potenzieller Nachfolger auf dem Posten des französischen Nationaltrainers, falls keine Vertragsverlängerung mit Didier Deschamps zustande gekommen wäre. Zidane ist seit seinem Abschied bei Real Madrid im Sommer 2021 ohne Job.
Noël Le Graët, Präsident des Verbands FFF, behauptete in einem Radio-Interview, er habe vor der Vertragsverlängerung mit Nationaltrainer Didier Deschamps kein Interesse an einem Telefonat mit Zinédine Zidane gehabt.
Le Graët: "Ich wäre nicht einmal ans Telefon gegangen"
Le Graët hatte auf die Frage geantwortet, ob Zidane ihn angerufen hätte, um sein Interesse an Deschamps' Job zu bekunden: "Ich wäre nicht einmal ans Telefon gegangen. Was hätte ich ihm schon sagen sollen? 'Hallo, keine Sorge, such Dir einen anderen Verein. Ich habe mich gerade mit Didier auf einen Vertrag geeinigt.'" Deschamps hatte am Samstag knapp drei Wochen nach der Finalniederlage bei der WM in Katar gegen Argentinien seinen Vertrag bis 2026 verlängert. "Er kann machen, was er will, das betrifft mich nicht", sagte Le Graët: "Ich habe mich nie mit ihm getroffen, und wir haben nie darüber nachgedacht, uns von Didier zu trennen."
Noel Le Graët (r.) mit Nationaltrainer Didier Deschamps
Sportministerin Amélie Oudéa-Castéra sprach von einem "beschämenden Mangel an Respekt" und forderte le Graët auf, sich bei der "Legende des Fußballs und des Sports" zu entschuldigen. Auch Real Madrid, wo Zidane mehrmal die Champions League als Spieler und Trainer gewann, äußerte sich: "Diese Worte implizieren einen Mangel an Respekt gegenüber einer der Figuren, die von Fußballfans auf der ganzen Welt am meisten bewundert werden, und unser Verein erwartet eine sofortige Richtigstellung."
Le Graët sprach von einem Missverständnis und teilte mit: "Ich möchte mich persönlich für diese Bemerkungen entschuldigen, die weder meine Gedanken, noch meine Wertschätzung für den Spieler, der er war, und den Trainer, der er geworden ist, widerspiegeln."
Mbappé und Le Graët schon nach der EM im Streit
2021 schied Frankreich bei der EM im Achtelfinale gegen die Schweiz aus, Kylian Mbappé scheiterte beim entscheidenden Versuch im Elfmeterschießen. "Er meinte, dass wir ihn als Verband nach dem verschossenen Elfmeter nicht genug gegen die Kritik in den sozialen Netzwerken in Schutz genommen hätten", sagte Le Graët damals. "Wir unterhielten uns fünf Minuten lang in meinem Büro. Er war sauer und wollte nicht mehr für Frankreich spielen. Aber offensichtlich hat er das nicht so gemeint." Rassistische Beleidigungen gegen fanzösische Spieler benannte er nicht als Problem. "Es gibt keinen oder kaum Rassismus im Fußball", sagte Le Graët.
Er habe Le Graët erklärt, dass es ihm beim Frust in der Nationalmannschaft nach der EM um Rassismus gegangen sei, nicht um den verschossenen Elfmeter. "Aber er meinte, es habe keinen Rassismus gegeben", schrieb Mbappé damals bei Twitter.
Le Graët: Mächtiger Funktionär mit Skandalen
Le Graët stand schon mehrfach in der Kritik. Vor der Verharmlosung der rassistischen Beleidigungen 2021 relativierte er 2019 homophobe Gesänge und Banner in Stadien. "Fußballspiele sollten nur bei rassistischen Vorfällen oder wegen Sicherheitsbedenken unterbrochen werden", sagte er damals. Homophobe Äußerungen seien damit nicht vergleichbar. Französische Regierungsmitglieder widersprachen ihm.
2022 berichteten Mitarbeiterinnen des französischen Verbands im Magazin "So Foot" über sexuelle Belästigung per Kurznachricht durch Le Graët, der die Vorwürfe bestreitet. Andere Mitarbeitende sprachen von einem "vergifteten Arbeitsklima" im Verband, das französische Sportministerium kündigte eine Untersuchung an. Konfrontiert mit den heruntergekommenen Unterkünften von Gastarbeitern, die Frankreichs Teamhotel für die WM in Katar herrichteten, sagte Le Graët: "Das ist nicht unlösbar, da fehlen ein paar Pinselstriche."
Der 81 Jahre alte Le Graët ist seit 2011 Präsident der FFF. 2019 gelangte er durch den Rücktritt des damaligen DFB-Präsidenten Reinhard Grindel als einer der europäischen Vertreter in den FIFA-Rat. Am 5. April 2023 stellt sich der portugiesische Vertreter Fernando Gomes beim UEFA-Kongress gegen ihn zur Wahl um den Platz im FIFA-Gremium.