Entscheidungen in der 2. Liga Nach Blitz-Start: Schalke gerettet, Osnabrück steigt ab
Eine schlimme Saison für den FC Schalke 04 endet immerhin mit Schadensbegrenzung: "Königsblau" hat zwei Spieltage vor Schluss den Klassenerhalt in der 2. Fußball-Bundesliga sicher. Dagegen ist für den VfL Osnabrück durch die 0:4-Niederlage im Nachholspiel am Dienstag (07.05.2024) gegen die "Knappen" der Abstieg endgültig besiegelt.
Die ersten beiden Tore in der weitgehend trostlosen Partie ohne Zuschauer am Hamburger Millerntor erzielten Keke Topp und Kenan Karaman schon in der 2. und 5. Minute, in der 65. Minute beseitigte Assan Ouédraogo auch die letzten Zweifel auf der einen und Hoffnungen auf der anderen Seite, ehe erneut Topp in der 75. Minute das 4:0 nachlegte.
Osnabrücks Kühn: "Darfst es nicht so abschenken"
Osnabrücks Torhüter Philipp Kühn haderte nach Schlusspfiff gegenüber der Sportschau: "Es ist ein Gefühl von Leere. Aber letztlich sind wir nicht erst heute, sondern durch die schwache Hinrunde abgestiegen. Aber es kann einfach nicht sein, dass wir nach fünf Minuten schon zwei Dinger drin haben, auch wenn das hier ohne Fans nicht leicht war. Aber da musst du dich reinfuchsen und darfst das nicht so abschenken."
Sein Coach Uwe Koschinat sah es im Gespräch mit der Sportschau ähnlich: "Wir waren leider von Anfang an sehr chancenlos, das fühlt sich ganz unabhängig vom Abstieg sehr schlecht an. Wir verteidigen gegen körperlich starke Gegner einfach nicht gut genug und haben vorne viel zu wenig Präsenz und Torgefahr. Das muss jetzt erstmal jeder für sich selbst verabeiten und dann geht es darum, die letzten beiden Spiele erfolgreich zu beenden und dann die Planung für die 3. Liga anzugehen."
Schalkes Terodde: "Zu Recht viel auf die Fresse bekommen"
Bei Schalke war die Gefühlslage natürlich anders: "Wir wollten einfach von der ersten Minute an den Deckel drauf machen", sagte Simon Terodde. "Wahnsinn, dass dann vor dem Stadion auch noch Tausende Fans auf uns gewartet haben, das zeigt, was in diesem Verein los ist."
Terodde weiter: "Wir haben zwar eigentlich nicht viel zu feiern, aber es ist auch ein geiles Gefühl, wir haben viel auf die Fresse bekommen - auch zu Recht. Aber die letzten sechs Spiele haben wir uns stabilisiert mit einer Spielweise, die relativ einfach ist. Da bin ich auch stolz auf die Mannschaft, weil das nicht selbstverständlich ist, jetzt schon zwei Spieltage vor Schluss gerettet zu sein."
Schalke-Trainer Karel Geraerts analysierte: "Die Saison ist noch nicht vorbei, aber jetzt dürfen wir auch mal zwei, drei Tage etwas entspannt sein." Zu den Gerüchten um seine Zukunft, die Berichten zufolge wieder in Belgien liegen soll, sagte er: "Es wird immer viel geredet. Ich liebe es, hier auf Schalke zu sein, der Verein hat ein unfassbares Potenzial. Aber wir müssen hier mit beiden Füßen auf dem Boden bleiben. Jetzt darf ich erstmal ein Bier mit meinen Spielern trinken."
Schalke-Sportchef Wilmots will an die Arbeit
Sportdirektor Marc Wilmots gab zu: "Ich bin froh, dass wir die 2. Liga gehalten habe - dass ich sowas mal sagen würde, hätte ich auch nie für möglich gehalten. Aber jetzt geht es an die Arbeit. Ich habe schon zwei Stunden mit Karel Geraerts zusammengesessen, er will bleiben. Jetzt schauen wir, welches System wir spielen wollen, welche Spieler wir dafür brauchen - und wir dürfen uns nie wieder zu früh als Meister fühlen, das muss die Lehre aus so einer Saison sein."
Osnabrück und Schalke ohne Fans im St.-Pauli-Stadion
Die Partie war wegen eines behördlich festgestellten Dachschadens an der Bremer Brücke in das Stadion des vermutlich kommenden Bundesligisten FC St. Pauli verlegt worden - Fans waren nicht zugelassen. Der stimmungsmäßige Rückfall in die Corona-Zeit schien die Osnabrücker vor allem in der Startphase komplett zu lähmen, nach fünf Minuten hätte Schiedsrichter Michael Bacher theoretisch schon wieder abpfeifen können.
Ziemlich drittligareif war in jedem Fall, wie viel Platz die Lila-Weißen dem Schalker Ouwejan bei seiner Flanke gewährten. Im Zentrum hatte auch Simon Terodde viel Zeit und Raum, konnte die Kugel mit der Brust auf Topp ablegen, der sich vor dem Tor nervenstark zeigte. Das galt drei Zeigerumdrehungen später auch für Karaman. Osnabrück hatte in Person von Makridis den Ball im Aufbau verdaddelt, Paul Seguin setzte Schallenberg in Szene, der wiederum den türkischen Nationalspieler fand - aus 18 Metern schlenzte Karaman zum 2:0 ein.
Osnabrück ohne jede Durchschlagskraft
In der Folge bemühte sich Osnabrück zwar um mehr Gegenwehr, fuhr auch immer wieder mal eigene Angriffe - aber die Durchschlagskraft war armselig. Ehe der eingewechselte Ouédraogo das dritte Tor nachlegte, hätte es auch schon weitaus schlimmer für den VfL kommen können.
Auch in der Schluss-Viertelstunde blieb beinahe ausschließlich Schalke gefährlich: Seguin und Ouwejan trafen binnen einer Minute gleich zweimal Aluminium, dann spazierte Topp noch einmal völlig ungehindert durch die Abwehr der Osnabrücker und schob zum vierten Treffer ein.
Der VfL hatte seine erste wirklich gefährliche Szene durch einen Kopfball von Maxwell Gyamfi erst in der 85. Minute - Marius Müller im Schalker Tor lenkte die Kugel aber mit einem Blitzreflex um den Pfosten.
Vfl Osnabrück bei St. Pauli, Schalke 04 gegen Hansa Rostock
Der VfL Osnabrück spielt am Millerntor gegen St. Pauli (Sonntag, 12.05.2024, 13.30). Schalke spielt zu Hause gegen Hansa Rostock (Samstag, 13.30 Uhr).